Monika Hackstein hat bei der Eröffnung der „Woche der deutschen Sprache“ und der Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag des Goethe-Instituts Rio de Janeiro ein Gedicht vorgetragen. Hackstein, die den Literaturkreis des Goethe-Instituts Rio leitet, sieht Literatur und Poesie als beste Brücke zwischen den Kulturen. Sie war auch selbst Deutschlehrerin am Goethe-Institut sowie Fachleiterin für Deutsch als Fremdsprache an der Escola Alemã Corcovado (Deutsche Schule Rio de Janeiro).
Wie war der erste Kontakt mit dem Goethe-Institut Rio de Janeiro, was hat Sie dorthin gebracht? Erinnern Sie sich noch daran?
Das ist lange her. Natürlich kannte ich das Instituto Cultural Brasil Alemanha (ICBA) hier und der damalige Sprachabteilungsleiter Tilmann Waldraff war Schülervater, die Schule war noch sehr klein, also man kannte sich. Ich wollte mal etwas anderes als Schule / Kinder ausprobieren, mit Erwachsenen arbeiten, die Vertragsbedingungen waren für mich als Deutsche günstig, das Goethe-Institut Rio suchte Muttersprachler/innen als Lehrerinnen und Lehrer und ich habe dann nach einer einmonatigen Hospitationszeit im ICBA angefangen. Ich erinnere mich sehr gern an Tilmann Waldraff, er war ein prima Sprachabteilungsleiter, sehr kompetent, freundlich, kollegial, aber er hat mich auch bei der ersten Prüfung für das Kleine Deutsche Sprachdiplom (KDS), die ich als Prüferin an seiner Seite mitmachen durfte so richtig „ins kalte Wasser geschmissen“. Das Bad hat mir gut getan, ich habe sehr viel bei ihm und von ihm gelernt.
Worin bestand als ehemalige Fachleiterin für Deutsch als Fremdsprache der Escola Alemã Corcovado (Deutsche Schule Rio de Janeiro) Ihre Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut?
Nach zwei Jahren wurden unsere deutschen Verträge gekündigt (ich übergehe diese problematische Zeit), ich bin trotzdem beim Goethe-Institut geblieben, weil die Arbeit mir großen Spaß gemacht hat, ich habe später nur mehr Oberstufe, KDS und Großes Deutsches Sprachdiplom unterrichtet. Das war eine Freude. Ich habe selbst viel dabei gelernt, Fortbildungen besucht, hatte immer guten Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen, ich war lange Jahre "Betriebsrat". Diese Arbeit war nie langweilig, immer interessant.
Beim ICBA war ich Lehrerin. Ich bin dann zurück an die Schule (Escola Alema Corcovado / Deutsche Schule Rio de Janeiro) gegangen und habe dort hauptsächlich die Sprachdiplomklassen übernommen. Dort bin ich dann auch Fachleiterin Deutsch als Fremdsprache (DaF) geworden, verantwortlich für die Prüfungen und Sprachdiplome.
Sie leiten den Literaturkreis des Goethe-Instituts. Wie ist Ihr Interesse für die Literatur entstanden?
Ich habe in Deutschland Germanistik und Romanistik studiert und habe zwei Staatsexamina und das Philosophikum absolviert. Wir haben damals schon in der Schule sehr viel gelesen. Sie müssen bedenken, dass wir kein Fernsehen, kein Internet, keine Handys hatten, also waren die Bücher für uns alles. Wenn heute die Schüler unter der Bank ihre SMS checken und Videos sehen und ähnliches, so haben wir unter Bank Bücher gelesen, wenn zum Beispiel der Matheunterrricht langweilig war. Wenn die Schüler heute abends fernsehen, so haben wir unter der Bettdecke mit Taschenlampe Bücher gelesen. Wir hatten einen merkwürdigen Lesewettbewerb in unserer Klasse. Eine Freundin kam eines Morgens in die Klasse und sagte: „Ich habe Schillers Dramen gelesen.“ Ich fühlte mich angespornt und kündigte einige Tage später an: "Ich habe alle Novellen Storms gelesen." Wir hatten wirklich gelesen, ob wir alles verstanden, war eine andere Frage. Es war ganz anders als heute. Wir haben erheblich mehr gelesen als die Generationen heute. Wenn ich mir das heute betrachte, vier Pflichtlektüren im Abitur..... aber das ist ja auch nur zu verständlich, die Zeiten haben sich geändert.
Denken Sie, dass die Literatur eine Brücke zwischen Brasilien und Deutschland sein kann?
Die Frage, ob Literatur eine Brücke zwischen den Kulturen schlagen kann, kann ich nur bejahen, meiner Meinung nach ist es die beste Brücke.