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Jahre 2008–2013
Musik im Herzen

Bild aus dem Projekt Open for Everything
Bild aus dem Projekt Open for Everything | Foto: Goethe-Institut

Theater, Musik und europäische Identität – das sind einige der Themen, die für das Goethe-Institut unter Heinrich Blömeke besonders wichtig waren. Lesen Sie mehr über die Zeit zwischen 2008–2013.

Von Heinrich Blömeke

Die Zeit in Prag war das einzige Mal, dass ich für das Goethe-Institut in Europa tätig war. Die Nähe zu Deutschland und die trotz aller Rückschläge immer noch vergleichsweise wichtige Rolle der deutschen Sprache bilden besondere Rahmenbedingungen für das lokale Goethe-Institut. Zu diesen Rahmenbedingungen zählen zweifelsohne ebenso historische Sensibilitäten, die aus der historischen „Konfliktgemeinschaft“ von Tschechen und Deutschen erwachsen sind, wie auch die Vertrautheit vieler tschechischer Partner mit unserer Sprache und aktuellen Trends des deutschen Kulturlebens.
 
Prag selbst kenne ich schon lange. Zum ersten Mal besuchte ich die Stadt im Jahre 1985 während eines Privataufenthalts. Das Gebäude des Goethe-Instituts habe ich allerdings erst zehn Jahre später, anlässlich einer Tagung, betreten. Erst weitere zehn Jahre später, 2005, kehrte ich abermals zurück, als in Prag der Zusammenschluss der europäischen Kulturinstitute (EUNIC) gegründet wurde. Drei Jahre später bin ich dann zum vierten Mal nach Prag gekommen, dieses Mal als Leiter des Goethe-Instituts Tschechien mit regionalem Auftrag für das Institutsnetz in Mittelosteuropa. Geblieben bin ich dann für fünf Jahre. 

Für alles offen sein 

Zu meinen ersten Gesprächspartner*innen gehörten, neben den erfahrenen Ortskräften, Schlüsselfiguren des deutsch-tschechischen Beziehungsgeflechts, wie zum Beispiel der ehemalige Botschafter Frantisek Černý und leitende Vertreter*innen diverser Kulturinstitutionen, wie etwa des Nationaltheaters oder der Nationalgalerie. Als Musikfreund erinnere ich mich besonders gerne an die Begegnungen mit dem Komponisten Miroslav Srnka oder mit den Intendanten der Tschechischen Philharmonie Vaclav Riedlbauch und David Mareček; letzterer wurde später zum Direktor der Philharmonie. Spannend und bereichernd war auch immer das jährliche Prager Theaterfestival deutscher Sprache.
 
Schon allein aus der räumlichen Nähe ergaben sich auch zahlreiche Projekte mit prominenten Vertreter*innen der deutschen und tschechischen Kulturszene. Gerne erinnere ich mich an zwei Theaterprojekte, die wir mit der „Nová scéna“ des Nationaltheaters realisiert haben. Das Gastspiel „Verrücktes Blut“ des Ballhauses Naunynstraße Berlin sowie das Roma-Projekt „Open for everything“ mit der Choreografin Constanza Macras blieben stark in Erinnerung, vielleicht weil es dabei um in Tschechien wie Deutschland heikle Themen (Umgang mit kultureller Vielfalt und Minderheiten) ging.

Blicke zur Prager Burg und darüber hinaus 

Bleibenden Eindruck haben die Trauerfeierlichkeiten anlässlich des Todes von Václav Havel im Dezember 2011 hinterlassen; außerdem haben sich die nächtlichen Blicke auf die Moldau und die Burg unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt. Das Goethe-Institut nutzt ja das Gebäude der ehemaligen Botschaft der DDR, deren Spuren in manchen Räumen auch noch deutlich sichtbar waren. Mit Angelika Eder, der damaligen Leiterin der Programmabteilung, haben wir das ehrwürdige Haus bewusst mit innovativen Formaten und der Beauftragung von jungen Künstlerinnen und Künstlern neu gestaltet und so für jüngere Zielgruppen geöffnet.  

Die Länder Mittelosteuropas, vor allem Tschechien, Ungarn und die baltischen Staaten, verfügen über sehr reichhaltige Musiktraditionen, die immer auch in einem Dialog mit den politischen Entwicklungen dieser Gesellschaften standen. Dieser Gedanke war der Ausgangspunkt für das Projekt „Mythen, Nationen, Identitäten“, das wir zum 20. Jubiläum der Unabhängigkeit und dem fünften Jubiläum des EU-Beitritts ins Leben riefen. Das Goethe-Institut beauftragte, in Kooperation mit Kennern der jeweiligen Musikszenen, junge Musiker*innen aus Mittelosteuropa eigene Auftragskompositionen zu diesen Themen zu schaffen. Das Ensemble Modern unter Leitung von Peter Eötvös führte diese in München, Frankfurt, Budapest, Warschau und Riga auf; der Tschechische Rundfunk übertrug die Uraufführungen aller Werke live. Jetzt, zehn Jahre später, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung und 30 Jahre nach der Gründung des Goethe-Instituts in Tschechien, ist deutlich zu sehen, wie wichtig es ist, nicht nur Musik im Herzen Europas zu unterstützen, sondern auch Europa im Herzen zu tragen.
  • Nachtlichter Ausblick aus dem Goethe-Institut Prag © Eva Makovská / Goethe-Institut
    Nachtlichter Ausblick aus dem Goethe-Institut Prag
  • Heinrich Blömeke mit František Černý Foto: Goethe-Institut
    Heinrich Blömeke mit František Černý
  • Heinrich Blömeke mit seinem Nachfolger Berthold Franke Foto: Goethe-Institut
    Heinrich Blömeke mit seinem Nachfolger Berthold Franke

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