Auf dieser Seite dokumentieren wir das Schreiben von Mohamed Abla zur Rückgabe der Goethe-Medaille vom 19. März 2024 sowie den Antwortbrief von Carola Lentz, Präsidentin des Goethe-Institut, vom 20. März 2024.
2022 wurde mir die große Ehre zuteil, die Goethe-Medaille in Weimar entgegenzunehmen. Diese Ehrung erfüllte mich mit Stolz. Dieser Stolz hatte zahlreiche Gründe:
Ich war stolz, als erster arabischer Künstler diese ehrenvolle Auszeichnung tragen zu dürfen.
Ich war stolz und bin es immer noch, dass mein Name mit diesem des großartigen Dichters Goethe in Verbindung gebracht wird. Mit einem Dichter, dessen Worte, Ideen und Ideologien viele Menschen weltweit beeinflussten.
Drittens kam diese Auszeichnung von Deutschland, einer Nation, die die menschliche Geschichte beeinflusst hat. Einer Nation, die ihren ehrenvollen Platz in der freien Welt einnahm, nachdem sie eine schwere und tragische Geschichte und Last hinter sich lassen konnte und nach vorne blickte. Eine tragische Geschichte, die nicht nur die europäischen Völker, sondern auch Afrika, den Kontinent meiner Heimat beeinflusste. Deutschland hat von da an als gutes Vorbild für Menschlichkeit, Freiheit und Frieden agiert.
Als im vergangenen Oktober die schrecklichen Ereignisse in Gaza begonnen haben, hat die offizielle politische Haltung Deutschlands Millionen auf der ganzen Welt nicht nur überrascht, sondern auch in Entsetzen versetzt.
Die bedingungslose Unterstützung Israels vom ersten Moment an, die sich auch nicht änderte, nachdem die Ereignisse einen gewalttätigeren und tragischeren Verlauf nahmen und es für jeden, der noch Menschlichkeit fühlen kann, klar wurde, dass Israel einen Genozid in Gaza verübte.
Deutschland hätte seine alten Schuldgefühle nicht verstärken und eine weitere schwere Last zur vorherigen hinzuzufügen sollen. Eine Last, die eine neue Generation tragen muss. Die Last des Genozids des palästinensischen Volkes und die Vernichtung ihrer Rechte.
Ich kann es weder mit meinem Verstand noch meinem Gewissen vereinbaren, diese Medaille zu behalten. Wenn ich zusehe, wie Deutschland mit einer derartigen Doppelmoral mit solch einem menschlichen Leid umgeht, das Millionen von unschuldigen Zivilisten betrifft.
Aus diesem Grund habe ich beschlossen, die Medaille zurückzugeben und meine Ablehnung und meinen Einspruch bekannt zu machen und mich Millionen von Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt anzuschließen, die täglich protestieren, um ihre Ablehnung gegenüber der politischen deutschen Haltung bekannt zu geben.
Ich weiß der Weg vor uns ist noch lang und es gibt noch viel zu tun, bis der Traum der gewünschten und erstrebenswerten Gerechtigkeit erfüllt ist.
Ich hoffe, dass meine Haltung einen kleinen Schritt in der Richtung zu einer Wendung der tragischen Ereignisse in Gaza beitragen kann und das Verlangen unzähliger Menschen auf der ganzen Welt gehört werden wird.
gezeichnet, 19.03.2024, Mohamed Abla
An
Mohamed Abla
per E-Mail
München, den 20. März 2024
Lieber Herr Abla,
über Lilli Kobler in Kairo habe ich erfahren, dass Sie gestern Ihre Goethe-Medaille als Protest gegen die Haltung der deutschen Bundesregierung im Nahost-Konflikt zusammen mit einem Erklärungsschreiben im Goethe-Institut abgegeben haben. Aus diesem Anlass möchte ich mich persönlich bei Ihnen melden und mein Bedauern über die Rückgabe zum Ausdruck bringen. Die aktuelle Situation ist hochkomplex und zeigt mehr denn je, wie wichtig Dialog und Austausch gerade in diesen Zeiten sind. In diesem Sinne möchte ich betonen, dass wir die Zusammenarbeit mit Ihnen schätzen und in Verbundenheit bleiben.
Ich erinnere mich gern an unsere Begegnung in Weimar 2022 und auch in Fayoum im Februar letzten Jahres. Ich freue mich daher, dass Sie weiter mit dem Goethe-Institut Kairo in Kontakt sind, und wünsche Ihnen für Ihre weiteren Vorhaben und Projekte viel Erfolg.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Prof. Dr. Carola Lentz
Präsidentin des Goethe-Instituts