Bei der einwöchigen Künstler-Residenz tauschten sich die Kompanien Theater HORA und Tout va bien über ihre kulturellen Erfahrungen und künstlerischen Praktiken aus. In einer Woche voller Übungen und Spiele rund um Körper, Sprache und Raum fanden sie viele Gemeinsamkeiten in ihrer Theaterpraxis. Beide Kompanien haben eine langjährige Tradition der Improvisation, die auch diese Woche entscheidend beeinflusste.
Überraschend war, dass sie teilweise sogar die gleichen Improvisationsübungen anwenden, was eine enge und vertraute Atmosphäre schuf. Besonders die sogenannte „Nullimprovisation“ sowie das Spiel mit den unterschiedlichen Sprachen und Kulturen zog sich wie ein roter Faden durch die Woche. Die Zusammenarbeit machte allen von Anfang an viel Freude, und trotz der Sprachbarriere gelang es den Künstler*innen, sich immer besser aufeinander einzuspielen. Zum Abschluss der Woche präsentierten die Kompanien in einer öffentlichen Aufführung im Goethe-Institut ihre persönlichen Höhepunkte der Woche.
Das Programm MOBILE – Grenzüberschreitende Begegnungen für Vielfalt in den darstellenden Künsten ist ein Projekt des Netzwerks der Goethe-Institute in Frankreich. Im Rahmen der Paralympischen Sommer-Spiele 2024 in Paris fördert diese Initiative den Austausch zwischen Kreativen beiderseits des Rheins, mit besonderem Fokus auf den Dialog zwischen professionellen Künstler*innen mit und ohne Behinderung. In Nancy kooperierte Theater HORA mit der Compagnie Tout va bien, wobei die Künstler*innen während dieser Woche ihre kreativen und pädagogischen Ansätze miteinander teilten.
Theater HORA aus Zürich ist eine der bekanntesten freien Theater-, Tanz- und Performance-Gruppen der Schweiz. Sie kollaboriert regelmäßig mit wichtigen Künstler*innen und Kollektiven aus dem In- und Ausland und bespielt die lokalen, überregionalen und internationalen Orte der Theaterszene. Im HORA-Ensemble spielen ausschließlich Schauspieler*innen mit kognitiver Beeinträchtigung, deren Einzigartigkeit und Autonomie im Mittelpunkt steht, um die reguläre Theaterlandschaft nachhaltig zu bereichern und zu verändern. Ein wesentliches Charakteristikum der Gruppe ist die selbstbewusst eigenwillige, oft unkonventionelle und außerordentlich frei wirkende Bühnen-Intelligenz und -Präsenz seiner Schauspieler*Innen.
Die 2005 gegründete und in Nancy angesiedelte professionelle Theaterkompanie „Tout va bien !“ trägt seit 2018 die künstlerische Leitung des Theater-ESAT „La Mue du Lotus“ (Der Wandel des Lotus), und schafft Anstellungen als Berufsschauspieler*innen für zwölf Darsteller*innen mit Behinderungen. Im Fokus steht die menschliche Vielfalt als Basis für künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten und emotionale Geschichten. Die Kompanie überschreitet bewusst die Grenzen von Theater und Nicht-Theater, um menschliche Komplexität zu erforschen.
Les troupes participantes sont Tout va bien, Nancy und Theater Hora, Zürich.