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Zu Hause Plastik recyceln

Foto: © Dave HakkensFoto: © Dave Hakkens
Dave Hakkens erklärt auf den Malediven, wie man seine Maschine zur Wiederaufbereitung von Plastik benutzt. Foto: © Dave Hakkens

Von allen Kunststoffen, die wir wegwerfen, werden nur zehn Prozent recycelt. Dave Hakkens, der Initiator des Internetprojektes precious plastic, hat sich in den Kopf gesetzt, dass das mehr sein muss.

Außer Firmen, die im großen Stil Plastik recyceln, und daraus alles Mögliche machen, von Fleecejacken bis hin zu Gartenzäunen, ist es bisher nicht möglich, Plastikabfälle unter häuslichen Bedingungen wiederaufzubereiten, etwa in der heimischen Werkstatt. Wenn wir Futterstellen für Vögel, Maulwurfabwehr und Windräder aus PET-Flaschen nicht mitzählen, sind bislang leider keine Maschinen verfügbar, die Kleinunternehmern, Enthusiasten oder Künstlern erlauben das Wiederverwertungspotenzial von Plastikabfällen unter Kleinbedingungen auszunutzen.

Genau das will Dave Hakkens, Absolvent der Design Academy Eindhoven, ändern. „Ich war in allen großen Firmen, die Plastik recyceln, und habe erfahren, dass die Maschinen, die bei der Wiederaufbereitung von Plastik verwendet werden, sehr teuer, sehr genau und sehr effektiv sind. Schon einmal recycelte Kunststoffe wollen die Hersteller deshalb nicht erneut verwenden, denn sie sind nicht sauber genug und könnten diese Maschinen beschädigen oder die Produktion verlangsamen“, erklärt Dave in einem seiner Videos.

Kann man ohne Shampoo leben?

Der schlanke Junge mit der Baseballkappe veröffentlicht auf seinen Internetseiten grafisch hübsch aufbereitete Videos über seine Lebensphilosophie. Man kann sich ein Video darüber anschauen, wie überflüssig lange Zahnbürsten sind, und deshalb noch nicht mal in den Kulturbeutel passen. Der Zentimeter zu viel verschwendet nicht erneuerbare Rohstoffe. In einem anderen Video erklärt er, dass es möglich sei, ohne Shampoo zu leben, und er zeigt denen, die trotzdem nicht darauf verzichten möchten, wie man ganz einfach sein eigenes herstellen kann – ohne Chemie. Dave ist vor allem Erfinder: „Ich denke mir gerne Sachen aus und baue sie. Damit verbringe ich eigentlich meine ganze Zeit.“ Zu Daves ersten Erfindungen zählen zum Beispiel eine windbetriebene Ölpresse oder ein essbarer Stift.


In der Vergangenheit hat Dave mitgewirkt an einem Projekt mit dem Namen Phoneblocks: ein Mobiltelefon. Es handelt sich um eine Art Bausatz, wobei die einzelnen Komponenten auf einer Platte angebracht und vor allem ausgetauscht werden können – Fotoapparat, Speicherkarte Bluetooth, Display, Akku und was man eben in seinem Telefon so verwendet. Dave weiß, dass er diese Idee alleine nicht hätte realisieren können. Er verlässt sich auf seine Fans im Internet, die ihm dabei helfen das Konzept des Projektes zu verbreiten, damit es weltweit bekannt wird. Die Mobiltelefonhersteller sollen so erfahren, dass ihre Kunden Phoneblocks wollen, und dann auch beginnen, sie herzustellen.

Plastikzerkleinerer für alle

Precious plastic ist das größte Projekt, das Dave bisher gemacht hat. Mehr als zwei Jahre lang hat er verschiedene Arten von Plastik untersucht und überlegt, wie er eine Maschine zur Wiederaufbereitung bauen könnte, die erschwinglich ist für so viele Interessenten wie möglich. Er arbeitete zusammen mit verschiedenen Organisationen und weiteren Enthusiasten, die er überwiegend im Internet gefunden hatte.

Sogar in die ghanaische Stadt Agbogboshie, mehrfach als dreckigste Stadt der Welt bezeichnet, hat sich Dave Hakkens für seine Nachforschungen aufgemacht. Er kam an einen Ort voller Rauch von verbranntem Plastik. Auf der örtlichen Müllkippe beobachtete er und lernte von den Einheimischen, die dort nach alter Elektronik suchten. Die kaputten Computer wollen sie entweder reparieren, meistens aber geht es ihnen um die teuren Metalle, die in ihnen verbaut sind.

Als Dave sah, wie kleine Kinder einen Haufen Kabel anzündeten, um an die Kupferdrähte zu kommen, wurden ihm zwei Dinge klar. Erstens, dass es nötig ist eine Maschine zur Wiederaufbereitung zu bauen, die den örtlichen Bewohnern (und nicht nur ihnen) hilft, effektiver und ökologischer alte Elektronik zu recyceln. Und zweitens, dass diese Wiederaufbereitungsmaschinen aus leicht erschwinglichen Dingen bestehen müssen, die man üblicherweise auf Müllkippen finden oder in Geschäften auf der ganzen Welt erwerben kann. Treibende Kraft ist Daves Liebe zur Natur – Er macht oft Ausflüge an den Strand oder in die Wälder, wo er Kunststoff- und andere Abfälle sammelt und sie anschließend recycelt.

Ende vergangenen Jahres stellte Dave vier Geräte vor, mit denen man ein kleines Unternehmen gründen könnte. Die Geräte zerkleinern den Kunststoff, schmelzen ihn und mithilfe von Formen kann man dann neue Produkte herstellen. So kann man etwa Plastikstränge produzieren, um diese dann beispielsweise ähnlich wie Rattan zu flechten. Die Maschinen sind so konzipiert, dass man sie überall auf der Welt mit einer Grundausrüstung zusammenbauen kann. Sie können außerdem je nach Bedarf angepasst und an die eigene Umgebung adaptiert werden. Auch ein Anschluss an Solarpaneelen ist möglich.

Dave drehte ein Video darüber, wie viel Plastikmüll in Kambodscha für ein Mittagessen anfällt und wo dieser Müll dann landet. Geht das nicht auch anders?

Know-how ist gratis

Dave hat diese Maschinen nicht nur entwickelt und zusammengebaut. Er betreibt auch die Internetseite preciousplastic.com, auf der er Interessenten sämtliche Baupläne gratis zur Verfügung stellt. Dazu hat er eine Menge Videos gedreht, die detailliert die Konstruktion der einzelnen Teile beschreiben und anleiten, wie man die Maschinen nachbaut. „Ich möchte, dass die Nutzer der Maschinen Formen für alle möglichen Produkte herstellen können. Sie können so mithilfe meiner Videos und einer gewissen Handfertigkeit ein moderner Kunststoffhandwerker werden.“ Manche der Videos wurden schon mehr als zwei Millionen Mal angesehen. Eine Reihe von Fotos glücklicher Konstrukteure hat Dave in sozialen Netzwerken publiziert.

Und wie ist Daves Businessplan? Zunächst wünscht er sich einfach, dass sich seine Idee in den sozialen Netzwerken so weit wie möglich verbreitet. „Es ist nicht so, dass ich Geld nicht wollen würde. Ich will bloß nicht mein Leben mit Geldverdienen verbringen. Ich erschaffe lieber etwas Konkretes, anstatt mich mit Unternehmertum zu beschäftigen.“

Marie Kučerová
Übersetzung: Patrick Hamouz

Copyright: jádu | Goethe-Institut Prag
Oktober 2016
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