Gastronomie
Königsberger Klopse
Sie haben viele Namen und noch viel mehr Befürworter*innen. Ihre Geschichte ist bunter als ihr Aussehen. Obwohl sie dem Körper nicht viele Vitamine zuführen, machen sie zu 100 % satt. Wovon ist hier die Rede? Na vom legendären Gericht namens Königsberger Klopse.
Von Tomáš Moravec
Dass Königsberg das heutige Kaliningrad ist, auf Tschechisch Královec, überrascht wohl niemanden. Bekannt ist auch, dass die von deutschen Kreuzrittern zu Ehren des tschechischen Herrschers Přemysl Otakar II. gegründete Stadt einst eine berühmte und vorzeigbare ostpreußische Metropole war. Die Tatsache jedoch, dass aus ihr wichtige Persönlichkeiten wie der Philosoph Immanuel Kant oder der Schriftsteller E. T. A. Hoffmann kommen, ist weniger bekannt. Es ist auch interessant zu wissen, dass in dieser heute (zumindest aus der tschechischen Sicht) etwas abgelegenen Enklave Hannah Arendt einen Teil ihrer Kindheit verbrachte oder dass der Komponist Richard Wagner hier (erfolglos) versuchte, seine Karriere zu starten.
Einen dicken Klops machen
Aber kehren wir von der Geschichte zurück in die Küche. Nun wissen wir ja, was Königsberg (Královec/Kaliningrad) ist. Aber was ist denn dieser „Klops“, im Plural „Klopse“ oder auch „Klöpse“ genannt? Mit diesem Wort, welches sich übrigens auch in der tschechischen Sprache gibt („klops“ geschrieben), bezeichnet einen kleinen Knödel (also Kloss) aus Hackfleisch. In der deutschen Umgangssprache hat das Wort „Klops“ auch noch eine andere Bedeutung: nämlich grober Fehler. Kurz gesagt, man kann auch einen dicken Klops machen, worüber sich dann wohl niemand so richtig freut.Es ist jedoch kein grober Fehler, die Königsberger Klopse so zuzubereiten, wie es in Ostpreußen seit Ende des 18. Jahrhunderts üblich war: mit Kapern und einer dicken Sahnesauce. Denn die Königsberger Klopse sind nicht nur in der preußischen Küche eine Legende, sondern in ganz Deutschland: es ist sogar eines der am häufigsten gegessenen deutschen Regionalgerichte. Auf Speisekarten findet man es auch als „Sauere Klopse“, „Soßklopse“, „Kaparklopse“, „Kapernklopse“ oder einfach „Kochklöpse“.
Königsberger Klopse mit Reis | © N509FZ, CC BY-SA 4.0
Klassiker auf einem Teller
Obwohl die Königsberger Klopse traditionell mit Kartoffeln gegessen werden, findet man manchmal - z. B. in Sachsen - auch eine Version mit gekochtem Reis, und mit Erbsen. Auch bei der Frage, wie die richtige Fleischmischung für Klopse aussehen sollte, gehen die Meinungen weit auseinander: Manche akzeptieren nur Schweinehackfleisch, andere mischen Schweinefleisch mit Rindfleisch, es gibt Klopse aus Kalbfleisch oder mit Sardellen.Aber das Grundmerkmal der echten Königsberger Klopse ist immer dasselbe: Gekochte Hackfleischknödel sind schön in einer dicken Sahnesauce eingebettet, und für Kapern muss man nicht weit gehen. Beim Essen soll man alles ordentlich auf dem Teller zermatschen, damit die Soße aufgesaugt wird und die Esser*innen mit einer Gabel oder einem Löffel auskommen.
Das Phänomen der Königsberger Klopse geht so weit, dass man ihm auch dort begegnet, wo man es auf den ersten Blick nicht erwartet. Die Schriftsteller Erich Maria Remarque und Johannes Maria Simmel zum Beispiel liebten dieses farblose, aber dichte und schmackhafte Gericht - und nahmen es nicht nur zu sich, sondern auch in ihre Werke auf. Insbesondere Simmel liefert in seinem „Spionage-Kochbuch“ Es muss nicht immer Kaviar sein ein präzises Rezept, wie ein richtiger Royal Klopp auszusehen hat. Wir freuen uns, es mit Ihnen zu teilen:
Königsberger Klopse von J. M. Simmel:
Zutaten- 500 Gramm Schweinefleisch
- 1 Brötchen
- 2 Eier
- 2 Zwiebeln
- Salz
- Pfeffer
- Sardellenpaste
- 60 Gramm Butter
- 50 Gramm Mehl
- 750 ml Fleischbrühe
- 125 ml Weißwein
- 100 ml Saure Sahne
- 2 Eigelb
- 2-3 Essl. Kapern
- Zitronensaft
- Man nehme das Fleisch, drehe es durch den Wolf und verarbeite es gut mit der eingeweichten, ausgedrückten Semmel, den Eiern und den feingehackten hellgedünsteten Zwiebeln.
- Man schmecke mit Salz, Pfeffer und Sardellenpaste pikant ab und forme daraus mit nassen Händen mittelgroße runde Klöße.
- Man mache eine helle Butterschwitze mit wenig Mehl, lösche mit Fleischbrühe und einem Glas Weißwein ab, lasse gut durchkochen dann die Klopse darin langsam garen.
- Man nehme die Klopse heraus, ziehe die Sauce mit den in saurer Sahne verrührten Eiern ab, gebe die Kapern hinzu, schmecke mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft ab, und lasse die Klopse etwas in der Sauce ziehen, ohne dass es zum Kochen kommt.
Wir wünschen Ihnen guten Appetit!
Das Rezept wurde erstmals in Simmels Buch Es muss nicht immer Kaviar sein abgedruckt, welches im Jahr 1960 im Schweizer Druck- und Verlagshaus in Zürich erschien.
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Königsberg im Jahre 1898 | © Brück & Sohn Kunstverlag, gemeinfrei
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