Phase I
Vorstellungen über eine Institution der Zukunft

Die erste Ausgabe des Projekts „Commons“ trägt den Arbeitstitel „Vorstellungen über eine Institution der Zukunft“ und wird im Laufe des Jahres 2021 umgesetzt, im Rahmen der kreativen Plattform des Goethe-Instituts unter dem Namen „Next Generation“.
 
Zum Anlass des bevorstehenden Geburtstags von Joseph Beuys (1921-1986), eines der ersten Konzeptkünstlers in Europa und des wahrscheinlich bedeutendsten deutschen Künstlers des 20. Jahrhunderts, des Autors der neuen Definition der Kunst als  erweiterten Begriffs, des Begriffs der sozialen Plastik als allumfassendes Kunstwerk, genauer – als Gestaltung des Lebens innerhalb von experimentellen künstlerischen Praxen, stellten wir uns die folgende Fragen: Welche Bedeutung hat der Begriff des Gemeinschaftlichen in der Kunst? Wie sehen gemeinschaftliche Prozesse in der Kunst aus? Ist dies überhaupt möglich? Kann die Kunst zur vitalen Kraft innerhalb des Prozesses der Gemeinschaftlichkeit werden und nach vorwärts wirken? Wird dies die künstlerische Praxis ändern, und wenn ja, auf welche Weise? Kann der Prozess der Gemeinschaftlichkeit durch Kunst in einer Zeit der politischen Instabilität einen Einfluss ausüben, und wie spielt sich dies ab? Und umgekehrt – wie wirkt sich das turbulente alltägliche politische Leben auf den künstlerischen Prozess aus? Können die mit einem solchen Prozess zusammenhängenden Werte – Selbstorganisation, Nachhaltigkeit, Solidarität, Kollektivität - in einer Institution wie dem Goethe-Institut frei entwickelt und weiter gepflegt werden? Welche Rolle spielt die Institution in diesen Prozess? Sind Prozesse der freien Selbstorganisation innerhalb der Institution überhaupt möglich? Wie sieht eigentlich eine ideale Institution aus (in der solche Prozesse möglich sind)? Ist dies die Institution der Zukunft?
 
Dieses Projekt ist als langfristiges Projekt mit einem Fünfjahresplan gedacht, dessen Programm aus Workshops, Konferenzen, öffentlichen Gesprächen und Diskussionen besteht, einhergehend mit der Initiative, die wichtigsten Persönlichkeiten innerhalb des lokalen und regionalen kulturellen und künstlerischen Diskurses zu versammeln, die für die Teilnehmer*innen wichtiges institutionelles Wissen und die Vernetzungsmöglichkeiten mitbringen werden.
 
Ziel des Projekts ist der Aufbau einer experimentellen Plattform zum Nachdenken über Formen der Vereinigung/Selbstvereinigung, über informelles Lernen und Austausch sowie über die Arbeit in einem Kollektiv. Ein weiteres Ziel dieses Projekts ist es, mit den Teilnehmer*innen in Belgrad an neuen Formen des kritischen Denkens, der Neugier und der Begegnung zwischen Kunstschaffenden, Berufskünstler*innen, Theoretiker*innen aus verschiedenen Disziplinen zu arbeiten. Das Programm besteht aus einer Reihe von experimentellen Übungen, Workshops und Seminaren, performativen Spaziergängen, Gesprächen und einer Reihe von Präsentationen der Künstler*innen (Ausstellungen), Performances und diskursiven Programmen, die größtenteils öffentlich zugänglich sein werden. Ein Teil der Programme und Ergebnisse der Übungen werden auf der Online-Plattform veröffentlicht, die gleichzeitig als Basis für die Unterlagen der verschiedenen Projektphasen dienen wird.
 
Bei diesem Projekt liegt die Betonung auf dem künstlerischen Prozess, der permanent dokumentiert wird, während des Projektes wird Kunst als Mittel eines aktiven gemeinsamen Prozesses verstanden. Dieses Projekt beabsichtigt, die jüngere Generation von Künstler*innen/künstlerischen Mitarbeiter*innen durch Wissensansammlung zu bestärken und einen gemeinsamen Raum (Commons) für die Entwicklung der Institution des Denkens und der kritischen Überlegungen zu vergangenen und aktuellen kulturellen und politischen Phänomenen zu schaffen, was die Grundlage zu Vorstellungen (Entwicklung) über eine Institution der Zukunft darstellt.
 
Übungen, ein für die Öffentlichkeit zugängliches Programm, performative Aktionen und ein diskursives Programm werden einen öffentlichen Raum moderieren, in dem sich bestimmte Ideen begegnen, die von den eigeladenen Profis erörtert werden – mit dem Ziel des aktiven Verständnisses und der Analyse des historischen Erbes von Institutionen (von denen wir glauben, dass sie bestimmtes Wissen enthalten und produzieren). Durch verschiedene (re)Aktionen und aus unterschiedlichen Perspektiven wird dieses Projekt die Idee der Institution problematisieren.

Katarina Kostandinović
 

Katarina Kostandinović wurde 1992 in Bor (Serbien) geboren. Sie hat das Studium der Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Belgrad abgeschlossen. Im Kulturzentrum Belgrad ist sie seit 2016 als Kustodin und Programmkoordinatorin tätig; als unabhängige Mitarbeiterin arbeitet sie an verschiedenen Projekten sowie mit verschiedenen Initiativen und Organisationen zusammen. Im Jahr 2021 wurde sie als Kustodin des Aquarell-Biennales in Zrenjanin eingeladen; 2020 war sie auf Einladung von Zorica Milisavljević und Selman Trtovac Autorin der ersten Ausgabe des Projekts „Commons - Gesellschaft in gemeinsamer Verantwortung/GgV“ des Goethe-Institut in Belgrad, das 2021 in Zusammenarbeit mit Künstlern der jüngeren Generation in Belgrad durchgeführt wird. Von 2018 bis 2021 war sie Mitglied der Fachjury für den „Dimitrije Bašičević Mangelos-Preis“. Von 2018 bis 2020 war sie Mitglied des Beirats der Galerie des Hauses der Jugend in Belgrad. Sie war als Programmmitarbeiterin am Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad, am Belgrader Stadtmuseum und am Nationalmuseum in Belgrad engagiert. Ihre Texte wurden im Sammelband des Seminars für moderne Kunstgeschichte der Philosophischen Fakultät in Belgrad, im Online-Magazin für zeitgenössische Kunst – Supervizuelna sowie in Katalogen von Einzel- und Gruppenausstellungen veröffentlicht. Sie ist Mitbegründerin des Kunstkollektivs IfA (Institut für Applaus). Im Jahre 2018 war sie Mitbegründerin und Programmkoordinatorin des internationalen Kustoden-Kurses Was kann/soll Kuratieren tun? (What Could/Should Curating Do?)

Top