Reisen, ohne den Ort, an dem man ist, zu verlassen – der portugiesische Schriftsteller Fernando Pessoa hat das meisterhaft gemacht. Wilson Moreira ist kein Schriftsteller. Aber wie Pessoa reist der Guide, der in Rio de Janeiro Touren auf Deutsch, Englisch und Französisch anbietet, in der Literatur, in Gedanken, in der Phantasie. Die Anregungen dazu holt sich der Besucher, der am längsten dabei ist, in der Bibliothek des Goethe-Instituts Rio. Vielleicht gibt’s ja auch einmal eine Gelegenheit, dass er physisch nach Deutschland reist…
Herr Moreira, wie sind Sie zum Goethe-Institut gekommen?
Das Goethe-Institut hat für mich damals nicht nur bedeutet, Deutsch zu lernen, sondern auch Zugang zur Bibliothek zu haben. Die Bibliothek war die einzige auf Deutsch in Rio und nachdem ich Literatur, Philosophie und klassische Musik und deutsches Kino mag und mir die Vorträge und Konferenzen des Instituts gefallen haben, war für mich entscheidend, weiter Deutsch zu lernen und die Bibliothek zu besuchen.
Was gefällt Ihnen so an der Bibliothek?
Sie ist immer aktuell, immer im Prozess der Neuerung und die Vorträge und Konferenzen haben Themen, die an der Universität schwer zu finden sind. Die deutsche Sprache hat mir darüber hinaus auch einige Wege geöffnet, beispielsweise arbeite ich als Tour-Guide außer auf Englisch und Französisch auch auf Deutsch. Die Bibliothek ermöglicht mir nicht nur, die Sprache zu lernen, sondern zudem meine Kenntnisse über die Kultur zu vertiefen.
Worin liegt für Sie die Faszination der deutschen Sprache und Kultur?
Das Deutsche ist eine extrem reiche Sprache, die für die allgemeine Kultur ausreicht. Und in der man für bestimmte Schriftsteller/innen oder Philosophinnen und Philosophen ein eigenes Wörterbuch braucht. Deutsch muss man immer lernen, das kann man nie können. Das ist eine Sprache, die fordert, dass man immer hinterher ist. Das eine ist, Deutsch zu sprechen, das andere, Deutsch zu verstehen. Man muss über ein gutes Wörterbuch verfügen, enie Möglichkeit haben, zu Konferenzen oder Debatten zu gehen. Und das aktuelle Geschehen verfolgen, zum Beispiel schaue ich zu Hause deutsches Fernsehen.
In der Bibliothek tauchen Sie auch ein, lesen Sie Bücher?
Nein. ich leihe Bücher aus. Was ist mir oft hole, ist “Der Spiegel” und andere Zeitschriften Und einige Sachen innerhalb der Literatur, beispielswese bin ich sehr daran interessiert, ein Basiswissen über Schriftsteller/innen in der ehemaligen DDR vor dem Mauerfall zu haben. Und mit dem zu vergleichen, was sie nach dem Mauerfall geschrieben haben.Ich habe auch Reportagen über Günter Grass gelesen in denen es darum geht, dass er in der Jugend Teil der Waffen-SS war. Und seine Reise nach Israel 1967. In der Welt ging es drunter und drüber, was die Standpunkte und politischen Meinungen angeht.
Also ist die die Bibliothek für Sie der Eingang, der eine Welt öffnet, die Deuschland ist.
Einige literarische Kolloquien, sehr wichtig, nur jedes mal teurer, Was ich immer wichtig gefunden habe und was das Goethe-Institut macht, ist entweder die Möglichkeit zu habe und Autor in der Gruppe zu diskutieren. Denn selten haben Leute Personen die hier studieren die Möglichkeit, sich in der Gruppe zu treffen und über Literatur zu diskutieren. Das ist eine weitere Möglichkeit, mit dem Land in Verbindung zu treten, weil man über Geschichte lernt, über Gesellschaft.
Sie sind schon sehr der Kultur verbunden.
Ich mag Kultur. Aber ich bin nicht intellektuell. Damals habe ich im suburbio gelebt. Ins Goethe-Institut zu kommen war sehr schwierig. Heute gibt es unzählige Möglichkeiten, Sprachen zu lernen. Internet heute gibt es in der Zugang per Skype Heute kann einer Person einen Text per E-Mail schicken und sie schickt den korrigiert zurück Es gibt das Fernsehen es gibt die Bibliothek hier Also heute gibt es viele Möglichkeiten um sich im zu vertiefen damals war schon schwierig ein juhu zu kaufen.
Es scheint, als hätten sie ein ganzen Universum auf Deutsch, das Goethe-Institut, die Bibliothek, deutsches Fernsehen, Radio, Internet. Was ist Ihr Tipp für Deutschlernende, um die Sparche möglich zu machen?
Ideal ist, jeden Tag deutsches Fernsehen schauen, verschiedene Formate. Man kann das Radio im Internet mitnehmen, hat Zugang zu Radios auf der ganzen Welt, das ist fantastisch.
Wie haben sie Ihre Leidenschaft für Sprachen überhaupt entdeckt, so jung auch noch?
Als ich jung war, hatte ich die Angewohnheit, zum Hafen zu fahren und mit den Seeleuten Zeit zu verbringen. Und dann habe ich lange mit Visumsangelegenheiten und Migration gearbeitet.
Wenn Sie Bilanz ziehen, um auf die kommenden 60 Jahre vorauszublicken – was würden Sie gerne im Goethe-Institut, in der Bibliothek vorfinden? Und was sind die Herausforderungen für das Institut, damit es in Ihrem Leben und in dem vieler anderer Menschen beibt?
Ich weiß nicht, ob das Goethe-Institut diese Erlaubnis bekommen kann, den Schülerinnen und Schülern deutsche Fernsehprogramme zur Verfügung zu stellen. Und auch ein, zwei Mal in der Woche ein offenes Konversationstreffen auf verschiedenen Sprachniveuas zu veranstalten, um über Gott und die Welt zu sprechen. Ich würde Kaffee anbieten, ein Thema auswählen, eventuell auch schon davor schon ankündigen. Es kann auch ein Kinoklub mit einer anschliessenden Debatte sein Aber das Institut braucht mehr aktive Beteilung, um ein Treffpunkt zu sein.
Welche Bedeutung hat das Goethe-Institut für Sie?
Für mich ist es sehr wichtig, weil ich in der Bibliothek Zugang zu Zeitschriften und Zeitungen habe, die in Rio sonst am Kiosk schwierig zu bekommen sind. Ich wohne auf einer Fazenda in Alcantara und habe noch nie das Land verlassen. Aber dank des Goethe-Instituts, des deutschen Fernsehens und der literarischen Kolloquien fühle ich mich so verbunden, dass, wenn ich eines Tages nach Deutschland reise, glaube ich keine Schwierigkeiten haben werde, die Sprache zu sprechen und die Kultur zu verstehen.
Welches Buch würden Sie auf diese Reihe mitnehmen würden?
Ich mag Günter Grass sehr. Er repräsentiert gut, was Deutschland im vergangenen Jahrhundert gewesen ist; er hat in seiner Literatur Geschichten aufgenommen, von denen die die Deutschen wollen, dass sie erzählt werden. Und er hat auch Verantwortung übernommen, als er sagte, dass er in der Waffen-SS war.