Ein Gespräch mit Frédéric Joly über sein Buch "La langue confisquée"
Austausch zwischen Frédéric Joly, Essayist, Übersetzer und Autor von
La langue confisquée (
Die konfiszierte Sprache, nicht ins Deutsche übersetzt, 2019 im Verlag
Première Parallèle erschienen),
Sonia Goldblum, Professorin für deutsche Ideengeschichte an der École normale supérieure in Lyon, und
Pierre-Yves Modicom, Professor für Linguistik der germanischen Sprachen an der Université Jean Moulin Lyon 3.
„Wörter können wie winzige Dosen Arsen sein: Man schluckt sie, ohne darauf zu achten, sie scheinen keine Wirkung zu haben, und siehe da, nach einiger Zeit macht sich die toxische Wirkung bemerkbar.“ Der deutsch-jüdische Philologe Victor Klemperer hat die Sprache der Nationalsozialisten während ihrer gesamten Herrschaft untersucht und sich dabei besonders für die Schlüsselbegriffe der Propaganda und ihre stilistischen Mittel interessiert. Dabei zeigte er auf, wie diese aus dem Nichts geschmiedete ideologische Sprache die gemeine Sprache schließlich fast vollständig auslöschte. Klemperer, der bis zum Beginn des Hitlerregimes ordentlicher Professor an der Technischen Universität Dresden war, verlor seine Stelle und entging nur knapp der Deportation. Von da an widmete er sich seinem Tagebuch und seinen detaillierten Studien, die unter anderem zur Veröffentlichung von
Lingua Tertii Imperii (LTI) führten.
Gemeinsam mit Frédéric Joly beschäftigen wir uns erneut mit Klemperers Werk und stellen eine Verbindung zu aktuellen Angriffen auf die Sprache her, die derzeit im öffentlichen Raum (einschließlich des digitalen Raums) stattfinden.
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