Oscars 2023
„Im Westen nichts Neues“ – außer ein Haufen Oscars

Plakat "Im Westen nichts Neues" hängt im Regen
Foto (Detail) : © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber

Bei den Oscars gingen dieses Jahr gleich vier goldene Statuen an einen deutschen Film. „Im Westen nichts Neues“ von Regisseur Edward Berger schreibt damit Filmgeschichte.

Von Anna Berchtenbreiter

„And the Oscar goes to: ‚Im Westen nichts Neues‘!“ – diesen Satz hörte man bei der diesjährigen Oscar-Verleihung gleich vier Mal. Das deutsche Weltkriegsdrama gewann damit in mehr Kategorien als jeder andere deutsche Film zuvor. Ausgezeichnet wurde die Netflix-Produktion in den Kategorien Bester Internationaler Film, Beste Kamera (James Friend), Beste Filmmusik (Volker Bertelmann alias Hauschka) und Bestes Szenenbild (Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper). Nominiert war der Film von Regisseur Edward Berger außerdem in fünf weiteren Kategorien, darunter auch als Bester Film.

Der sogenannte „Auslands-Oscar“, der Preis für den Besten Internationalen Film, ging damit nach über 15 Jahre wieder nach Deutschland. Zuvor wurden 1980 die Roman-Verfilmung „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff, 2003 das Drama „Nirgendwo in Afrika“ von Caroline Link und 2007 das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck mit dem begehrten Preis ausgezeichnet.

Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass ein Film mit diesem Titel bei den Oscars vertreten ist. Die erste Verfilmung war eine US-amerikanische Produktion und gewann 1930 sogar den Preis für den Besten Film. Später wurde er von den Nationalsozialisten in Deutschland verboten.

© Netflix
© Netflix
Das Antikriegsdrama ist eine Neuverfilmung des gleichnamigen Romans von Erich Maria Remarque. Schüler Paul Bäumer, gespielt von Felix Kammerer, und seine Freunde melden sich im Ersten Weltkrieg voller Begeisterung für den Militärdienst, nachdem ihr Lehrer sie mit einer patriotischen Rede für den Krieg motivierte. In den Schützengräben an der Westfront erlebt Paul dann statt dem großen Abenteuer die Schrecken des Krieges: die Brutalität, das sinnlose Sterben. Der Film beschönigt nichts, zeigt blutige Kämpfe vor einer schlammigen Kulisse – ohne Helden, ohne Pathos.

Zwischen der Verfilmung und dem Buch gibt es jedoch einige Unterschiede. Pauls Heimaturlaub wurde nicht verfilmt, dafür ein Erzählstrang hinzugefügt, in dem der Politiker Matthias Erzberger (gespielt von Daniel Brühl) versucht, einen Waffenstillstand mit den Franzosen zu verhandeln. Diese Abweichungen vom Roman stießen indes teils auf Kritik. Dessen ungeachtet fährt „Im Westen nichts Neues“ seit Erscheinen weltweit große Erfolge ein: Edward Bergers Kriegsdrama erhielt bereits bei den britischen Filmpreisen BAFTAs sieben Auszeichnungen, darunter auch den Preis für den Besten Film.

Das könnte auch an der Antikriegsbotschaft liegen, die der Film sendet. Angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine erhält der Film eine unverhoffte Aktualität und zeigt eindrucksvoll, welch verheerende Auswirkungen Krieg auf jene Menschen hat, die in ihn hineingezogen werden.
 

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