Journalismus und Medien
Unsichere Lehrer
Die wichtigste Informationsquelle über das Geschehen In- und Ausland sind für die Hälfte der tschechischen Lehrerinnen und Lehrer Nachrichtenserver. Dass „alternative“ Webseiten vertrauenswürdig sind, finden 27 Prozent, weitere 26 Prozent antworteten mit „weiß nicht“.
Von Robert Břešťan
Dies geht aus einer Umfrage der Agentur Median hervor, die sich mit der Medienerziehung an tschechischen Schulen befasste.
Die Umfrage unter Lehrerinnen und Lehrern aus ganz Tschechien, die Medienerziehung unterrichten, wurde für die NGO Člověk v tísni (Mensch in Not) durchgeführt. 218 Lehrerinnen und Lehrer unterschiedlicher Schultypen nahmen daran teil.
Aus den Daten geht hervor, dass die Mehrheit der Unterrichtenden sich auf dem Gebiet der Medienerziehung unsicher fühlt und es ihnen an Unterstützung fehlt. 72 Prozent der Unterrichtenden absolvierte keine Schulung zur Medienbildung.
Warum wird der Medienerziehung im Unterricht so wenig Aufmerksamkeit geschenkt?
„Im Fall der Medienerziehung versagen die relevanten Institutionen schon lange, ganz vorne das Schulministerium. Ihre Wichtigkeit wurde nicht betont, es wurden keine Bedingungen geschaffen, um sie effektiv in den Unterricht zu integrieren, und den Unterrichtenden mangelt es an Unterstützung. Außerdem fehlen geeignete Hilfsmittel und Unterrichtsmaterialien, um die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern“, kommentiert Karel Strachota von Člověk v tísni, Direktor eines Bildungsprogramms für Schulen.Acht Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer führten beispielsweise an, dass sie sich auf „alternativen“ Webseiten wie den Parlamentní listy oder Aeronet informieren. Als weitere Informationsquellen nannten die Pädagoginnen und Pädagogen das Fernsehen (18 Prozent) sowie Zeitungen und Zeitschriften (9 Prozent), sechs Prozent gaben soziale Netzwerke an.
Welchen Medien vertrauen Unterrichtende?
Unterrichtende aus Fach-Mittelschulen und Berufsschulen nannten mehrheitlich das Fernsehen als wichtigste Quelle zur Informationsbeschaffung. Für die meisten Lehrerinnen und Lehrern an Gymnasien ist dies hingegen das Internet.Die vertrauenswürdigsten Medien sind den Befragten zufolge das öffentlich-rechtliche Fernsehen (89 Prozent vertrauen ihm), der öffentlich-rechtliche Tschechische Rundfunk (87 Prozent), die wichtigsten Nachrichtenserver (83 Prozent) und seröse Tageszeitungen (80 Prozent), das geringste Vertrauen genießen Informationen aus Boulevardzeitungen (4 Prozent) und kommerziellen Fernsehsendern (21 Prozent).
Wo informieren sich Unterrichtende und Schülerinnen und Schüler über aktuelle und gesellschaftliche Themen?
Insgesamt 41 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer widmen medialen Themen in allen Klassen und Fächern bis zu zehn Stunden im gesamten Schuljahr, bei 22 Prozent sind es bis zu 20 Stunden. Gut ein Fünftel der Unterrichtenden (21 Prozent) gab an, dass sie jährlich 21 bis 50 Unterrichtsstunden der Medienerziehung widmen.Am häufigsten werden im Unterricht der Medienerziehung folgenden Themen durchgenommen: Sicherheit im Internet, die Rolle der Medien in der Gesellschaft, Propaganda, Werbung und das Funktionieren von Medien allgemein.
Am seltensten vertreten sind die Themen: Eigentumsverhältnisse in den Medien und wie sie wirtschaften, der rechtliche und ethische Rahmen der journalistischen Arbeit und die Rolle von Medien in der jüngeren Geschichte.
Mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und Affären befassen sich im Unterricht – zumindest manchmal – 81 Prozent der befragten Pädagoginnen und Pädagogen.
Zum Zeitpunkt der Erhebung wurden hierbei am häufigsten Wahlen, Immigration und aktuelle Berichterstattung genannt.
Die wichtigsten Themen in der Medienerziehung
Für das wichtigste Thema in der Medienerziehung halten die Befragten das kritische Bewerten medialer Botschaften (36 Prozent). Große Bedeutung schreiben sie außerdem der Bildung, Manipulation und Propaganda, dem Einfluss der Medien und der Orientierung in der Medienlandschaft zu.Ihren Antworten zufolge benutzen 88 Prozent der Befragten in der elektronischen Kommunikation oft E-Mails.
Darin unterscheiden sie sich stark von ihren Schülerinnen und Schülern (28 Prozent). Diese sind außerdem im Vergleich mit den Pädagoginnen und Pädagogen wesentlich mehr gewöhnt, mittels sozialer Netzwerke und Chat-Plattformen (wie Skype, Messenger, …) zu kommunizieren.
Welche Medien verwenden Unterrichtende bzw. Schülerinnen und Schüler zur elektronischen Kommunikation? Die unterschiedlich stark ausgeprägte Verwendung sozialer Netzwerke belegt auch ein weiteres Ergebnis: Während nur sechs Prozent der Unterrichtenden soziale Netzwerke als wichtigste Informationsquelle für gesellschaftliche und politische Themen anführten, waren es bei den Schülerinnen und Schülern 25 Prozent.