Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Band des Monats
Ebow

Die Rapperin Ebow
Ebow | Joanna Legid

Ebow, mit bürgerlichem Namen Ebru Düzgün, ist eine deutsche Künstlerin, die 1990 in München geboren wurde. Während sie ein Architekturstudium begonnen hatte, gelang ihr der Durchbruch in der sehr engen Musikszene des Rap. Die Rapperin ist vom amerikanischen Hip-Hop und RnB der Jahre 1990-2000 beeinflusst. Sie schafft so einen einzigartigen Sound. Mit einer Mischung aus persönlichen und politischen Themen wie Queerfeminismus, ihren kurdischen Wurzeln und der Prekarität, sprengt sie die Grenzen des Rap. Ebow zu hören bedeutet, eine Revolution zu erleben.

Von Emilie Pineau

Antirassismus im deutschen Rap… Ein traditionelles Thema?

Ebow steht seit ihren ersten Songs in der Tradition antirassistischer Rapper*innen. Als Mitglied der dritten Generation einer kurdischstämmigen Familie berichtet Ebow von dem systemischen Rassismus, unter dem sie in Deutschland gelitten hat. Als Reaktion auf diesen gewalttätigen Alltag beruft sich Ebow auf die "Macht des Flex". Sie nimmt alle Klischees des Männerraps auf und benutzt diese, um die Macht der Frau darzustellen. Sie erklärt, dass Luxus für eine Person aus einer wohlhabenden Familie eine andere Bedeutung hat als für eine Person, für die Luxus gleichbedeutend mit Anerkennung war. In ihrem Song Prada Bag spricht die Rapperin über soziale und rassische Ungleichheiten, Faschismus und Polizeigewalt.

Schau mal, die Leute fragen immer
„Warum muss es im Rap darum gehen, wer wie viel Cash macht, welche Marken du trägst, welchen Wagen du fährst?“ und so weiter, ne?
Aber wenn du in einer Gesellschaft aufwächst, die dich immer als Mensch zweiter Klasse sieht, immer von oben herab
Dann ist deine einzige Möglichkeit, auf gleicher Augenhöhe zu stehen, ihnen zu imponier'n
Und natürlich wär es eine Möglichkeit, 'n guten Job zu haben, studiert zu haben, ne?
Dann nehm'n sie dich vielleicht ernst
Aber wenn du diesen Weg nicht gehen kannst, dann bleibt dir halt nicht viel
Und du eignest dir das an, was sie gerne hätten
Du trägst die Marken, die sie gerne hätten
Du fährst den Wagen, den sie gerne hätten
Das ist der einzige Moment, wo du ihre Aufmerksamkeit bekommst
[...]
Aber ich, im Prada-Outfit, im Benzer, in deiner weißen Nachbarschaft
Macht dir mehr Angst als irgendwelche Clans auf RTL
Warum?
Weil ich ein Bild werde, das du nicht zuordnen kannst

Den Rap neu erfinden, indem man ihn queer-feminisiert

Ebow beschränkt sich jedoch nicht nur auf klassenkämpferische und antirassistische Themen, sondern nimmt auch queer-feministische Kämpfe auf. Sie will, dass ein neuer deutscher Rap entsteht, sie „will, dass Deutschrap femininer, queerer, experimenteller, mutiger wird. Wir kennen alle Storys die gerappt werden. [Sie] will neue Storys hören, aus neuen Perspektiven mit neuen Einflüssen.
Ihrer Meinung nach ist die Sprache des Rap mit sexistischen und/oder homophoben Strukturen durchsetzt. Diese Sprache zu erneuern, bedeutet, die Hoffnung zu haben, die gesamte Mentalität des Rap zu verändern.
Dennoch hält Ebow eine kritische Distanz zur queer-feministischen Gemeinschaft, wenn diese zu intellektualisierte Debatten führt und eine soziale Blase bildet. „Wenn wir gemeinsam kämpfen wollen, etwa gegen Rassismus und Sexismus, wieso gibt es dann so viel Beef in den eigenen Reihen? Ich hatte das Gefühl, manchen Leuten ging es nicht darum, eine Gemeinschaft voranzubringen, sondern sich selbst zu vermarkten.

Eine gewählte Mischung in der Musik

Zu Beginn ihrer Karriere wurde Ebow für die perfekte Personifizierung der Integration in die deutsche Gesellschaft gehalten. Da sie diese Bezeichnung ablehnte, entschied sie sich damals dafür, ihre Texte für die Menschen ihrer Gemeinschaft zu schreiben. Diese Aussagen mögen für die Mehrheit der Gesellschaft ausgrenzend wirken, doch Ebow rechtfertigt ihre Entscheidung mutig. In ihrem Song Hengameh spricht sie Menschen an, die sich nicht unbedingt mit der Problematik des intersektionalen Feminismus beschäftigen.
 

Diese Sprache geht raus an alle Almans und Cis-Heten
die sich migrantische,
nicht-weiße und queere Ästhetiken aneignen
Wir tragen diesen Look mit stolz,
aber auch mit Stigma
Für euch ist es ein Trend den ihr bald wieder ablegen könnt


Ein letztes Wort der Rapperin, bevor Sie in ihre Alben eintauchen: „Das ist der größte Flex: zu akzeptieren, dass man mehrere Identitäten auf sich vereint, selbst wenn diese Identitäten widersprüchlich sind.“

 

Diskografie:

Alben
2013: Ebow
2017: Komplexität
2019: K4L
2022: Canê 

Band des Monats auf Spotify

Hände und Gitarre © Colourbox.com, ldutko Jeden Monat stellen wir euch eine Band oder eine*n Sänger*in aus einem deutschsprachigen Land vor – den Musikstilen sind keine Grenzen gesetzt. Mit dieser Playlist könnt ihr in die Musik der vorgestellten Künstler*innen hineinschnuppern.

Top