Tetra Pak
Milch im Quadrat

Ein Werbefoto aus den 1960er-Jahren zeigt die große Auswahl an Verpackungen
Ein Werbefoto aus den 1960er-Jahren zeigt die große Auswahl an Verpackungen | Foto (Ausschnitt): © Tetra Pak Group

Ob Milch, Saft, Wein oder Suppen: Der Tetra Pak hat es in sich. Ein Schwede erfand die Verpackung, die sich bald auf der ganzen Welt wiederfand, und gründete das gleichnamige Unternehmen. Das sitzt mittlerweile in der Schweiz – dort wiederum machten Wissenschaftler einst eine Erfindung, die dem Karton den Weg zum Erfolg bereitete.

Von Caroline Weiland

  • Tetra Pak hat heute weltweit seinen festen Platz im Supermarktregal. Foto (Ausschnitt): Caroline Weiland

    Von Milch, Saft und Wein bis hin zu Tomatenpüree und Fertigsuppe – als Verpackung für Lebensmittel ist Tetra Pak ein Exportschlager geworden. Eine Erfindung, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat und aus dem Alltagsleben vieler Menschen nicht mehr wegzudenken ist. Das 1951 im südschwedischen Lund gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz mittlerweile in der Schweiz und erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von 11,5 Milliarden Euro.

  • Selbstbedienungsläden lösten in den 1940er-Jahren den traditionellen Kaufmann ab Foto (Ausschnitt): © Tetra Pak Group

    Wie ganz Europa erlebte auch Schweden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen wirtschaftlichen Aufschwung und Wandel. Man schaute nach Amerika, wo die Zukunft bereits Gegenwart war. Dort entstand die Idee der Selbstbedienungsmärkte, und auch in Schweden wählte die moderne Hausfrau ab Ende der 1940er-Jahre immer häufiger im „Snabbköp“ (Schnellkauf) selbst aus, was sie brauchte, anstatt zum Kaufmann zu gehen. Fertig abgepackte Produkte wurden beliebter und veränderteren das Konsumverhalten von Grund auf – die besten Voraussetzungen für Einwegverpackungen wie Tetra Pak.

  • Schwedische Milchverpackungen praktisch und unterhaltsam Foto: Caroline Weiland

    Milch spielte für den Erfolg des Tetra Paks eine herausragende Rolle. Im Jahr 1923 riefen die schwedischen Molkereien die „Milchpropaganda“ ins Leben, eine Lobbyorganisation, die in groß angelegten Werbekampagnen die Vorzüge des Getränks pries – mit Erfolg. Noch heute zählt Schweden zu den Ländern mit dem höchsten Milchkonsum pro Kopf. Das schwedische Nationalgetränk gibt es in unzähligen Varianten – von der Minimilch mit 0,1 Prozent Fett bis zur saisonalen Sommermilch – stets im Tetra Pak und mit besonderem Clou: eine unterhaltsame Geschichte auf der Rückseite sorgt dafür, dass am Frühstückstisch keine Langeweile aufkommt.

  • Milchladen in Uppsala um 1944 Foto (Ausschnitt): Gunnar Sundgren © Upplands Museum

    Bis in die 1940er-Jahre hinein musste Milch in Schweden aufgrund ihrer leichten Verderblichkeit in speziellen Geschäften verkauft werden. Mit elegantem Schwung füllten die Verkäuferinnen die Milch aus großen Kühlbehältern in die mitgebrachten Kannen der Kunden. Das änderte sich mit dem Aufkommen der Supermärkte, wo es Milch vermehrt in Flaschen zu kaufen gab. Allerdings war diese durch höhere Kosten für den Transport und ein aufwendiges Recyclingverfahren teurer, was bei den Kunden für Unmut sorgte. Die Zeit war reif für eine innovative Verpackung.

  • Erik Wallenberg präsentiert sein Tetraeder-Modell Foto: © Tetra Pak Group

    Eins stand fast: Wem es gelang, eine praktische und günstige Verpackung für dieses Grundnahrungsmittel zu entwickeln, hatte finanziell ausgesorgt. Doch leichter gesagt als getan. Von Erik Wallenbergs erstem Entwurf für Tetra Pak bis zum Produktionsstart im Jahr 1952 sollten rund neun Jahre vergehen. Die intensive Suche nach der perfekten Konstruktion führte den Ingenieur schließlich zum Tetraeder.

  • Ein Werbefoto aus den 1960er-Jahren zeigt die große Auswahl an Verpackungen Foto (Ausschnitt): © Tetra Pak Group

    Die Vorzüge gegenüber herkömmlichen Verpackungen lagen auf der Hand: Tetra Paks Tetraeder waren leicht, gut transportierbar und als Einwegverpackung viel billiger als Glas. Das Verfahren der kontinuierlichen Abfüllung sorgte ebenfalls für Kosteneinsparungen. Es funktioniert ähnlich wie die Herstellung von Wurst: Am Anfang wird eine schlauchförmige Verpackung mit Inhalt gefüllt. Diese wird in einem zweiten Schritt gefaltet, und erst dann erfolgt die Versiegelung und Trennung der einzelnen Tetraeder.

  • Ruben Rausing und seine Söhne Gad und Hans mit dem Prototyp von 1946 Foto: © Tetra Pak Group

    Die Geschichte von Tetra Pak ist untrennbar mit seinem Gründer Ruben Rausing (1895-1983) verbunden. Sein Lebensweg zeugt beispielhaft von dem Wandel, den das bäuerlich geprägte Schweden im 18. und 19. Jahrhundert erlebte. Statt in die Fußstapfen des Vaters zu treten und Malermeister zu werden, studierte Rausing an der schwedischen Handelshochschule in Stockholm und unternahm in den 1930er-Jahren Studienreisen in die USA, die ihn maßgeblich prägten. Sein großes Talent als Geschäftsmann bestand darin, die richtigen Mitstreiter zu finden und sich von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen. So gelang es ihm, eines der erfolgreichsten Familienunternehmen der Welt zu gründen.

  • Bereits früh setzte Tetra Pak auf Expansion. Bald gab es Tetra Pak auch in Frankreich, Deutschland und Italien. Das erste Tetra-Pak-Werk außerhalb von Schweden eröffnete in Hamburg: Dort gingen im Alster Milchwerk die Kartons vom Band. Später folgten Fabriken, die Verpackungen produzierten, im spanischen Arganda und im französischen Dijon. Da das Verpackungssystem günstig und sicher war, wurde es in den 1950er-Jahren für ein groß angelegtes Schulmilchprogramm in Kenia ausgewählt, wo es schließlich so erfolgreich war, dass die Tetraeder sogar die Zehn-Schilling-Banknoten zierten. Foto: © Tetra Pak Group

    Bereits früh setzte Tetra Pak auf Expansion. Bald gab es Tetra Pak auch in Frankreich, Deutschland und Italien. Das erste Tetra-Pak-Werk außerhalb von Schweden eröffnete in Hamburg: Dort gingen im Alster Milchwerk die Kartons vom Band. Später folgten Fabriken, die Verpackungen produzierten, im spanischen Arganda und im französischen Dijon. Da das Verpackungssystem günstig und sicher war, wurde es in den 1950er-Jahren für ein groß angelegtes Schulmilchprogramm in Kenia ausgewählt, wo es schließlich so erfolgreich war, dass die Tetraeder sogar die Zehn-Schilling-Banknoten zierten.

  • Tetra Pak gibt es heute in nahezu allen Ländern der Welt Foto: © Tetra Pak Group

    Die Tetraeder von Tetra Pak waren beliebt, aber hatten ihre Tücken. Zeitungen gaben Tipps, wie man sie platzsparend im Kühlschrank stapelte oder vermied, dass der Inhalt herausschwappte. Die Konkurrenz schlief nicht und brachte eine rechtwinklige Variante auf den Markt, die sich als sehr viel alltagstauglicher erwies. In Deutschland etwa erfand der Düsseldorfer Günter Meyer-Jagenberg den Getränkekarton „Perga“ und meldete ihn 1929 zum Patent an. Im Jahr 1962 dann wurde aus der Faltschachtel „Perga“ eine Verpackung im Blockformat. Ein Jahr später brachte Tetra Pak mit Brik (zu Deutsch: Ziegelstein) die Block-Variante auf den Markt. Zeitgleich kam die sterile H-Milch auf – die sich in der beschichteten Verpackung des Tetra Paks gut aufbewahren ließ. Allerdings gab es zunächst kein Verfahren, die Milch auch aseptisch, also keimfrei, abzufüllen – bis dieses in der Schweiz erfunden wurde. Tetra Pak arbeitete dafür mit dem schweizerischen Unternehmen zusammen, das zuvor das Verfahren entwickelt hatte, mit dem sich die Milch erhitzen, keimfrei und damit haltbar machen ließ. So sicherte sich Tetra Pak einen Wettbewerbsvorteil.

  • Umweltbilanz der Getränkekartons Foto: © Tetra Pak Group

    Die Umweltbilanz von den Einwegkartons ist umstritten: Zwar stellt etwa der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) der Verpackung ein gutes Zeugnis aus und schreibt, zwischen den bestehenden Mehrwegsystemen von Glasflaschen und dem Einwegsystem der Getränkekartons lasse sich „kaum ein ökologischer Vor- oder Nachteil erkennen“. Doch die Recyclingquoten des Kartons seien in Wahrheit deutlich geringer als angegeben, kritisiert etwa die Deutsche Umwelthilfe.

Erfindungen und Gegenstände

Ein Beitrag aus Schweden

mit Bezug zu Schweiz,
Deutschland

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