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„Om Journée“, my dears!
Die Liebe in den Zeiten von Corona

Om journée
Om journée | Foto (Ausschnitt): Santa Meyer-Nandi

Das Wortspiel „Die Liebe in den Zeiten von Corona“ ( in Anlehnung an Marquez' Roman Die Liebe in Zeiten von Cholera) schwirrt mir immer wieder durch den Kopf, und ich würde gerne meine Gedanken und meine Expertise zum „Challenge Mindset“ und zur „Resilienz“ dazu teilen. Wie können wir diese herausfordernden Zeiten mit wichtigen Werten für unsere Menschheit, und ja auch mit Nachhaltigkeit und Wohlbefinden verknüpfen? Ich freue mich auch auf Eure Impulse und Gedanken. Ich meine das ehrlich – schreibt mir gerne! Ich beiße nicht!

Von Santa Meyer-Nandi

Die Besinnung auf die gesunden Basic-Regeln

Ich weiß gerade auch nicht, ob ich on- oder off-topic unterwegs bin. On-Topic, sprich: zu unserer Mobilität-Challenge, weil uns unser Bestreben die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, automatisch zu einer nachhaltigeren Mobilität führt. Fahrradfahren und Laufen sind einfach besser für uns, als mit vielen Menschen in der Métro zu sein, und stärkt zudem unser Immunsystem. Die Luftverschmutzung geht vielerorts zurück, wie zum Beispiel Aufnahmen aus China und Italien belegen. Dies ist wieder besser für unser Immunsystem und macht Laufen und Radeln nochmals vieeeel angenehmer. (Quelle: Eurotopics Was kann Corona was Klima nicht kann und Luftverschmutzung in Italien geht zurück seit Corona)
Das Wasser in Venedig bedankt sich auch gerade und ist klarer denn je (Quelle: Spiegel Wasser in Venedig ist plötzlich kristallklar). Natürlich auch viel besser für uns.

Und wenn wir schon beim Immunsystem sind: Neben Händewaschen wird auch hervorgehoben, dass eine gesunde Ernährung mit den „Five per Day“, sprich viel Gemüse und Obst (ich füge hinzu: Bio und lokal), dem Immunsystem besonders dienlich sind. Ich bin kein Arzt, sondern teile einfach nur ein paar logische Gemeinplätze. Und da mein Kopf immer so assoziativ rattert: ein riesiges Dankeschön an unsere Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen weltweit! Dankbarkeit, um noch ein wenig weiter mit Euch zu assoziieren, ist ein ganz wichtiges Element eines gesunden Mindsets. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Was sind die Lektionen, die unsere Leben post-Corona bereichern können? Wie können wir unsere Kreativität ankurbeln und aus weniger mehr machen? Wie machen wir allgemein das Beste aus dem Ganzen für uns selbst und für die Gesellschaft?

Schön fände ich, wenn wir alle ein wenig näher zusammen rücken und unsere Empathie- und Gemeinschaftlichkeits-Muskeln trainieren könnten. Damit meine ich Fragen wie: Wieviel muss ich wirklich kaufen, um meine Grundbedürfnisse zu decken und gleichzeitig sicher zu stellen, dass meine Mitmenschen auch noch ein Handgel ergattern können? Oder was kann ich tun, um ältere oder kranke Menschen um mich herum zu unterstützen? Ein Einkauf, eine SMS oder ein Anruf können Wunder bewirken…

Ich habe einen Kurs der Yale Universität zu der Wissenschaft von Wohlbefinden belegt -̶ und eins kann ich Euch sagen: Nichts kurbelt unser Glück und damit auch unser Immunsystem so an wie nette, selbstlose Handlungen.

Love the Challenge: Wertschätzung reloaded

Meine Expertise liegt in dem Thema Selbst-Challenges und damit verbundenen Werten wie Resilienz und „aus Weniger mehr machen“ bzw. Genügsamkeit, und noch tiefer dem Mindset, das Lösungsansätze, Freiheit und Positives in einer gewissen Einschränkung sieht. Ich habe immer gesagt, dass es ein positives Aha-Erlebnis für mich war, aus drei verschiedenen Zahnpasta-Sorten auszusuchen und nicht aus 300. Und auch meine Hauptsächlich-Regeln helfen mir ungemein, zum Beispiel „hauptsächlich pflanzenbasiert, lokal, zero waste“ wie auch „hauptsächlich nichts Neues kaufen“ oder „hauptsächlich mit dem Zug reisen“. So kann mein liebes Gehirn und meine Empfindung gar nicht anders als „wow, lecker Schokolade oder Sonntagsei, mon Dieu schmeckt das super“, „ was für ein mega Glück, dass ich meine Familie in Indien besuchen kann“ und „Yeah, ich liebe liebe liebe meinen gelben Poncho!“ All das hat mich eher mental befreit als eingeschränkt und zwar, indem die Challenges als Teil einer Gemeischaft meinen RESET-Button gedrückt haben.  

Wahrer Genuss: mehr von den guten Sachen

Zeiten wie diese helfen uns, uns über die Dinge zu freuen, die wir eher für selbstverständlich nehmen. Heute zum Beispiel, nachdem mein Zug nach Deutschland um vier Stunden verschoben wurde, fand ich bei einem Bäcker einen Espresso auf die Hand, der mir so unglaublich gut tat, dass ich immer noch ganz beseelt bei dem Gedanken bin. Forscher geben mir recht: Der Schlüssel zum Glück liegt auch darin, die kleinen Freuden des Lebens zu sehen und bewusst zu genießen, und nicht, wie oft von uns angenommen, in dem nächsten tollen Teil. Die Studie von Jose et al. (2012) Does savoring increase happiness? A daily diary study in dem Journal of Positive Psychology gibt mir da recht. Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich es liebe, wenn Studien mir recht geben? :)
Also Leute, freuen wir uns über unseren Morgen-Kaffee, das Lächeln auf den Gesichtern unserer Lieben und Pasta, die gerade fast ausverkauft ist, oder das wertvolle Toiletten-Papier. :) Halten wir inne und die Augen auf!
Santa mit Familie mit magischem Blick auf die überschwemmte Seine. Die Ballons durften die Kinder von einer Veranstaltung mitnehmen. Santa mit Familie mit magischem Blick auf die überschwemmte Seine. Die Ballons durften die Kinder von einer Veranstaltung mitnehmen. | Foto: Santa Meyer-Nandi

Presencing – bitte was? Die Zeit fürs Wesentliche

Klar ist das Ganze eine riesige Einschränkung für unsere Wirtschaft, für Unternehmen und auch Einzelpersonen um uns herum. Auch ich muss meinen Beruf als Freiberuflerin umdenken. Vorträge, die derzeit meine primäre Einnahmequelle sind, werden abgesagt. Dazu gehen meine Kinder seit Montag, dem 16.3.2020, auf unbestimmte Zeit nicht in die Schule. Klar ist das Ganze herausfordernd, ich bin allerdings bestrebt, das Beste daraus zu machen. Was bleibt mir auch anderes übrig? Trübsal blasen finde ich öde, und als Opfer habe ich mich noch nie gerne gefühlt. Aus „Warum ICH“ mache ich kurzum ein „Was möchte und kann ich an meinem derzeitigen Status Quo ändern? Und wie?“ Ich bin zum Beispiel herausgefordert davon, wieviel Schule und Hausaufgaben meine Tochter hat. Allgemein finde ich unser Leben oft zu durchgetaktet und manchmal, wenn meine Kinder im Bett liegen und mich eine unglaubliche Zärtlichkeit überkommt – die Evolution hat Kinder, glaube ich, extra so wahnsinnig süß im schlafenden Zustand gemacht –, dann wünsche ich mir, dass meine Zeit etwas langsamer verginge und ich nicht zu oft „später“ sage, wenn ich koche und sie lieber eine Geschichte von mir vorgelesen hätten. Und hier finde ich das Konzept des Presencing so schön. Laut Otto Scharmers Theorie U ist Presencing eine Wortschöpfung aus den englischen Worten sensing (Fühlen, Erspüren) und presence (Anwesenheit, Auftreten). Die Anwesenheit spüren, das versuche ich sowieso schon – und diese Zeit, also die Zeit der Liebe in Zeiten von Corona, nehme ich als Anlass, mehr präsent und einfühlend zu sein.

Zeit für das wirklich Wesentliche

Ich möchte mir Zeit nehmen für Menschen, die ich liebe und die mich bereichern. Wie können wir alle also unsere Zeit dafür nutzen, endlich den Brief an unseren ehemaligen Französisch-Lehrer zu schreiben, mit der Kindheits-Freundin zu telefonieren oder das Rezept auszuprobieren, das schon ewig auf unserer Would love to try-Liste steht?
Zeit für Un-Sinn Zeit für Un-Sinn | Foto: Santa Meyer-Nandi

Resilienz – das komische Wort oder die magische Formel?

Kennt ihr das: Es regnet und man fragt sich „Warum ich?“ Oder der Zug, den man zum beruflichen Termin oder Sweetheart nehmen musste, fällt aus, oder das Konzert des Lieblings-Künstlers ist verschoben wegen Corona-Gefahr? Klar, kann man ständig „Warum ich?“ rufen und irgendwas oder irgendwen anklagen. Stattdessen könnte man sich aber auch sagen: „Tough Luck, ist jetzt halt so. Wie kann ich das Beste aus dem Ganzen machen?“

Vor ein paar Wochen kam ich für meine Verhältnisse spät nach Hause und merkte, ich habe mich ausgesperrt und keiner würde mir jetzt aufmachen. Ich war müde und wollte gerne frisch sein für meine Kinder am nächsten Tag wie auch einen Filmdreh am Montag. Die Alternativen im Flur warten oder in einer Bar abhängen fand ich auch nicht so super. Also war mein bester Kompromiss ein Hotel zu finden und zwar nur 200 Meter von meinem zu Hause entfernt. Klar ist das Geld, und im 5. Pariser Arrondissement auch gar nicht so wenig. Jetzt war es aber so, und ich genoss mein Zimmer enorm wie auch die ruhige, entspannte Dusche am nächsten Morgen, und den wunderschönen Blick auf die Seine. Ich sage Euch, die 100 Euro waren mehr als gut investiert. Schon allein, weil ich eine nette Anekdote habe, die ich hier mit Euch teilen kann.
Überraschende Nacht im Hotel Überraschende Nacht im Hotel | Foto: Santa Meyer-Nandi
Einstellung: Wie macht man also das Beste aus einer Situation und genießt es, sich von bestimmten Rückschlägen freizumachen?
Und wie öffnet man seinen Geist und befreit sich von Gut-Schlecht-Konstrukten?

Vor einigen Jahren beschwerte sich meine Tochter über Regen. Ich sagte ihr, dass Regen ein guter Moment zum Tanzen sei, und wir rannten gemeinsam durch den Schauer. Seitdem freut sie sich immer über Regen und sie erinnert mich immer wieder daran, in Pfützen zu springen und im Regen sogar langsamer zu laufen. Sie assoziiert Regen mit Freude. Ich glaube, das wird auch so bleiben.
Die kürzlich abgesagte Konferenz sah ich direkt als eine Möglichkeit, früher zurück zu meinen Kindern zu fahren und sie zu überraschen – und einen komplett freien Freitag-Vormittag zu haben, den ich in einem Café mit einem riesigen Cappuccino und meinem Tagebuch verbrachte. Und da wären wir wieder bei dem Thema Liebe oder besser: der neue Luxus von Zeit in Zeiten von Corona.

An- und Hinnahme als kreativer Weg zu neuen Ufern

Bitte versteht, ich weiß genau, dass es viele von uns richtig schwer haben, uns mit unseren Kindern zu organisieren und auch ökonomische Einbußen einzustecken. Mein Bedürfnis mit diesem Artikel ist einfach eine alternative Sichtweise auf den Status Quo zu haben und nach dem Guten und Schönen in dem Ganzen zu suchen – nicht ein zwanghaftes „Ich muss positiv sein“, sondern in dem Hinnehmen von Fakten den Geist ein bisschen mehr zu öffnen für Möglichkeiten.
Love it! Der Luxus der einfachen Dinge – ein Cappuccino. Love it! Der Luxus der einfachen Dinge – ein Cappuccino. | Foto: Santa Meyer-Nandi
Ich zum Beispiel öffne mich gerade Wegen, beruflich weniger abhängig davon zu sein, zu reisen und somit mehr vor Ort zu sein. Davon würden sowohl meine Familie als auch die Umwelt profitieren. Es geht mehr darum, das Muss zu verändern – denn Vorträge werde ich immer gerne halten. Nur wie kann ich auf andere Weise mein Wissen vermitteln und meinen Beruf ausführen? Meine Kolumne für das Goethe-Institut ist einer dieser Wege – und ihr könnt gespannt sein, was wir uns im stillen Kämmerlein für Euch ausdenken!
 

​Meine Self-Challenges

  1. Kinder und Familie: Dem Rhythmus meiner Kinder besser folgen und positive Gewohnheiten mit ihnen verstärken wie Yoga, Meditation, gemeinsam Kochen, Malen etc.
  2. Beruf: Mich beruflichen Projekten und Ideen widmen, die im Tagesgeschehen bisher untergegangen sind, und auch virtuell oder remotely möglich sind.
  3. Horizont erweitern und Erfahrungen sammeln: Ich investiere schon immer gerne in Erfahrungen. Restaurant- und Café-Besuche fallen ja jetzt eher weg. Was ich aber kann: Mein Französisch verbessern... Mon Dieu, gibt es viele grammatikalische Ausnahmen! Dazu belege ich zwei Online-Kurse zu Lernen zu Lernen und auch zu Gamification. Why not?
  4. Mens sana in corpore sano: stärkere Routinen für geistige Hygiene und Wohlbefinden schaffen, wie durch Tagebuch-Schreiben, Meditation und Yoga. Bevor ihr mich in die esoterische Ecke schiebt, die Glückswissenschaftlerin Frau Prof. Sonja Lyubomirsky gibt mir hier auch wieder recht (oder ich ihr). :)
  5. Mir verkneifen, mich im Gesicht zu kratzen, vor allem wenn ich einkaufen war. ;-) 
Und ihr? Was sind Eure Challenges?

Bis dahin, uns allen eine schöne Zeit fürs Wesentliche, mit unseren Lieben, für die Liebe, nachhaltig, resilient und mit Freude wünschend!
„Don’t Sweat the Small Stuff“ – Santa in Barcelona „Don’t Sweat the Small Stuff“ – Santa in Barcelona | Foto: Santa Meyer-Nandi
 
Eure Santa

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