Literatur und Theater sind in Südosteuropa wichtige Bestandteile des kulturellen Dialogs. Das Umfeld für Theater, insbesondere für freie Theater, ist nicht erst seit der Covid-19-Krise schwierig. Gerade in diesen Zeiten bedarf es alternativer Wege für Bühnenautor*innen, ihre Stücke den Dramaturgen und dem Publikum zu präsentieren.
Die Workshopserie New Stages South East ist den jungen Dramatiker*innen und Dramaturg*innen gewidmet, mit der Absicht phantasievolle Wege zu entwickeln und zu stärken, um die Texte der Stücke in verschiedene (unbegrenzte) Möglichkeiten performativer Interpretationen zu verwandeln. Der Zugang zum Text verändert sich, und die Möglichkeiten der Wiederverwendung, Recycling, Text-Neuerfindung in zeitgenössischen performativen Künsten sind unbegrenzt.
Das Programm New Stages South East stellt die folgenden Fragen:
Haben gesellschaftliche Umbrüche, Migration und Flüchtlingsströme, Pandemien wie Covid-19, Rückschritte auf dem Weg zur europäischen Integration, regionale Konflikte und die Allgegenwart populistischer, nationalistischer Regime Einfluss auf das zeitgenössische Theater? Wie versucht das Theater negativen Strömungen entgegenzuwirken und zum nachhaltigen Aufbau einer (europäisch orientierten) Zivilgesellschaft beizutragen? Bühnenstücke scheinen schneller, direkter und konkreter als andere literarische Genres auf Verwerfungen aller Art reagieren, was folglich Fragen nach den gegenwärtigen Stoffen und Themen aufwirft. Wie wird die Handlung konstruiert, wie werden Figuren und Muster entwickelt, welche dramatischen Zuspitzungen sollen das Publikum zu sehen bekommen? Mit welchen formalen Ausdrucksmitteln arbeitet das zeitgenössische Theater? Welche medialen Veränderungen (Einsatz von Video, Film, sozialen Netzwerken) erfährt es? Wie sieht es mit interdisziplinären Ansätzen aus, den Beziehungen zu Performance und bildender Kunst? Versteht sich Theater als Bildungs- oder Aufklärungsinstitution?
Von 20. bis 23. April 2023 hat das Theater Oberhausen in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut im Rahmen des Festivals New Stages South-East neue dramatische Texte aus Südosteuropa präsentiert.
New Stages South East ist ein mehrjähriges internationales Projekt des Goethe-Instituts, das die Entstehung neuer Bühnentexte fördert und junge Autor:innen und Theatermacher:innen aus Süd Ost Europa und Deutschland bei ihrem Erfahrungsaustausch zu aktuellen Themen und der gemeinsamen Ideenentwicklung unterstützt.
2021 und 2022 werden 14 internationale Workshops in den Ländern stattfinden, die an diesem Projekt beteiligt sind: in Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Serbien und Zypern. Während dieser Workshops werden die Autor:innen bei der Arbeit an ihren Projekten unterstützt und dadurch wird der Dialog über die Rolle des Theaters in der Gesellschaft, über aktuelle Probleme und gesellschaftlichen Wandel in Südosteuropa angestoßen. 2023 werden in Deutschland eine Auswahl dieser neuen Texte und andere Ergebnisse der neu aufgekommenen Formen der Zusammenarbeit präsentiert.
Jedes Land wird vor Ort seine Projektteilnehmer auswählen, die im Laufe eines Workshops an der Weiterentwicklung eigener neuer oder bereits bestehender Texte arbeiten werden. Um den Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen den am Projekt beteiligten Ländern zu intensivieren, wird an jedem internationalen Workshop auch je ein Autor oder eine Autorin aus den übrigen Partnerländern teilnehmen.
Die lokale Partnerinstitution in Serbien ist der Verein „OK - Bildung und Kultur“.
New Stages South-East
In diesem Jahr wird eine Plattform in Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Serbien und Zypern gebildet, bestehend aus Workshops, Seminaren, Lesungen und experimentellen Formaten, die in diesem und nächsten Jahr stattfinden sollen. Für 2023 ist die Präsentation und Veröffentlichung der Projektergebnisse geplant.
In jedem der genannten Länder werden 5-6 lokale Autor:innen ausgewählt, die an den Workshops teilnehmen werden. Alle Workshop-Teilnehmer:innen wollten die Möglichkeit haben, bei einem weiteren Workshop in einem anderen Land dabei zu sein (und möglichst dorthin zu reisen). Die Veranstalter amGoethe-Institut werden Empfehlungen für die Auswahl des zweiten Workshops abgeben, die sich an der bisherigen Arbeit, den Interessen, Kontakten und persönlichen Vorlieben orientieren.
Die Teilnehmer:innen können sich auf die Ausschreibung mit einem bestehenden Bühnentext oder mit einem umfassenden Konzeptpapier zu einem Forschungsprojekt bewerben.
Das Workshop-Programm wird auch 2022 in allen sieben Ländern durch eine neue Reihe von Workshops und mit neuen Teilnehmer:innen-Gruppen weitergeführt.
Ziel dieser Workshops ist die Unterstützung der Autor:innen bei der Entwicklung eines neuen Stücks/Projekts, wobei ein Abschluss des Texts nicht verbindlich ist. Allerdings können sich jene, die ihre Arbeit erfolgreich zum Abschluss bringen, für die Teilnahme an der Endphase des Projekts bewerben, bei der die Übersetzung ausgewählter Texte ins Englische und Deutsche sowie ihre Präsentation bei der Schlussveranstaltung in Deutschland vorgesehen ist. Jurymitglieder bei dieser Veranstaltung werden je ein Vertreter aller lokalen teilnehmenden Goethe-Institute, ein Vertreter des Theaterreferats der Zentrale des Goethe-Instituts in München und alle sieben Workshop-Leiter:innen sein. Die Auswahl der Teilnehmer:innen erfolgt aufgrund einer Zusammenfassung auf maximal einer Seite + einem Textauszug auf einer Seite in englischer Sprache (die Übersetzung wird von den Veranstaltern zur Verfügung gestellt).
Das Goethe-Institut Serbien führt eine Auschreibung für die Teilnahme an einem Projekt zur Arbeit an einem Bühnentext durch, das Teil eines regionalen internationalen Projekts des Goethe-Instituts „New Stages South-East“ ist.
Während des für November 2021 in Belgrad geplanten Workshops werden fünf bis sechs ausgewählte Theaterschriftsteller die Gelegenheit erhalten, einen neuen oder bereits bestehenden Bühnentext oder das Konzept eines Forschungsprojekts weiterzuentwickeln, unter der Leitung der Regisseurin Ana Konstantinovićund der Dramatikerin TanjaŠljivar.Die Arbeitssprache des Workshops ist Englisch, da unter den Teilnehmer:innen auch Autor:innen aus Partnerländern sein werden. Die Arbeit an der Textentwicklung, bei der die Teilnahme von Gästen aus dem Ausland nicht notwendig ist, erfolgt in serbischer Sprache.
Der Workshop ist der Entwicklung eines Bühnentexts und des Texts für eine Theateraufführung gewidmet, mit dem Schwerpunkt Jugendtheater. Das Jugendtheater ist immer noch zu wenig präsent, obwohl es ein sehr wichtiger Teil des Theaterschaffens ist. Im Laufe dieses Workshops werden wir uns mit den folgenden Fragen auseinandersetzen – Was passiert während der Proben mit dem Text? Welche Rolle haben der Dramaturg/die Dramaturgin, der/die Dramatiker/Dramatikerin, die Recherchierenden? Durch die Erforschung verschiedener Rollen im Entstehungsprozess einer Bühnenaufführung werden verschiedene Entstehungs- und Entwicklungsstrategien des Bühnentexts bzw. des Aufführungstexts erörtert.
Die ausgewählten Teilnehmer:innen werden die Gelegenheit erhalten, an einem weiteren Workshop in einer der Partnerstädte – Athen, Bukarest, Nikosia, Sarajevo, Sofia, Thessaloniki oder Zagreb – teilzunehmen.
Die Ausschreibung ist für alle Dramatiker:innen offen, die in serbischer Sprache schreiben.
Mindestens ein verfasster Bühnentext;
Aktive Englischkenntnisse;
Bereitschaft in eines der Teilnahmeländer zu reisen (Bukarest, Athen, Sarajevo, Zagreb, Thessaloniki, Nikosia oder Sofia), im Einklang mit den jeweils geltenden Reisemöglichkeiten. Die Reise- und Unterbringungskosten werden erstattet.
Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung im Jahr 2021.
Motivationsbrief (max. 3.800 Zeichen), in dem die Sichtweise des Bewerbers/der Bewerberin auf die Herausforderung im Kontext der Bühnenwerke für Jugendliche dargelegt wird. In diesem Brief kann auch angegeben werden, in welche andere Stadt der Bewerber/die Bewerberin gerne reisen würde (bis zu 3 nach Vorlieben geordnete Auswahlmöglichkeiten)
Lebenslauf und/oder Portfolio des Autors/der Autorin
Bühnentext –Ausschnitt und/oder Treatment des Bühnentexts (acht bis zehn Seiten) oder ein umfassendes Konzept des Forschungsprojekts im Theaterbereich.
Die Bewerbung erfolgt per E-Mail. In der Betreffzeile muss New Stages Application stehen. Die E-Mail wird geschickt an: suncica.sido@goethe.de. Dies ist auch die E-Mail-Adresse, über die Sie Zusatzinformationen zur Ausschreibung erfragen können. Die Maximalgröße des E-Mail-Anhangs ist 10 MB. Automatisch erstellte Nachrichten oder Links mit zeitlicher Beschränkung können nicht akzeptiert werden.
Ausschreibungsfrist: vom 1. bis zum 21. März.
Die endgültige Entscheidung über die ausgewählten Bewerber:innen werden die folgenden Jurymitglieder treffen: Ana Konstantinović, Regisseurin, Tanja Šljivar, Dramatikerin, ein/e Vertreter/in des Goethe-Instituts Serbien und eine Vertreterin der Vereinigung OK – Bildung und Kultur, des lokalen Partners in Serbien.
Die Bewerber:innen werden bis zum 31. März 2021 über die Ausschreibungsergebnisse benachrichtigt.
Ana Konstantinović (1987) ist Theaterregisseurin, Gründerin und künstlerische Leiterin der Theaterorganisation Eho animato in Belgrad. Das Studium der Theater- und Rundfunkregie hat sie an der Fakultät für Darstellende Künste in Belgrad abgeschlossen, wo sie derzeit in der Endphase ihres künstlerischen Doktoratsstudiums ist. Sie ist am Nationaltheater in Belgrad als Redakteurin von „Platforma“ tätig, einem Programm, dessen Ziel die Fortbildung von Theaterprofis und Publikum im Bereich der darstellenden Künste ist.
Sie nahm an zahlreichen Workshops und internationalen Projekten teil, u.a. Terre Promesse / Bussole rotte (Mailand, Italien), Europe Unlimited (Hannover, Deutschland), Augenblick mal! (Berlin, Deutschland). Sie war Koordinatorin des Weltkongresses der IFTR (International Federation for Theater Research) in Belgrad im Jahr 2018. Sie hat eine Reihe von Workshops für Jugendliche sowie einige Workshops, die sich an junge Theaterprofis richten, geleitet.
Sie führte Regie bei Theateraufführungen, Hörspielen, öffentlichen Lesungen und Performances, darunter die digitalen Performances „Mirror Glaze“ und „Venoms in the Kitchen“ (La MaMa e.t.c & CultureHub, New York), „In der Glaskugel“ (Kulturzentrum Pavillon, Hannover), „Der Sturm“ (Regionaltheater Novi Pazar), „I bei tempi“ und „Home“ (Paolo Grassi, Mailand, Italien). Im Rahmen des Theaterkollektivs Eho animato führte sie Regie bei den folgenden Aufführungen: „Fragmente der Unruhe“, „Die besten Absichten“, „Rosmersholm“, „Nach dem Spiel“, „Biografische Skizzen“, „Die Glasmenagerie“.
Tanja Šljivar, Dramatikerin, wurde 1988 in Banjaluka, SFR Jugoslawien, geboren. Sie hat sowohl das Diplom- als auch das Masterstudium in Dramaturgie an der Fakultät für Darstellende Kunst in Belgrad, Serbien, sowie das Masterstudium in Angewandter Theaterwissenschaft in Gießen, Deutschland, abgeschlossen.
Sie hat sechs abendfüllende und mehrere kurze Theaterstücke geschrieben, die in professionellen Theatern in Bosnien und Herzegowina (Bosnisches Nationaltheater Zenica), Kroatien, Serbien (Nationaltheater, Atelje 212, beide in Belgrad), Albanien, Spanien, Polen, Österreich, Finnland, Slowakei und Deutschland (Deutsches Theater Berlin, Schauspiel Stuttgart, Theater Dortmund, Theater Paderborn) veröffentlicht, öffentlich gelesen und aufgeführt wurden.
Sie schreibt auch Drehbücher (Die Kelten, Ab morgen beginne ich zu, Etwas Süßes), Kurzgeschichten, Hörspiele, theatertheoretische Texte und Texte für visuelle Kunstprojekte.
Für ihre Bühnentexte hat sie alle relevanten Auszeichnungen in Bosnien und Herzegowina sowie in Serbien erhalten, u.a. den Sterija-Preis für das beste zeitgenössische Theaterstück in Serbien, in Österreich war sie für den Retzhofer Dramapreis nominiert.
Sie war Gast der Stadschreiberin und Stipendiatin in Graz (IHAG und St. Air), Wien (Museums Quartier 21 und KulturKontakt), Prishtina (Prishtina hat keinen Fluss) und Split (Reading Balkan). Ihre Stücke wurden in etwa 10 Sprachen übersetzt. 2019 war sie Chefdramaturgin am Nationaltheater in Belgrad. Sie ist Mitglied der Künstler-Plattform Björnsonova und der Aktivistenbewegung „Dach über dem Kopf“. Im Herbst 2020 begann sie mit der Arbeit an ihrem Debütroman, der vom IAS-Schriftstellerprogramm der Central University in Budapest gefördert wird.