Das Goethe-Institut Paris, die Richard-Stury-Stiftung, die DGLFLF (Délégation Générale à la Langue Francaise et aux Langues de france), die DLF (Défense de la Langue Française) und die Universität Sorbonne verleihen gemeinsam den Nerval-Goethe-Preis für literarische Übersetzungen aus dem Deutschen ins Französische.
Der Preis
Mit dem Nerval-Goethe-Preis wird nicht nur eine herausragende literarische Übersetzung aus dem Deutschen ins Französische, sondern auch das Gesamtwerk eines Übersetzers oder einer Übersetzerin gewürdigt. Der Preis wird seit 2018 alle zwei Jahre in Paris verliehen.
Seit 2016 ersetzt der Preis den Prix Gérard de Nerval SGDL/Goethe-Institut, der zwischen 2011 und 2016 für die Übersetzung eines deutschen Werks ins Französische vergeben wurde. Zuvor wurde von 1989 bis 2011 der Prix Gérard de Nerval verliehen, welcher ausschließlich von der SGDL gestiftet wurde.
Die Jury des Nerval-Goethe-Preises setzt sich zusammen aus Claire de Oliveira (Vorsitzende), Bernard Banoun, Françoise Toraille und Sacha Zilberfarb.
Der mit 8.000 Euro dotierte Nerval-Goethe-Preis wird von der DGLFLF, der Richard-Stury-Stiftung, der DLF, der Universität Sorbonne und dem Goethe-Institut Paris finanziert.
Als erster Preisträger wurde Gilles Darras im Jahr 2018 für seine Übersetzung von Franz Grillparzers Drames Antiques (Sappho, La Toison d'or, Les Vagues de la mer et de l'amour) ausgezeichnet. Die Übersetzung erschien im September 2017 im Verlag Les Belles Lettres.
Im Jahr 2020 wurde Stéphanie Lux für ihre Übersetzung des Romans Katie von Christine Wunnicke (Verlag Chambon, 2018) mit dem Preis geehrt.
Juliette Aubert-Affholder erhielt 2022 den Preis für ihre Übersetzung des Romanes Tyll von Daniel Kehlmann (Le roman de Tyll Ulespiègle, Actes Sud 2020)
Die letzte Preisverleihung fand am 23. Mai 2024 um 18:30 Uhr im Hôtel de Beauharnais, der Residenz der deutschen Botschaft in Paris, in Anwesenheit des deutschen Botschafters statt. Ausgezeichnet wurde Laurent Cassagnau für seine Übersetzung der Gedichtbände Blue Box von Barbara Köhler (L´Extrême Contemporain, 2022) und Silvatica von Helga M. Novak (Éditions Unes, 2022).
In der Begründung der Jury auf Französisch hieß es:
« Restituer les permanents jeux langagiers de ces deux poétesses tout comme leur dimension poétologique et intertextuelle est un défi que Laurent Cassagnau relève de façon magistrale. Toute poésie est déjà traduction, le romantique Novalis l’a bien compris, car le poème ne se contente pas d’interpréter le réel, il ouvre un espace intermédiaire qui fonde la possibilité d’une rencontre avec l’Autre. Lorsque, à la faveur d’une traduction inspirée, le langage poétique allemand et le souffle de sa voix française se conjuguent avec force, il est manifeste que l’étrangeté n’a plus rien d’insurmontable. »
Der Nerval-Goethe-Preis wird Laurent Cassagnau von Claire de Oliveira, Juryvorsitzende, und Stephan Steinlein, deutscher Botschafter in Frankreich, überreicht.
Von links nach rechts: Aurélie Marquer (Goethe-Institut Paris), Olivier Agard (Direktor der UFR d’études germaniques an der Sorbonne Université), Paul de Sinety (Generaldelegierter für die französische Sprache und die Sprachen Frankreichs im französischen Kulturministerium), Françoise Toraille (Jurymitglied), Laurent Cassagnau (Preisträger), Claire de Oliveira (Juryvorsitzende), Stephan Steinlein (Deutscher Botschafter in Frankreich), Zacha Silberfarb (Jurymitglied), Nicolas Ehler (Direktor des Goethe-Institut Paris)
Preisträger Laurent Cassagnau bei seiner Dankesrede.
Der Preisträger 2024
Laurent Cassagnau ist 1959 in Toulouse geboren. Nach Abschluss seines Germanistikstudiums an der Universität Paris-Sorbonne (Paris-IV), Nanterre (Paris X) und der École Normale Supérieure (Saint-Cloud) war er als Lektor für Französisch an den Universitäten München und Regensburg tätig. 1989 promovierte er über Utopie et dialogue dans la poésie de Nelly Sachs (Bern: Peter Lang, 1993).
Von 1990 bis 2000 war er Dozent für Germanistik an der Sorbonne Nouvelle (Paris III), seit 2000 lehrt an der Ecole Normale Supérieure in Lyon. Im Rahmen seiner Forschung am Centre d’études et de recherche comparées sur la Création (CERCC) hat er zahlreiche Aufsätze zur deutschsprachigen Lyrik des 19.- 21. Jahrhunderts verfasst (E. Arendt, I. Bachmann, J. Bobrowski, P. Celan, J.W. Goethe, H. Heine, E. Jandl, Th. Kling, G. Kolmar, usw.).
Neben Lyrik (insbesondere Goethes West-östlicher Divan, aber auch zeitgenössische DichterInnen wie Michael Donhauser, Tom Schulz, Anne Seidel, u.a.) und Prosa (Bobrowski, Broch, Franzos, Hesse, Raabe) übersetzte er ebenfalls Sachtexte über Literatur, Kunst und Photographie (Georg Baselitz, Joseph Beuys, Durs Grünbein, Bernd Stiegler) sowie philosophische Essays von Hans Blumenberg ins Französische. 2023 verfasste er eine Neuübersetzung von Peter Handkes frühen Prosatexten Begrüßung des Aufsichtsrats (Bienvenue au conseil de surveillance, Bourgois).
Dankesrede des Preisträgers 2024
Lesen Sie untenstehend die Dankesrede von Laurent Cassagnau (auf Französisch).