Film und Podiumsdiskussion
Rassismus, Rechtsextremismus und die Reaktion des Staates: deutsch-französische Perspektiven

Wandgemälde der Opfer der Anschläge in Hanau
© Creatorn

Filmvorführung und Diskusison mit Serpil Unvar und Rokhaya Diallo

Goethe-Institut Paris

Am 19. Februar 2020 wurden neun junge Menschen mit Migrationsgeschichte - darunter Ferhat Unvar, der Sohn von Serpil Unvar - bei einem rassistischen, rechtsextrem Akt des Terrors in der hessischen Stadt Hanau ermordet. Nachdem der Terrorist rassistische und fremdenfeindliche Behauptungen über die Anschläge aufgestellt hatte, und die staatlichen Ermittlungen viele Fragen unbeantwortet ließen, forderten die Betroffenen unter anderem eine Untersuchungskommission und machten ihre Forderungen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und ihre Erwartungen an den deutschen Staat deutlich.

Am 14. November 2020, an Ferhats Geburtstag, gründete Serpil Unvar die „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“, um junge Menschen in Deutschland für gesellschaftlichen Rassismus zu sensibilisieren und sich gegen jede Form von Diskriminierung und Gewalt einzusetzen. Derzeit baut sie ein europäisches Netzwerk aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, politischen und wissenschaftlichen Akteur*innen sowie Betroffenen, die sich aktiv für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen auf. Unvar will Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft an einen Tisch bringen, um gesamtgesellschaftliche Lösungen zu entwickeln. Für eine menschlichere Zukunft, die für alle lebenswert sein soll.

Der 2021 erstmals ausgestrahlte Dokumentarfilm Hanau - Eine Nacht und ihre Folgen (Regie: Marcin Wierzchowski) zeichnet die Ereignisse der Anschläge mit Aussagen von Überlebenden und Angehörigen der Opfer nach: Wie haben sie die Nacht und die Monate danach erlebt? Der Film gibt den Angehörigen eine Stimme, damit sie Fragen zum Ablauf der Ereignisse stellen können, und trägt dazu bei, den Kampf der Überlebenden und ihrer Angehörigen für das Gedenken an die Opfer und ihre Mobilisierung zur Sensibilisierung und Bekämpfung von Rassismus in Deutschland sichtbar zu machen.

Im Anschluss an die Ausstrahlung des Dokumentarfilms findet eine Diskussionsrunde mit Serpil Unvar und Rokhaya Diallo zu Rassismus, Rechtsextremismus und den Antworten des Staates in Frankreich und Deutschland statt. Es moderiert ein*e Journalist*in der Association des Journalistes Antiracistes et Racisé·e·s (AJAR) .
Was sind gemeinsame Herausforderungen auf gesellschaftlicher und staatlicher Ebene? Wo liegen die Unterschiede? Wie kann der Kampf gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Gewalt auch in den der deutsch-französischen Partnerschaft gestärkt werden, um Freiheit und Demokratie in Europa zu sichern?

Serpil Temiz Unvar ist Gründerin der „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ und Mutter von Ferhat Unvar, der bei den Anschlägen in Hanau getötet wurde. Nach der Ermordung ihres Sohnes gründete Serpil Unvar diese Bildungsinitiative mit dem Ziel, sich gegen alltäglichen und institutionellen Rassismus zu engagieren und über diesen aufzuklären sowie junge Opfer von Rassismus und ihre Familien zu unterstützen. Ihre Initiative ist ein Ort des Zusammenhalts, des Empowerments, der Bildung und des friedlichen Zusammenlebens mit einer Vielfalt an Religionen, Kulturen und Nationalitäten.

Rokhaya Diallo ist Journalistin, Autorin, Filmemacherin und antirassistische und feministische Aktivistin. Rokhaya Diallo engagiert sich gegen Rassismus, Sexismus und die Diskriminierung von Minderheiten im Allgemeinen. Sie schreibt regelmäßig für die Washington Post und The Guardian, um ihr Fachwissen über Rassismus und Sexismus in Frankreich und Europa einzubringen. Sie ist außerdem Mitbegründerin des Podcasts 'Kiffe ta race', der rassistische Themen im Modus des Gesprächs und aus dem Leben gegriffen erforscht.
 

In Zusammenarbeit mit dem Pariser Büro der Heinrich-Böll-Stiftung

Details

Goethe-Institut Paris

17, avenue d'Iéna
75116 Paris

Sprache: Film auf Deutsch mit französischen Untertiteln; Podiumsdiskussion auf Deutsch und Französisch
Preis: Eintritt frei
Anmeldung erforderlich (s. Link unten)

+33 1 44439230 info-paris@goethe.de