Andre Rudolph

der daumengroße purusha ist wie ein rauchloses licht
(die kaţha-upanishad; 2, 13)

es war schon heller mittag,
als die jungs von der tierrettung kamen
und mich aus dem
baum herausklaubten, in den ich mich
verstiegen hatte;
 
ich war heiter wie schon lange
nicht mehr, obwohl
meine situation ziemlich verfahren war,
wie ihr euch vorstellen könnt,
 
trotzdem kam ich mir
irgendwie hell vor,
wie ein leuchtzwerg, dem sie gerade
eine neue hundert-watt-lampe
reingeschraubt haben
 
(so ist das ja manchmal:
eigentlich geht’s dir dreckig, aber dann…)
 
und die jungs von der tierrettung
wussten einen augenblick lang
auch wirklich
nicht so ganz genau, wo sie mich
hinstecken sollten
 
wer hatte die überhaupt gerufen?
einen besitzer
scheine ich nicht zu haben, meinen
namen habe ich vergessen,
die subtile zeichnung
meines fells und meine klugen, braunen
augen deuten zwar auf
eine recht feine, artige gattung
und gesittung hin,
 
aber was hilft mir das jetzt, in diesem
schlimmen gatter,
mit den poltrigen jungs
von der tierrettung, die mit ihrem
kastenwagen
kreuz und quer durch die
ganze stadt jagen, auf der suche
nach einem passenden
 
quartier?
 
 

 

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