GamesCom 2024
Alles nur ein Spiel?

Eine Szene auf der Gamescom 2023: Im Vordergrund sind zwei Spielerinnen zu sehen, den Rücken zur Kamera gekehrt, auf den Bildschirm schauen, jeweils neben ihnen auf dem Tisch stehend zwei ovale Konsolen, die ebenso wie die Tastaturen mittig blau leuchten.
Entgegen dem gängigen Klischee gibt es auch zahlreiche Gamerinnen | © Foto: Koelnmesse / gamescom

„Die größte Gemeinschaft der Welt“ trifft sich dieses Jahr zwischen dem 21. und 25. August zur GamesCom 2024 in Köln. So lautet zumindest das offizielle Motto des laut eigener Angabe „größten Games-Events weltweit“. Ein Überblick. 

Von Marcus Richter

Für die meisten Menschen ist die GamesCom eine Publikumsmesse. Über 320.000 Besucher*innen wurden letztes Jahr gezählt, dieses Jahr wird ein ähnlicher Andrang erwartet. Es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm auf dem Messegelände und in der Kölner Innenstadt, aber vor allem geht es um eins: Ums Zocken.

In den großen Messehallen sind riesige Stände mit zahlreichen Anspielstationen aufgebaut, teilweise gibt es auch Bühnen mit eigenem Programm. Wer hier die oft noch unveröffentlichten Titel ausprobieren will, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen. Für viele Spieler*innen kein Problem – wann sonst hat man schon die Gelegenheit, seinem Lieblingsspielehersteller nahe zu kommen und vielleicht ein paar begehrte Fan-Artikel abzugreifen.

Große Namen: Wer dabei ist und wer fehlt

Für die meisten Besucher*innen dürften vor allem die großen Namen von Interesse sein. Da wäre zum Beispiel Microsoft, die nicht nur die eigene Konsole Xbox präsentiert, sondern auch die zahlreichen in den letzten Jahren gekauften Spielefirmen wie Blizzard (Diablo, World of Warcraft) oder Bethesda (Fallout, The Elder Scrolls) mitbringt und damit eine prägende Kraft ist.

Auch Branchenriesen wie Electronic Arts, Ubisoft und oder Capcom sind da und lassen verschmerzen, dass die Konsolenhersteller Sony und Nintendo nicht vor Ort sein werden. Und dann gibt es auch noch viele kleinere Teams und Solo-Entwickler*innen. Da diese sich die großen Messestände nicht leisten können, gibt es die Indie Arena Booth.

Spielwiese der Kreativität

Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt: Es wird eine größere Messefläche gemietet, die unter vielen kleinen Anbietern aufgeteilt wird. Oft bleibt nicht viel mehr Platz als für einen Bildschirm, einen Controller und ein Plakat, doch nirgendwo sonst auf der GamesCom findet man so viel Innovation und Vielfalt auf so engem Raum.

Die Indie Arena Booth bietet zugleich die beste Gelegenheit, deutsche Spiele zu entdecken, die ihr Zuhause traditionell in diesem Bereich haben. Insgesamt haben sich 41 deutsche Teams angekündigt, unter anderem paintbucket (The Darkest Files), Envision Entertainment (Pioneers of Pagonia) oder Gentle Troll Entertainment (Tavern Talk). Damit kommt rund ein Viertel der Aussteller in der Indie Arena Booth aus Deutschland.

Games "Made in Germany"

In den übrigen Messehallen ist das Verhältnis deutlich anders. Eine der wenigen wirtschaftlich bedeutenden Vertreter aus Deutschland ist Astragon. Der Publisher mit Sitz in Düsseldorf ist für seine Simulationsspiele (Bau, Bus, Polizei) bekannt geworden, gehört seit Kurzem allerdings dem britischen Entwickler und Publisher Team 17. Auch der internationale Konzern Ubisoft hat drei Sitze in Deutschland, hier wird zum Beispiel die bekannte Aufbau-Spielereihe Anno entwickelt – zu der es dieses Jahr allerdings keine Neuigkeiten auf der Messe gibt.

Das gilt auch für andere Firmen: Zwar existiert ein deutscher Games-Mittelstand, doch es gibt einfach nicht genug Entwickler, als dass auf der GamesCom jedes Jahr zahlreiche „Made in Germany“-Titel präsentiert werden könnten. Diese Tatsache dürfte dem Branchenverband game bestärken, der seit Jahren die unzureichende Games-Förderung in Deutschland kritisiert. Mit diesem Vorwurf wird sicherlich auch Robert Habeck einmal mehr konfrontiert werden: Der Bundeswirtschaftsminister wird wie schon im vergangenen Jahr an der Eröffnung der GamesCom teilnehmen.

Die Gamescom im Live-Stream

Passend dazu wird es am 22. August eine Diskussion zum Thema „Games-Standort Nr. 1 – Wie gelingt Deutschlands Aufholjagd?“ geben. Diese findet im Rahmen des GamesCom Congress statt, auf dem sich Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur über die Schnittstellen zur Games-Branche austauschen.

Wer nicht live vor Ort dabei sein kann, aber dennoch Interesse hat, kann sich einige der Vorträge und Diskussionen (auch die oben genannte) im Live Stream anschauen. Wer auf der Suche nach klassischem Gaming-Content ist, dem sei die „GamesCom Opening Night Live“ empfohlen, die schon am Vorabend der GamesCom einen Überblick über viele Neuheiten geben wird.

Es gibt also viel zu tun für die „größte Gemeinschaft der Welt“. Auch wenn davon auszugehen ist, dass die Begeisterung der Besucher*innen über die Spiele sehr viel größer sein dürfte als die der Branche über die Lage der deutschen Spieleindustrie.
 

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