Filmretrospektive Filmretrospektive: Danièle Huillet & Jean-Marie Straub

Vier Gestalten in weißen Tüchern, die vor schwarzen Hintergrund gestaffelt stehen BELVA Film GmbH

Do, 05.10.2023 –
Do, 29.02.2024

Cinematek

Machorka-Muff, 1962

UIT ONTZETTING / DE LA STUPEUR

Das Werk von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub gilt als eines der markantesten, schönsten und kompromisslosesten Werke des modernen Kinos. Es ist daher eine große Freude, dass das Goethe-Institut Belgien und CINEMATEK die erste vollständige Retrospektive ihres Werks in Belgien präsentieren.

Danièle Huillet (1936-2006, Frankreich) und Jean-Marie Straub (1933-2022, Frankreich) lernten sich 1954 kennen und schufen zweiundfünfzig Jahre ein gemeinsames Lebenswerk: Ihre Filme setzten sich konsequent mit der Politik des Nachkriegseuropas auseinander, beginnend mit der Wiederbewaffnung Deutschlands, und legten Schichten der Geschichte frei, um die Kontinuität der Gewalt der Vergangenheit in der Gegenwart aufzuzeigen.
 
„Diese Retrospektive ist das Ergebnis eines doppelten Wunsches: die von Straub nach 2006 gedrehten Filme zu zeigen, von denen die meisten digital gedreht wurden (und von denen kaum einer bisher in Brüssel zu sehen war), und im selben Programm, und manchmal in denselben Vorführungen, die Filme zu zeigen, die sie zwischen 1962 und 2005 gemeinsam gedreht haben (beginnend mit den in Brüssel aufbewahrten Filmen).

Eines der bemerkenswerten Merkmale der Filme von Huillet-Straub und Straub ist, dass sie in drei Sprachen gedreht wurden: auf Deutsch, Französisch oder Italienisch, und auch die Aufmerksamkeit, die jeder dieser Sprachen gewidmet wird, und dem, was sie von der Geschichte eines Landes in sich tragen (die Regisseur*innen lebten in Deutschland, Frankreich und Italien).

[…] Obwohl alle ihre Filme Texte enthalten, die von anderen geschrieben wurden (vollständige Werke oder Auszüge), basieren diese immer auf Erfahrungen, die die Filmemacher*innen selbst geprägt haben. Und im Laufe der Jahre trug der Übergang von einer Sprache zur anderen zur Besonderheit ihrer Herangehensweise in Bezug auf Satzbau und Diktion bei. Nachdem sie zum Beispiel ihren ersten Film auf Französisch gedreht hatten, mit überwiegend italienischen Schauspieler*innen, begannen sie, die deutsche Sprache anders anzugehen.

Ihre Filme richten sich also in erster Linie an Menschen, die ihre Sprache verstehen. Im Fall von Chronik der Anna Magdalena Bach, mit Kommentar aus dem Off, wurden 5 Fassungen erstellt: eine deutsche, französische, niederländische, englische und italienische. Diese Konzentration auf das Zuhören ist sicherlich nicht exklusiv, denn zuerst Huillet, und dann auch Straub und seine Kompliz*innen haben Untertitel erstellt. Obwohl die Verwendung einer globalen Kommunikationssprache der Funktionsweise dieser Filme zuwiderläuft, greifen wir teilweise auf englische Untertitel zurück, um das Programm für mehr Menschen zu öffnen, mit der Einladung an alle, der gesprochenen Sprachen unbedingt Aufmerksamkeit zu schenken.“ (Ausschnitt Aristide Bianchi)
 
Trotz der Bedeutung und des Einflusses der Arbeit des Regisseur*innen-Paares hat es noch keine vollständige belgische Retrospektive ihrer Filme gegeben. Ihr Ouevre, dass sich über sprachliche und territoriale Grenzen hinwegsetzt, ist besonders relevant für die belgische Kulturszene - als Ort, der immer schon Vielsprachigkeit, Völkerverständigung und diverse Gemeinschaften gewohnt war.

Diese umfassende Retrospektive des Werks von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub wird in zwei Teilen präsentiert. Der erste Teil, der am 05.10. beginnt und dessen Auswahl Sie hier entdecken können, schließt mit Trop tôt / trop tard, der französischen vertonte Version eines Films, der teils in Frankreich, teils in Ägypten gedreht wurde. Der zweite Teil, der von Dezember bis Februar läuft, beginnt dann mit der englischsprachigen Version des gleichen Films Too Early / Too Late.

Die Veranstaltungsreihe wird organisiert von CINEMATEK in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut und Courtisane.

 

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