Gespräch
May Ayim: Grenzenlos und unverschämt

Photo en noir et blanc de la poétesse May Ayim
Foto: © ypsilon

Buchgespräch mit Lucie Lamy und Jean-Philippe Rossignol

Goethe-Institut Paris

„Mein Vaterland ist Ghana, meine Muttersprache ist Deutsch, die Heimat trage ich in den Schuhen.“ 

May Ayim war eine afrodeutsche Dichterin, Wissenschaftlerin und feministische Aktivistin. Sie gilt als eine der Pionierinnen der postkolonialen Forschung in Deutschland. In den 1980er Jahren knüpfte sie Kontakte zu Vertreterinnen der internationalen Schwarzen Frauenbewegung. Im Jahr 1984 war sie eine der Mitbegründerinnen der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“. Mit Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte legte sie zusammen mit Katharina Oguntoye und Dagmar Schultz 1986 den ersten literarischen Meilenstein in der Schwarzen deutschen Geschichtsschreibung. Für diese Forschung und für ihre politische Lyrik zum Thema Rassismus ist sie international anerkannt. Ihr poetisches Werk besteht aus zwei Gedichtbänden: blues in schwarz weiss (1995) und nachtgesang (1997). Im Januar 1996 erlitt sie einen psychischen Zusammenbruch. Im August 1996 nahm sie sich im Alter von 36 Jahren das Leben.

Die Veranstaltung wird mit einer Vorführung von Maria Binders Dokumentarfilm Hoffnung im Herzen eröffnet, einem persönlichen und politischen Porträt der Dichterin. Im Anschluss präsentieren Lucie Lamy und Jean-Philippe Rossignol das Buch Nouveau départ. Die Veröffentlichung dieser neuen Essaysammlung mit einem Nachwort von  Amandine Gay versucht, die Schriftstellerin, ihren Werdegang und ihr Denken besser bekannt zu machen. Es handelt sich um ein teilweise autobiografisches Werk, in dem sich intime Erzählungen, politische Überzeugungen und historische Fakten vermischen.

Lucie Lamy lebt in Berlin. Sie ist Doktorandin der Neueren Geschichtswissenschaften und literarische Übersetzerin. Sie hat Judith Schalanskys neuestes Buch Verzeichnis einiger Verluste (Suhrkamp 2018) als Inventaire de choses perdues (Ypsilon 2023) ins Französische übersetzt und gemeinsam mit Jean-Philippe Rossignol das Werk von May Ayim, ebenfalls bei Ypsilon éditeur, übersetzt.

Jean-Philippe Rossignol ist der Autor von Vie électrique (2011 Gallimard) und Juan Fortuna (2015 Bourgois). Er arbeitet zu den Beziehungen zwischen Text/Körper/Kartografie. Zusammen mit Lucie Lamy übersetzt er die afro-deutsche Dichterin May Ayim. Darüber hinaus ist er Mitglied des Designkollektivs „Les Presses Pondérées“ und dem Theaterkollektiv JUNCTiO.

Details

Goethe-Institut Paris

17, avenue d'Iéna
75116 Paris