Von und über Michael Ende
Michael Ende (1929-1995) zählt zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte und Bücher für Erwachsene, Theaterstücke und Gedichte.
Michael Ende wurde 1929 als Sohn des surrealistischen Malers Edgar Ende in Garmisch-Partenkirchen geboren. Nach seiner Schulzeit besuchte er die Schauspielschule Otto Falckenberg in München und war bis 1953 an verschiedenen Regionaltheatern tätig. Der schriftstellerische Durchbruch gelang Michael Ende mit dem Kinderbuch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, das 1960 erschien und unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Große Bekanntheit erreichte das Buch auch durch die Marionetten-Stücke der Augsburger Puppenkiste, welche im Fernsehen ausgestrahlt wurden.
Ab 1970 lebte Ende in Italien, wo er 1972 den Märchenroman Momo vollendete, für den er ebenfalls den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. 1979 erschien sein wohl bekanntestes Werk Die unendliche Geschichte. Ende sah es als Aufgabe von Kunst und Literatur, einen Sinn für das Leben der Menschen zu stiften. Seine Werke sind in vielen Fällen Mischungen aus Realität und Fantasie, in denen er auch gesellschaftliche Themen thematisiert, wie die Gefahren der modernen Welt und den Umgang der Menschen mit der Umwelt.
Viele seiner Bücher wurden verfilmt oder für Funk und Fernsehen bearbeitet. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche deutsche und internationale Preise. Seine Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 35 Millionen Exemplaren.
Michael Ende wurde 1929 als Sohn des surrealistischen Malers Edgar Ende in Garmisch-Partenkirchen geboren. Nach seiner Schulzeit besuchte er die Schauspielschule Otto Falckenberg in München und war bis 1953 an verschiedenen Regionaltheatern tätig. Der schriftstellerische Durchbruch gelang Michael Ende mit dem Kinderbuch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, das 1960 erschien und unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Große Bekanntheit erreichte das Buch auch durch die Marionetten-Stücke der Augsburger Puppenkiste, welche im Fernsehen ausgestrahlt wurden.
Ab 1970 lebte Ende in Italien, wo er 1972 den Märchenroman Momo vollendete, für den er ebenfalls den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. 1979 erschien sein wohl bekanntestes Werk Die unendliche Geschichte. Ende sah es als Aufgabe von Kunst und Literatur, einen Sinn für das Leben der Menschen zu stiften. Seine Werke sind in vielen Fällen Mischungen aus Realität und Fantasie, in denen er auch gesellschaftliche Themen thematisiert, wie die Gefahren der modernen Welt und den Umgang der Menschen mit der Umwelt.
Viele seiner Bücher wurden verfilmt oder für Funk und Fernsehen bearbeitet. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche deutsche und internationale Preise. Seine Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 35 Millionen Exemplaren.
Was zwei vermögen, die zusammenhalten
Michael Ende, einer der bekanntesten deutschen Autoren, von dem das Kultbuch für Kinder und Erwachsene Die unendliche Geschichte stammt, hat gesagt, er schreibe Bücher für Kinder von achtzig bis acht Jahren. Und nun erscheint gerade in tschechischer Sprache sein Märchen Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch, auf das diese Charakteristik zweifellos zutrifft.
Es ist eine Winter-, eine Silvestergeschichte, die in bemerkenswerter Weise auch in die Stimmungen pandemischer Hoffnungslosigkeit hineinpasst. So als sei unsere derzeitige Situation ein Auftragswerk, geschaffen in der Villa Albtraum vom bösen Zauberer Beelzebub Irrwitzer, maßgeschneidert für seinen Namensvetter, seine Höllische Exzellenz den Beelzebub selbst. Der Zauberer soll nämlich möglichst viele Katastrophen und Epidemien kreieren und in die Welt der Menschen bringen, um so Mensch und Tier schnellstmöglich ins Verderben zu schicken. Was natürlich gar nicht so einfach ist - “bis zu jedem Jahresende, direkt oder indirekt, zehn Tierarten auszurotten, gleich ob Schmetterlinge, Fische oder Säugetiere, ferner fünf Flüsse zu vergiften, oder fünfmal ein und denselben Fluß, des weiteren mindestens zehntausend Bäume zum Absterben zu bringen und so weiter und so fort.“ Die Tiere und die gesamte Natur werden freilich auf seine Bemühungen aufmerksam und rüsten sich zum Gegenangriff. Der Zauberer kann sie nämlich nicht hypnotisieren und deshalb nicht so leicht beherrschen wie die Menschen. “Mit Menschen gibt es kaum Schwierigkeiten, aber haben Sie schon mal versucht, eine Heuschrecke oder ein Wildschwein zu hypnotisieren?” Der Große Rat der Tiere entsendet zu Irrwitzer in dessen gespenstisches Haus, wo er Versuche an verschiedensten Wesen und Tieren durchführt, einen Spion. Der Spion aber ist reichlich naiv, es handelt sich um den ausgemergelten Kater Maurizio di Mauro, der von sich selbst behauptet, einmal ein hervorragender und berühmter Sänger gewesen zu sein. Dass er ein Spion ist, merkt der Zauberer sofort, doch damit der Große Rat der Tiere keinen Verdacht schöpft, entledigt er sich des Katers nicht, sondern füttert ihn nicht nur mit Essen, sondern auch mit Schmeicheleien und falscher Liebe.
Der Zauberer ist spät dran mit seinen Vernichtungsversuchen, und falls er seine vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllt, droht ihm, dass ihn zu Silvester ein Abgesandter der Hölle, der unnachgiebige Maledictus Made, holt. Dasselbe Schicksal erwartet auch seine Tante, Tyti genannt, die Gelb und Schwarz sowie prunkvolle Einzüge liebt. Diese erinnert sich jedoch an ein Erbstück ihres Großvaters – das Rezept für den sehr mächtigen Wunschpunsch. Um diesen zuzubereiten, braucht sie jedoch auch die andere Hälfte des Rezepts, die im Besitz ihres Neffen ist. Zu Tyrannja Vamperl hat der Große Rat der Tiere einen weiteren Angehörigen des Tierreichs als Spion entsandt, den ruppigen, von Rheima geplagten Raben Jakob Krakel. Dieser trifft sich in der Villa Albtraum mit dem feisten Kater Maurizio, und beide versuchen dann, die Herstellung des Punschs zu verhindern, der die Welt vernichten könnte.
Allerdings ist bekannt, dass Raben und Kater sich unter normalen Umständen nicht sonderlich mögen. Doch die Umstände sind nicht normal, man muss zusammenarbeiten. Und diese beiden schaffen es, obwohl der optimistische Kater nicht sonderlich schlau und der pessimistische Rabe nicht sehr kräftig ist, mit vereinten Kräften vor allem nicht aufzugeben, sie versuchen mit all ihren wenigen Kräften zumindest etwas zu tun und nicht im prunkvollen Zimmer des Katers eingeschlossen herumzusitzen. Sie gehen hinaus in den Schneesturm, in den Frost und bemühen sich, unterwegs ins Unbekannte durch den Toten Park etwas auszusinnen. Und während diese beiden Outsider draußen ihr Bestes tun, um die Katastrophe abzuwenden, kochen Zauberer und Zauberin ihren Verderben bringenden Punsch, der ihnen all ihre schändlichen Wünsche erfüllen soll.
Wie es ausgeht, erfährt jeder am Ende des Buches, doch wichtiger als das Ende ist vor allem die Art, wie Michael Ende menschliche bzw. tierische Freundschaft für Kinder und Erwachsene zelebriert. Die Art, wie auch das schwächste Tierchen, wenn es sich mit den Worten von Kater Maurizio “für etwas begeistern kann”, nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch das Schicksal der ganzen Welt zu beeinflussen vermag.
Das Buch hat viele unterschiedliche Ebenen, eine der wichtigsten ist sicher der sprachliche Humor, der von Radovan Charvát wunderbar ins Tschechische übertragen wurde. Eine weitere Ebene der Geschichte ist die ökologische Warnung, die sich jedoch hinter den dunkel-schönen Bildern des Verderbens des Toten Parks, der das Haus des Zauberers umgibt, versteckt, wo der Zauberer das Pflanzenwachstum manipuliert und ihren Willen, sich zu vermehren, bricht, bis er sie vollständig ausgerottet hat. Der Autor verweist auch auf Versuche an Tieren oder auch Menschen, auf die überflüssige, fast launenhafte Grausamkeit des Zauberers, der gern auf einer Orgel spielt, die aus Knochen zu Tode gequälter Tiere konstruiert ist.
Michael Ende hat das Ende des Zweiten Weltkriegs als Teenager erlebt, der sich selbst seinem Schicksal widersetzte – er lehnte es ab einzurücken und schloss sich dem antifaschistischen Widerstand an. Sein Zauberer und seine Zauberin sind dämonisch, doch auch irgendwie lächerlich – in ihren Ambitionen, darin, wie sie gern und unterwürfig dem Beelzebub dienen, vor allem aber darin, wie sie sich gegenseitig misstrauen und nicht kooperieren können. Das wird ihnen dann zum Verhängnis. Dieses Buch baut wie viele Märchenbücher vor ihm auf das Prinzip des schwachen, scheinbar völlig unmöglichen Antihelden, der jedoch zum Schluss viele wirkliche Heldentaten zu vollbringen vermag.
In dem Buch Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch sind es darüber hinaus zwei Pechvögel aus zwei verschiedenen tierischen Teams, die sich unter normalen Umständen höchstens gegenseitig gefressen hätten. Doch sie können sich nicht nur über ihre Schwäche, sondern auch über ihre gegenseitigen Vorurteile und die Andersartigkeit von Katzen und Raben erheben. Sie verhalten sich gegenüber dem jeweils anderen irgendwie unschuldig-liebenswürdig und beschließen im Unterschied zu den Zauberern, einander zu vertrauen. Und obwohl Maurizio kein erhabener Sänger, sondern ein kleiner Moritz ist, der in einem Katzenslum aufwuchs, und der Rabe Rheima hat und nur schwer fliegen kann, schaffen sie es, sich den Rat des Heiligen Sylvester zu befolgen, und zwar einer beim anderen zu bleiben. In einer Zeit, in der es den Anschein hat, dass Seine Exzellenz der Beelzebub und die neuzeitlichen Trinker des Satanarchäolügenialkohöllischen Punschs eine Viruswelle nach der anderen schicken, ist es nicht schlecht, Kindern von achtzig bis acht Jahren solche Bücher vorzulesen. Bücher, die Hoffnung geben und die uns in witziger und ungezwungener Form von der Kraft und Unbesiegbarkeit des gegenseitigen Respekts und der Kameradschaft erzählen.
© Markéta Pilátová
Die Autorin ist Schriftstellerin, Hispanistin und Journalistin.
Michael Ende, einer der bekanntesten deutschen Autoren, von dem das Kultbuch für Kinder und Erwachsene Die unendliche Geschichte stammt, hat gesagt, er schreibe Bücher für Kinder von achtzig bis acht Jahren. Und nun erscheint gerade in tschechischer Sprache sein Märchen Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch, auf das diese Charakteristik zweifellos zutrifft.
Es ist eine Winter-, eine Silvestergeschichte, die in bemerkenswerter Weise auch in die Stimmungen pandemischer Hoffnungslosigkeit hineinpasst. So als sei unsere derzeitige Situation ein Auftragswerk, geschaffen in der Villa Albtraum vom bösen Zauberer Beelzebub Irrwitzer, maßgeschneidert für seinen Namensvetter, seine Höllische Exzellenz den Beelzebub selbst. Der Zauberer soll nämlich möglichst viele Katastrophen und Epidemien kreieren und in die Welt der Menschen bringen, um so Mensch und Tier schnellstmöglich ins Verderben zu schicken. Was natürlich gar nicht so einfach ist - “bis zu jedem Jahresende, direkt oder indirekt, zehn Tierarten auszurotten, gleich ob Schmetterlinge, Fische oder Säugetiere, ferner fünf Flüsse zu vergiften, oder fünfmal ein und denselben Fluß, des weiteren mindestens zehntausend Bäume zum Absterben zu bringen und so weiter und so fort.“ Die Tiere und die gesamte Natur werden freilich auf seine Bemühungen aufmerksam und rüsten sich zum Gegenangriff. Der Zauberer kann sie nämlich nicht hypnotisieren und deshalb nicht so leicht beherrschen wie die Menschen. “Mit Menschen gibt es kaum Schwierigkeiten, aber haben Sie schon mal versucht, eine Heuschrecke oder ein Wildschwein zu hypnotisieren?” Der Große Rat der Tiere entsendet zu Irrwitzer in dessen gespenstisches Haus, wo er Versuche an verschiedensten Wesen und Tieren durchführt, einen Spion. Der Spion aber ist reichlich naiv, es handelt sich um den ausgemergelten Kater Maurizio di Mauro, der von sich selbst behauptet, einmal ein hervorragender und berühmter Sänger gewesen zu sein. Dass er ein Spion ist, merkt der Zauberer sofort, doch damit der Große Rat der Tiere keinen Verdacht schöpft, entledigt er sich des Katers nicht, sondern füttert ihn nicht nur mit Essen, sondern auch mit Schmeicheleien und falscher Liebe.
Der Zauberer ist spät dran mit seinen Vernichtungsversuchen, und falls er seine vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllt, droht ihm, dass ihn zu Silvester ein Abgesandter der Hölle, der unnachgiebige Maledictus Made, holt. Dasselbe Schicksal erwartet auch seine Tante, Tyti genannt, die Gelb und Schwarz sowie prunkvolle Einzüge liebt. Diese erinnert sich jedoch an ein Erbstück ihres Großvaters – das Rezept für den sehr mächtigen Wunschpunsch. Um diesen zuzubereiten, braucht sie jedoch auch die andere Hälfte des Rezepts, die im Besitz ihres Neffen ist. Zu Tyrannja Vamperl hat der Große Rat der Tiere einen weiteren Angehörigen des Tierreichs als Spion entsandt, den ruppigen, von Rheima geplagten Raben Jakob Krakel. Dieser trifft sich in der Villa Albtraum mit dem feisten Kater Maurizio, und beide versuchen dann, die Herstellung des Punschs zu verhindern, der die Welt vernichten könnte.
Allerdings ist bekannt, dass Raben und Kater sich unter normalen Umständen nicht sonderlich mögen. Doch die Umstände sind nicht normal, man muss zusammenarbeiten. Und diese beiden schaffen es, obwohl der optimistische Kater nicht sonderlich schlau und der pessimistische Rabe nicht sehr kräftig ist, mit vereinten Kräften vor allem nicht aufzugeben, sie versuchen mit all ihren wenigen Kräften zumindest etwas zu tun und nicht im prunkvollen Zimmer des Katers eingeschlossen herumzusitzen. Sie gehen hinaus in den Schneesturm, in den Frost und bemühen sich, unterwegs ins Unbekannte durch den Toten Park etwas auszusinnen. Und während diese beiden Outsider draußen ihr Bestes tun, um die Katastrophe abzuwenden, kochen Zauberer und Zauberin ihren Verderben bringenden Punsch, der ihnen all ihre schändlichen Wünsche erfüllen soll.
Wie es ausgeht, erfährt jeder am Ende des Buches, doch wichtiger als das Ende ist vor allem die Art, wie Michael Ende menschliche bzw. tierische Freundschaft für Kinder und Erwachsene zelebriert. Die Art, wie auch das schwächste Tierchen, wenn es sich mit den Worten von Kater Maurizio “für etwas begeistern kann”, nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch das Schicksal der ganzen Welt zu beeinflussen vermag.
Das Buch hat viele unterschiedliche Ebenen, eine der wichtigsten ist sicher der sprachliche Humor, der von Radovan Charvát wunderbar ins Tschechische übertragen wurde. Eine weitere Ebene der Geschichte ist die ökologische Warnung, die sich jedoch hinter den dunkel-schönen Bildern des Verderbens des Toten Parks, der das Haus des Zauberers umgibt, versteckt, wo der Zauberer das Pflanzenwachstum manipuliert und ihren Willen, sich zu vermehren, bricht, bis er sie vollständig ausgerottet hat. Der Autor verweist auch auf Versuche an Tieren oder auch Menschen, auf die überflüssige, fast launenhafte Grausamkeit des Zauberers, der gern auf einer Orgel spielt, die aus Knochen zu Tode gequälter Tiere konstruiert ist.
Michael Ende hat das Ende des Zweiten Weltkriegs als Teenager erlebt, der sich selbst seinem Schicksal widersetzte – er lehnte es ab einzurücken und schloss sich dem antifaschistischen Widerstand an. Sein Zauberer und seine Zauberin sind dämonisch, doch auch irgendwie lächerlich – in ihren Ambitionen, darin, wie sie gern und unterwürfig dem Beelzebub dienen, vor allem aber darin, wie sie sich gegenseitig misstrauen und nicht kooperieren können. Das wird ihnen dann zum Verhängnis. Dieses Buch baut wie viele Märchenbücher vor ihm auf das Prinzip des schwachen, scheinbar völlig unmöglichen Antihelden, der jedoch zum Schluss viele wirkliche Heldentaten zu vollbringen vermag.
In dem Buch Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch sind es darüber hinaus zwei Pechvögel aus zwei verschiedenen tierischen Teams, die sich unter normalen Umständen höchstens gegenseitig gefressen hätten. Doch sie können sich nicht nur über ihre Schwäche, sondern auch über ihre gegenseitigen Vorurteile und die Andersartigkeit von Katzen und Raben erheben. Sie verhalten sich gegenüber dem jeweils anderen irgendwie unschuldig-liebenswürdig und beschließen im Unterschied zu den Zauberern, einander zu vertrauen. Und obwohl Maurizio kein erhabener Sänger, sondern ein kleiner Moritz ist, der in einem Katzenslum aufwuchs, und der Rabe Rheima hat und nur schwer fliegen kann, schaffen sie es, sich den Rat des Heiligen Sylvester zu befolgen, und zwar einer beim anderen zu bleiben. In einer Zeit, in der es den Anschein hat, dass Seine Exzellenz der Beelzebub und die neuzeitlichen Trinker des Satanarchäolügenialkohöllischen Punschs eine Viruswelle nach der anderen schicken, ist es nicht schlecht, Kindern von achtzig bis acht Jahren solche Bücher vorzulesen. Bücher, die Hoffnung geben und die uns in witziger und ungezwungener Form von der Kraft und Unbesiegbarkeit des gegenseitigen Respekts und der Kameradschaft erzählen.
© Markéta Pilátová
Die Autorin ist Schriftstellerin, Hispanistin und Journalistin.
Die Suche nach der bewohnbaren Welt
Frage: Herr Charvát, wie sind Sie zur Übersetzung dieses fesselnden und international erfolgreichen Romans von Michael Ende gekommen?
Radovan Charvát: Die Initiative ging vom Verlag Arcadia aus, der inzwischen nicht mehr besteht, und zwar im Jahre 1992. Arcadia kontaktierte mich damals wegen zwei Übersetzungen: dem Wunschpunsch und einer Geschichte über Marco Polo. Während der Punsch noch erscheinen konnte, blieb Marco Polo nur auf der Diskette meines damals „supermodernen“ Tischcomputers der Firma Schneider, der noch einen grünen Monitor hatte, aber schon das erste funktionierende Textprogramm, in dem man schreiben und redigieren konnte. Bis damals wurden Bücher auf Schreibmaschine übersetzt. Marco Polo ist dann nie mehr erschienen, die Diskette mit der Übersetzung blieb viele Jahre in meinem Schreibtisch liegen, bis sie mit nichts mehr kompatibel war und sie von der Zeit fortgetragen wurde. Übrigens genauso wie dieser Computer, ich habe ihn später als seltenes Archivexponat dem Technischen Museum geschenkt.
Frage: Wie war das mit den Illustrationen in dem Buch, mussten diese aus dem Original übernommen werden? Es wäre doch sicher möglich gewesen, irgendeinen tschechischen Illustrator einzubinden, die wegen ihres hohen ästhetischen Niveaus legendär sind …
RCH: Genau, die Bedingung des Verlags Thienemann war, dass die Illustrationen aus dem deutschen Original übernommen werden mussten, und zwar auf Wunsch des Autors. Arcadia hat damals vergeblich versucht, einen tschechischen Illustrator durchzudrücken.
Frage: Wer war eigentlich Michael Andreas Helmut Ende? Seine Familie soll während des Krieges große Not gelitten haben, und viele Freunde starben in Konzentrationslagern.
RCH: Michael Ende (1929–1995) erlebte am Ende des Krieges die Bombardierung Münchens, die eigentlich das Ende seiner Kindheit bedeutete. Er hörte und nahm das schreckliche Grollen des vernichtenden Feuers wahr, das ihn, wie er sagte, durch eine unbekannte Kraft angezogen haben soll. Dieses Grauen hat er nie vergessen, es hinterließ in ihm für immer ein bedrückendes, beklemmendes Lebensgefühl. Als er mit 15 Jahren den Befehl erhielt, sich an der Verteidigung seiner Heimat zu beteiligen, desertierte er und schloss sich dem antifaschistischen Widerstand an.
Frage: Und wie begann er zu schreiben?
RCH: Zuerst versuchte er es mit dem Theater, doch berühmt wurde er mit der Geschichte von Jim Knopf, Lukas und der Lokomotive Emma. Er erzählte, als er sich damals an seine Schreibmaschine gesetzt und seinen viel zitierten ersten Satz: „Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, war nur sehr klein“, geschrieben habe, habe er nicht im Geringsten geahnt, wie der nächste lauten solle, er habe nur gewartet, wie sich die Handlung weiter entwickeln würde. Er habe sich einfach von einem Satz zum anderen leiten lassen – und so sei das Schreiben für ihn zu einem Abenteuer geworden. Eine Gestalt gesellte sich zur nächsten, die Geschichte wuchs, und als Ende den letzten Satz zu Papier gebracht hatte, lag ein dickes Manuskript vor ihm.
Frage: War das also so etwas ähnliches wie automatisches Schreiben?
RCH: Von wegen, kein dadaistisches Hervorzaubern von Wörtern aus dem Hut, jeder Satz erwuchs notwendigerweise aus der vorherigen Handlung, Ende wartete immer, bis die richtige Idee kam, und fuhr erst dann fort. Manchmal aber musste er lange warten, ehe sich aus der vorherigen Handlung ganz natürlich die Fortsetzung ergab.
Einmal war er sogar mit der Lokomotive an einem solch toten Punkt angekommen, dass er nicht wusste, wie es weitergehen sollte, aber er wollte nichts streichen und von Neuem beginnen, weil er das gegenüber der Geschichte, die schon irgendwie existierte, aber noch nicht auftauchen wollte, unredlich empfand. Schreiben, so Ende, ist vor allem eine Frage der Geduld. Nach knapp einem Jahr war ein Manuskript von 500 Seiten entstanden.
Frage: Und hatte er gleich Erfolg damit?
RCH: Nein, das Manuskript wurde zuerst von mehr als zehn Verlagen abgelehnt mit der Begründung, Kinder würden angeblich nicht gern dicke Bücher lesen. Erst der Verlag Thienemann nahm das Buch an und gab es mit großem Erfolg heraus.
Frage: Und wie ging seine Karriere als Schriftsteller weiter?
RCH: Nach den ersten Erfolgen zog er zusammen mit seiner Familie in den Süden von Rom und gehörte wenig später bereits international betrachtet zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern. Er war sehr vielseitig und schrieb nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern gab auch poetische Bilderbücher und Romane für Erwachsene heraus. Er erhielt zahlreiche Preise und erhielt für seine Verdienste um die deutsche Literatur im Jahre 1989 sogar eine hohe staatliche Auszeichnung, den Bundesverdienstorden. Für den Wunschpunsch erhielt er 1990 den anerkannten Schweizer Preis La vache qui lit (Die Kuh, die liest). Zu seinen berühmtesten Büchern gehören neben dem Wunschpunsch und Jim Knopf ganz sicher die Unendliche Geschichte und Momo und die gestohlene Zeit, die auch in tschechischer Sprache vorliegen. Seine Bücher wurden in 40 Sprachen übersetzt und erschienen in einer Gesamtauflage von über 30 Millionen Exemplaren, zahlreiche seiner Werke wurden auch verfilmt und im Theater gespielt. Übrigens: Sein Vater Edgar war ein surrealistischer Maler, den die Nationalsozialisten zu den Schöpfern der sog. „entarteten“ Kunst zählten.
Frage: Worin besteht die Einzigartigkeit seiner Bücher?
RCH: Es ist interessant, dass Ende von der Anthroposophie Rudolf Steiners beeinflusst war. Schon in der Unendlichen Geschichte versuchte er, sich gegen den Gedanken einer Welt, die an Bedeutung verliert, zu stellen, er glaubte, dass es die Aufgabe von Kunst und Literatur sei, den Menschen den Glauben an den Sinn des Lebens zu vermitteln. Er behauptete, der Mensch stamme aus einer anderen Welt, die wir nicht wahrnehmen könnten, und dass unsere Schritte wieder dorthin zurückführen. Die Erde sei seiner Meinung nach offensichtlich das Zentrum des Kosmos, und dies gab ihm die Kraft zu leben. In vielen Fällen waren seine Werke ein Gemisch aus Realität und Phantasie, wohin der Surrealismus seines Vaters den Weg fand, ebenso wie das japanische Theater, das er sehr bewunderte.
Sowohl Momo als auch die Unendliche Geschichte thematisieren die Gefahren der modernen Welt, in der Phantasie, Mythen und Menschlichkeit langsam aus dem Leben verschwinden. Im Wunschpunsch outet sich Ende als deutlicher Kritiker am unvernünftigen Umgang der Menschen mit der Umwelt. Er selbst war Atomkraftgegner und Anhänger der Friedensbewegung. Trotz aller Phantasien war er ein Kritiker der Zivilisation, er hatte die Vision einer anderen, besseren Welt.
Frage: Wie nahmen die Leser sein Verständnis von der Welt auf?
RCH: Ende hatte tatsächlich Einfluss auf eine ganze Generation junger Leser, vor allem, weil seine weisen Gedanken diese einfach ansprachen, weil der Ausdruck einfach überzeugend und sie offensichtlich wahr waren. Im Kurpark von Garmisch in der Nähe seines Geburtshauses pflanzte Ende als Symbol für seine enge Verbundenheit mit der Natur und seiner Heimatgemeinde eine sog. Kaiserlinde. Bis heute trägt der Park seinen Namen.
Frage: Kann man sagen, dass sich der Wunschpunsch gut in sein sonstiges Schaffen einreiht? Wovon handelt er überhaupt?
RCH: Sicher, er reiht sich ein, vor allem durch seine Verantwortung gegenüber der Natur und den Tieren. Ende suchte in seinen Geschichten aus phantastischen, faszinierenden Welten stets so etwas wie eine bewohnbare Welt, wo alle gut leben könnten. Im Wunschpunsch schildert er die Abenteuer zweier unzertrennlicher Freunde, des dicken, zerzausten Katers Mauricio und des rheumageplagten, miesepetrigen Raben Jakob, die sich entschlossen mit dem Schwarzmagier Beelzebub Irrwitzer und seiner Tante Tyrannja Vamperl anlegen: diese zwei brauen nämlich einen Zaubertrank, nach dessen Genuss all ihre zum Schein guten Wünsche in Erfüllung gehen – jedoch umgekehrt. Die beiden verwirrten Geschöpfe, Mauricio und Jakob, machen sich an die schier schon verlorene Aufgabe, mit Hilfe des Heiligen Sylvester die Wirkungen des Zauberpunschs zu brechen und jene bösen, magischen Kräfte zu besiegen. Dass ihnen dies schließlich gelingt und die Leser hervorragend auf ihre Kosten kommen, muss wohl nicht gesagt werden. Und während sich also beide Tiere, normalerweise natürliche Feinde, anfreunden und die Basis für ihren abschließenden Erfolg legen, scheitern beide Zauberer an ihrem gegenseitigen unüberwindlichen Misstrauen.
Der Wunschpunsch wurde weltweit in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Michael Ende hatte bei jungen Lesern ähnlichen Erfolg wie ein anderer deutsch schreibender Autor, und zwar Otfried Preußler, der Autor des bekannten Buches Krabat, das in Tschechien auch aus der filmischen Verarbeitung von Regisseur Zeman als Čarodějův učeň [Der Zauberlehrling] bekannt ist. Auch Preußler verstand es, junge Leser durch seine suggestive Prosa, in der die Kraft der Liebe die Hauptrolle spielt, in seinen Bann zu ziehen. Bei Michael Ende waren es vor allem seine Liebe zur Natur und die Betonung der Menschlichkeit.
Frage: Herr Charvát, wie sind Sie zur Übersetzung dieses fesselnden und international erfolgreichen Romans von Michael Ende gekommen?
Radovan Charvát: Die Initiative ging vom Verlag Arcadia aus, der inzwischen nicht mehr besteht, und zwar im Jahre 1992. Arcadia kontaktierte mich damals wegen zwei Übersetzungen: dem Wunschpunsch und einer Geschichte über Marco Polo. Während der Punsch noch erscheinen konnte, blieb Marco Polo nur auf der Diskette meines damals „supermodernen“ Tischcomputers der Firma Schneider, der noch einen grünen Monitor hatte, aber schon das erste funktionierende Textprogramm, in dem man schreiben und redigieren konnte. Bis damals wurden Bücher auf Schreibmaschine übersetzt. Marco Polo ist dann nie mehr erschienen, die Diskette mit der Übersetzung blieb viele Jahre in meinem Schreibtisch liegen, bis sie mit nichts mehr kompatibel war und sie von der Zeit fortgetragen wurde. Übrigens genauso wie dieser Computer, ich habe ihn später als seltenes Archivexponat dem Technischen Museum geschenkt.
Frage: Wie war das mit den Illustrationen in dem Buch, mussten diese aus dem Original übernommen werden? Es wäre doch sicher möglich gewesen, irgendeinen tschechischen Illustrator einzubinden, die wegen ihres hohen ästhetischen Niveaus legendär sind …
RCH: Genau, die Bedingung des Verlags Thienemann war, dass die Illustrationen aus dem deutschen Original übernommen werden mussten, und zwar auf Wunsch des Autors. Arcadia hat damals vergeblich versucht, einen tschechischen Illustrator durchzudrücken.
Frage: Wer war eigentlich Michael Andreas Helmut Ende? Seine Familie soll während des Krieges große Not gelitten haben, und viele Freunde starben in Konzentrationslagern.
RCH: Michael Ende (1929–1995) erlebte am Ende des Krieges die Bombardierung Münchens, die eigentlich das Ende seiner Kindheit bedeutete. Er hörte und nahm das schreckliche Grollen des vernichtenden Feuers wahr, das ihn, wie er sagte, durch eine unbekannte Kraft angezogen haben soll. Dieses Grauen hat er nie vergessen, es hinterließ in ihm für immer ein bedrückendes, beklemmendes Lebensgefühl. Als er mit 15 Jahren den Befehl erhielt, sich an der Verteidigung seiner Heimat zu beteiligen, desertierte er und schloss sich dem antifaschistischen Widerstand an.
Frage: Und wie begann er zu schreiben?
RCH: Zuerst versuchte er es mit dem Theater, doch berühmt wurde er mit der Geschichte von Jim Knopf, Lukas und der Lokomotive Emma. Er erzählte, als er sich damals an seine Schreibmaschine gesetzt und seinen viel zitierten ersten Satz: „Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, war nur sehr klein“, geschrieben habe, habe er nicht im Geringsten geahnt, wie der nächste lauten solle, er habe nur gewartet, wie sich die Handlung weiter entwickeln würde. Er habe sich einfach von einem Satz zum anderen leiten lassen – und so sei das Schreiben für ihn zu einem Abenteuer geworden. Eine Gestalt gesellte sich zur nächsten, die Geschichte wuchs, und als Ende den letzten Satz zu Papier gebracht hatte, lag ein dickes Manuskript vor ihm.
Frage: War das also so etwas ähnliches wie automatisches Schreiben?
RCH: Von wegen, kein dadaistisches Hervorzaubern von Wörtern aus dem Hut, jeder Satz erwuchs notwendigerweise aus der vorherigen Handlung, Ende wartete immer, bis die richtige Idee kam, und fuhr erst dann fort. Manchmal aber musste er lange warten, ehe sich aus der vorherigen Handlung ganz natürlich die Fortsetzung ergab.
Einmal war er sogar mit der Lokomotive an einem solch toten Punkt angekommen, dass er nicht wusste, wie es weitergehen sollte, aber er wollte nichts streichen und von Neuem beginnen, weil er das gegenüber der Geschichte, die schon irgendwie existierte, aber noch nicht auftauchen wollte, unredlich empfand. Schreiben, so Ende, ist vor allem eine Frage der Geduld. Nach knapp einem Jahr war ein Manuskript von 500 Seiten entstanden.
Frage: Und hatte er gleich Erfolg damit?
RCH: Nein, das Manuskript wurde zuerst von mehr als zehn Verlagen abgelehnt mit der Begründung, Kinder würden angeblich nicht gern dicke Bücher lesen. Erst der Verlag Thienemann nahm das Buch an und gab es mit großem Erfolg heraus.
Frage: Und wie ging seine Karriere als Schriftsteller weiter?
RCH: Nach den ersten Erfolgen zog er zusammen mit seiner Familie in den Süden von Rom und gehörte wenig später bereits international betrachtet zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern. Er war sehr vielseitig und schrieb nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern gab auch poetische Bilderbücher und Romane für Erwachsene heraus. Er erhielt zahlreiche Preise und erhielt für seine Verdienste um die deutsche Literatur im Jahre 1989 sogar eine hohe staatliche Auszeichnung, den Bundesverdienstorden. Für den Wunschpunsch erhielt er 1990 den anerkannten Schweizer Preis La vache qui lit (Die Kuh, die liest). Zu seinen berühmtesten Büchern gehören neben dem Wunschpunsch und Jim Knopf ganz sicher die Unendliche Geschichte und Momo und die gestohlene Zeit, die auch in tschechischer Sprache vorliegen. Seine Bücher wurden in 40 Sprachen übersetzt und erschienen in einer Gesamtauflage von über 30 Millionen Exemplaren, zahlreiche seiner Werke wurden auch verfilmt und im Theater gespielt. Übrigens: Sein Vater Edgar war ein surrealistischer Maler, den die Nationalsozialisten zu den Schöpfern der sog. „entarteten“ Kunst zählten.
Frage: Worin besteht die Einzigartigkeit seiner Bücher?
RCH: Es ist interessant, dass Ende von der Anthroposophie Rudolf Steiners beeinflusst war. Schon in der Unendlichen Geschichte versuchte er, sich gegen den Gedanken einer Welt, die an Bedeutung verliert, zu stellen, er glaubte, dass es die Aufgabe von Kunst und Literatur sei, den Menschen den Glauben an den Sinn des Lebens zu vermitteln. Er behauptete, der Mensch stamme aus einer anderen Welt, die wir nicht wahrnehmen könnten, und dass unsere Schritte wieder dorthin zurückführen. Die Erde sei seiner Meinung nach offensichtlich das Zentrum des Kosmos, und dies gab ihm die Kraft zu leben. In vielen Fällen waren seine Werke ein Gemisch aus Realität und Phantasie, wohin der Surrealismus seines Vaters den Weg fand, ebenso wie das japanische Theater, das er sehr bewunderte.
Sowohl Momo als auch die Unendliche Geschichte thematisieren die Gefahren der modernen Welt, in der Phantasie, Mythen und Menschlichkeit langsam aus dem Leben verschwinden. Im Wunschpunsch outet sich Ende als deutlicher Kritiker am unvernünftigen Umgang der Menschen mit der Umwelt. Er selbst war Atomkraftgegner und Anhänger der Friedensbewegung. Trotz aller Phantasien war er ein Kritiker der Zivilisation, er hatte die Vision einer anderen, besseren Welt.
Frage: Wie nahmen die Leser sein Verständnis von der Welt auf?
RCH: Ende hatte tatsächlich Einfluss auf eine ganze Generation junger Leser, vor allem, weil seine weisen Gedanken diese einfach ansprachen, weil der Ausdruck einfach überzeugend und sie offensichtlich wahr waren. Im Kurpark von Garmisch in der Nähe seines Geburtshauses pflanzte Ende als Symbol für seine enge Verbundenheit mit der Natur und seiner Heimatgemeinde eine sog. Kaiserlinde. Bis heute trägt der Park seinen Namen.
Frage: Kann man sagen, dass sich der Wunschpunsch gut in sein sonstiges Schaffen einreiht? Wovon handelt er überhaupt?
RCH: Sicher, er reiht sich ein, vor allem durch seine Verantwortung gegenüber der Natur und den Tieren. Ende suchte in seinen Geschichten aus phantastischen, faszinierenden Welten stets so etwas wie eine bewohnbare Welt, wo alle gut leben könnten. Im Wunschpunsch schildert er die Abenteuer zweier unzertrennlicher Freunde, des dicken, zerzausten Katers Mauricio und des rheumageplagten, miesepetrigen Raben Jakob, die sich entschlossen mit dem Schwarzmagier Beelzebub Irrwitzer und seiner Tante Tyrannja Vamperl anlegen: diese zwei brauen nämlich einen Zaubertrank, nach dessen Genuss all ihre zum Schein guten Wünsche in Erfüllung gehen – jedoch umgekehrt. Die beiden verwirrten Geschöpfe, Mauricio und Jakob, machen sich an die schier schon verlorene Aufgabe, mit Hilfe des Heiligen Sylvester die Wirkungen des Zauberpunschs zu brechen und jene bösen, magischen Kräfte zu besiegen. Dass ihnen dies schließlich gelingt und die Leser hervorragend auf ihre Kosten kommen, muss wohl nicht gesagt werden. Und während sich also beide Tiere, normalerweise natürliche Feinde, anfreunden und die Basis für ihren abschließenden Erfolg legen, scheitern beide Zauberer an ihrem gegenseitigen unüberwindlichen Misstrauen.
Der Wunschpunsch wurde weltweit in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Michael Ende hatte bei jungen Lesern ähnlichen Erfolg wie ein anderer deutsch schreibender Autor, und zwar Otfried Preußler, der Autor des bekannten Buches Krabat, das in Tschechien auch aus der filmischen Verarbeitung von Regisseur Zeman als Čarodějův učeň [Der Zauberlehrling] bekannt ist. Auch Preußler verstand es, junge Leser durch seine suggestive Prosa, in der die Kraft der Liebe die Hauptrolle spielt, in seinen Bann zu ziehen. Bei Michael Ende waren es vor allem seine Liebe zur Natur und die Betonung der Menschlichkeit.
Werk (Auswahl)
– Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Thienemann 1960. Tschechisch: Jim Knoflík, Lukáš a lokomotiva Ema. Übersetzt von Naděžda Slabihoudová. Albatros 1997
– Jim Knopf und die Wilde 13. Thienemann 1962.
– Das Schnurpsenbuch. Thienemann 1969.
– Tranquilla Trampeltreu die beharrliche Schildkröte. Thienemann 1972
– Momo. Thienemann 1973. Tschechisch: Děvčátko Momo a ukradený čas. Übersetzt von Přeložila Milada Misárková. Albatros 1979.
– Das kleine Lumpenkasperle. Urachhaus 1975.
– Das Traumfresserchen. Thienemann 1978. Tschechisch: O Snožroutkovi. Übersetzt von Radka Studenovská. Malvern 2019
– Die unendliche Geschichte. Thienemann 1979. Tschechisch: Nekonečný příběh. Übersetzt von Eva Pátková. Albatros 2001.
– Die Schattennähmaschine. Thienemann 1982.
– Das Gauklermärchen (Theaterstück). 1982.
– Der Spiegel im Spiegel. Ein Labyrinth. Weitbrecht 1984.
– Filemon Faltenreich. Thienemann 1984.
– Der Goggolori. Eine bairische Mär mit Musik (Oper). 1984.
– Ophelias Schattentheater. Thienemann 1988
– Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch. Thienemann 1989. Tschechisch: Punč přání. Übersetzt von Radovan Charvát. Argo 1993.
– Lenchens Geheimnis. Thienemann 1991.
– Das Gefängnis der Freiheit. Erzählungen. Weitbrecht 1992. Tschechisch: Vězení svobody. Übersetzt von Ondřej Müller. Arcadia 1994.
– Der lange Weg nach Santa Cruz. Thienemann 1992. Tschechisch: Dlouhá pouť do Santa Cruz. Übersetzt von Jiří Stach. Amulet 2001
– Der Teddy und die Tiere. Thienemann 1993.
– Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Thienemann 1960. Tschechisch: Jim Knoflík, Lukáš a lokomotiva Ema. Übersetzt von Naděžda Slabihoudová. Albatros 1997
– Jim Knopf und die Wilde 13. Thienemann 1962.
– Das Schnurpsenbuch. Thienemann 1969.
– Tranquilla Trampeltreu die beharrliche Schildkröte. Thienemann 1972
– Momo. Thienemann 1973. Tschechisch: Děvčátko Momo a ukradený čas. Übersetzt von Přeložila Milada Misárková. Albatros 1979.
– Das kleine Lumpenkasperle. Urachhaus 1975.
– Das Traumfresserchen. Thienemann 1978. Tschechisch: O Snožroutkovi. Übersetzt von Radka Studenovská. Malvern 2019
– Die unendliche Geschichte. Thienemann 1979. Tschechisch: Nekonečný příběh. Übersetzt von Eva Pátková. Albatros 2001.
– Die Schattennähmaschine. Thienemann 1982.
– Das Gauklermärchen (Theaterstück). 1982.
– Der Spiegel im Spiegel. Ein Labyrinth. Weitbrecht 1984.
– Filemon Faltenreich. Thienemann 1984.
– Der Goggolori. Eine bairische Mär mit Musik (Oper). 1984.
– Ophelias Schattentheater. Thienemann 1988
– Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch. Thienemann 1989. Tschechisch: Punč přání. Übersetzt von Radovan Charvát. Argo 1993.
– Lenchens Geheimnis. Thienemann 1991.
– Das Gefängnis der Freiheit. Erzählungen. Weitbrecht 1992. Tschechisch: Vězení svobody. Übersetzt von Ondřej Müller. Arcadia 1994.
– Der lange Weg nach Santa Cruz. Thienemann 1992. Tschechisch: Dlouhá pouť do Santa Cruz. Übersetzt von Jiří Stach. Amulet 2001
– Der Teddy und die Tiere. Thienemann 1993.
Nach dem Studium an der Technischen Hochschule in Prag arbeitete Radovan Charvát (geb. 1948, in Praha) als Mathematiker im Rechenzentrum in Prag. Danach war er als freier Übersetzer und Publizist tätig. Ende der 1980er-Jahre studierte er Germanistik, Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main. Seit 1989 ist er freier literarischer Übersetzer aus dem Deutschen und Englischen ins Tschechische. Er übersetzt Drehbücher ins Deutsche, macht Simultanübersetzungen von Fernseh- und Spielfilmen und veröffentlicht Zeitungsartikel und kritische literarische Texte zur deutschsprachigen Literatur u. a. in Literární noviny, Lidové noviny, Kulturzeitschrift A2, Revue Souvislosti und in der österreichischen Literaturzeitschrift Volltext.
Übersetzte Werke
Jan Hofman liest aus der tschechischen Übersetzung des Romans Der Wunschpunch