Band des Monats
Verifiziert
Zwischen Leichtigkeit und Herzschmerz, kitschig und cool, Lo-Fi-House und Cloud Rap: auf facettenreiche Art und Weise nimmt Verifiziert uns mit in ihr Großstadtmärchen. Durch einen romantischen Blickwinkel lässt sie den Alltag junger Menschen in einem neuen Licht erscheinen. Mit ihrem träumerischen Klang und ihren ehrlichen Texten ist sie eine Bereicherung der deutschsprachigen Musikszene.
Von Maleen Pogoda
Bodenständiger Cloud Pop aus Wien
Die österreichische Künstlerin Verifiziert (bürgerlich: Verena Haselboeck) wird Ende der Neunziger Jahre in Wien geboren. Dort verbringt sie nahezu ihr ganzes Leben. Es war nie Veris Plan, die Musik zu ihrem Beruf zu machen. Was als Herumbasteln mit Freund*innen anfing, wurde schnell zu etwas Größerem. Nichtsdestotrotz zieht sich eine erfrischende Selfmade-Attitüde durch ihre Musik. Ähnlich verhält es sich mit Veris Künstlernamen. Sie verwendet einfach ihren Instagram Benutzernamen. Hierfür hatte sie sich ein Wortspiel mit ihrem Spitznamen Veri ausgedacht. Ihren ersten offiziellen Track Golf 4 veröffentlicht Verifiziert 2019 auf Soundcloud und bleibt damit erstmal underground. Der Song Butterflies aus dem Jahr 2020 sorgt dann sowohl in Österreich als auch in Deutschland bereits für mehr Aufmerksamkeit. Im selben Jahr releast sie dann ihre erste EP Sonntag 17:00, die sich genauso anfühlt, wie der Titel klingt.Anfangs baut hauptsächlich der mit ihr befreundete Sepfl Veris Beats. 2021 erscheint der Track Schlaflos als Produkt der ersten Zusammenarbeit mit dem Producer Florida Juicy. Food for Thought vervollständigt das Trio der Hauptproduzenten. Veri arbeitet allerdings mit vielen weiteren Producern zusammen. Das zeigt sich auf ihrem Debütalbum adhs, das sie Anfang 2023 mit dem Track Crash ankündigt. Abgesehen davon, macht Veri auch Features mit anderen Künstler*innen wie zum Beispiel Longus Mongus, 01099 oder auch Paula Hartmann.
Sie trat bereits auf namhaften Festivals u.a. dem C/o Pop, dem Reeperbahn-Festival oder dem Heroes-Festival auf. Ende 2023 ging sie mit ihrem neuesten Album auf Tour in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Coming-of-Age in Großstadtromantik
Nachts, betrunken, verträumt......mit diesen drei Gefühlen würde Verifiziert ihre Musik beschreiben.
Veris Texte sind von ihren eigenen Erlebnissen der letzten zehn Jahre und den Geschichten ihrer Freund*innen inspiriert. In ihrem Storytelling greift Verifiziert beobachtend, nahezu dokumentarisch Details und Situationen aus dem Alltag auf und macht aus ihnen etwas Besonderes. So auch das Autofahren, wie man an Songtiteln wie Golf 4 und Suzuki Swift erkennt. Die Künstlerin verarbeitet in ihren Lyrics typische Begegnungen und universelle Dialoge. Sie stellt das Leben junger Großstädter*innen beiläufig dar. Es werden Flat Whites (koffeinreichere Variante von Cappuccino) getrunken und Tschicks (öster. für Zigaretten) geraucht. Neben ihren Bewohner*innen wird auch die Stadt Wien selbst zum Protagonisten in Veris Lyrics. Immer wieder werden bekannte Orte wie der Schwedenplatz oder die Höhenstraße erwähnt. Das Mixtape 40100 benannte Verifiziert nach der Nummer eines Wiener Taxiunternehmens.
Trotz des Alltagbezuges bleiben Veris Texte aber keineswegs oberflächlich oder banal. Verschiedenste Gefühlslagen werden erkannt und auf einfühlsame Weise beschrieben. Die Stimmung hierbei kann melancholisch, aber auch euphorisch sein. Veri singt von Schmetterlingen im Bauch und Liebeskummer. Es geht um Freundschaft und den Unterschied zwischen einsam und allein sein. Mal fühlt sie sich antriebs-, mal rastlos. Die Texte handeln von dem Prozess, seinen eigenen Weg zu finden und davon, sich dabei manchmal inmitten des Geschehnisses zu verlieren. Insgesamt ergibt sich ein authentisches Portrait der Generation Z. Hier zeigt sich eine Art Spannung zwischen Unbeschwertheit und Sorgen des Erwachsenwerdens auf. Als Teil dieser Generation fällt es leicht, sich in den Thematiken wiederzufinden und sich mit ihnen zu identifizieren.
Ebenso offen geht Veri damit um, dass sie ADHS hat: “Ich hab Adhs und einen Plattenvertrag...“ (adhs 2023). Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung wurde in ihrem Fall erst im Erwachsenenalter festgestellt. Die Diagnose habe ihr viel Druck genommen und ihr dabei geholfen, sich besser zu verstehen. Ihr letztes Album trägt das gleiche Akronym als Titel (adhs, 2023).
All das macht Verifiziert zu einer der coolsten Cloud-Pop Künstler*innen Wiens. Es lohnt sich reinzuhören!
Diskografie:
Alben und EPs
2020: Sonntag 17:00 (EP)
2021: 40100 (EP, Columbia)
2023: adhs (Album, Columbia)
Singles
2019: Golf 4 (feat. Giacomo X)
2019: Rubinrot (feat. Giacomo X)
2020: Butterflies
2020: Rote Gauloises
2020: Sommersprossen (feat. fiio)
2021: Schlaflos
2021: SOS
2021: Asphalt
2021: Rotkäppchen (feat. Florida Juicy, Longus Mongus)
2021: Tschick
2021: Hol dich ab
2021: Stromausfall (Live Session)
2022: Lady Boba
2022: Crash
2023: Suzuki Swift
2023: BTS
2023: Rufnummer Unbekannt (feat. Food For Thought)
2023: Stadtlabyrinth
2023: Suzuki Swift Sport Remix (feat. Florida Juicy)
2024: Unterwegs (feat. prod.suki)
Features bei anderen Künstlern
2022: GL +3 (Yugo feat. Verifiziert)
2022: Neben Dir (LIEBCOZY feat. Verifiziert, prodbypengg)
2023: Matin (01099 feat. Verifiziert)
2024: Zuhause (Kion feat. Verifiziert, Mo.Nomad)
2024: gebrochenes Glas (Paula Hartmann feat. Verifiziert, Domiziana)
Band des Monats auf Spotify
Jeden Monat stellen wir euch eine Band oder eine*n Sänger*in aus einem deutschsprachigen Land vor – den Musikstilen sind keine Grenzen gesetzt. Mit dieser Playlist könnt ihr in die Musik der vorgestellten Künstler*innen hineinschnuppern.