Jan Wagner

die kapitäne

gingen in unserer straße an land
und schlüpften unter bei den witwen,
ankerten in der witwenbucht,
hoch und stolz. wir wahrten den abstand,
kreisten skeptisch wie in mickrigen
einbäumen um sie herum.
 
april, und in den gärten legte
die blühende flotte der kirschbäume ab:
sie blieben, scheuerten das rasendeck,
schoben die weiße bugwelle
eines vollbarts vor sich her.
 
schweigsame männer mit fischen im namen,
einsilbig, silbrig,
herr barsch, herr dorsch, herr butt –
wir klebten wie pfahlmuscheln an den türen
und fensterläden, lauschten
auf madagaskar, sansibar,
tauschten wörter wie glasperlen aus,
kalfatern, brigg, persenning ...
 
stille männer mit braungebeizten
gesichtern noch im herbst, wenn das rauschen,
das rascheln der ertrunkenen durchs laub
der hecken ging in den kälteren nächten –
an manchen feiertagen fand man
sie schwankend in einem wind mit der stärke
von zweikommaacht promille.
 
sie stehen weiter hinter den gardinen,
sehen mich nicht, der ich sie sehe
vom dunklen garten, zu winzig in ihrer see.
 
 
 
 

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