Bauhaus-Fotograf UMBO
Pionier des „Neuen Sehens“
Das Werk des Fotografen Otto Maximilian Umbehr, bekannt geworden als UMBO, wurde von drei Deutschen Museen erworben: der Berlinischen Galerie, dem „Sprengel Museum“ in Hannover und dem Bauhaus Dessau. Es ist ein versöhnlicher Abschluss der nicht immer einfachen Biografie des Künstlers.
Sieben Jahre hat es gedauert, dann war eine der spannendsten Sammlungszusammenführungen in Deutschland geschafft: Der Nachlass des bedeutenden Fotokünstlers UMBO, der mit bürgerlichem Namen Otto Maximilian Umbehr hieß, ist vollständig in öffentlicher Hand. Drei Museen konnten, finanziell unterstützt von 14 Förderern, das Konvolut des Bauhaus-Künstlers sichern. Beteiligt sind neben der Berlinischen Galerie auch das „Sprengel Museum“ in Hannover und das Bauhaus Dessau. An allen drei Orten hat der Künstler gelebt und gearbeitet. Entsprechend dieser Lebensphasen werden jetzt 600 Originalabzüge unter den drei Häusern aufgeteilt. Dort werden sie zunächst restauriert, wissenschaftlich aufgearbeitet und ab 2019 in einer großen gemeinsamen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Zunächst in Hannover, dann in Berlin und zum Schluss im neuen „Bauhaus Museum Dessau“.
Künstlerboheme der Weimarer Zeit
Am Bauhaus, damals noch in Weimar, hatte UMBO in den frühen Zwanzigerjahren studiert. Schon zu dieser Zeit war sein Talent als Fotokünstler aufgefallen. Unter anderem, weil er zwei eigentlich konträre Techniken – Großaufnahmen im Filmstil und streng komponierte Tafelbilder im Bauhausstil – miteinander kombinierte. Dieses „Neue Sehen“ ist als Stilrichtung eng mit dem Bauhaus verbunden und wurde auch von anderen Fotografen am Bauhaus mitgeprägt. Die Bilder UMBOs aus der Bauhauszeit, darunter Porträts von Bühnenstars und weiteren Künstlern, aufgenommen mit einer schlichten Reisekamera, werden nun hauptsächlich in Dessau restauriert und schwerpunktmäßig ausgestellt.
Sie sind ebenso typisch für UMBO, wie seine späteren Großstadtansichten, für die er mit Montagen und extremen, expressiven Sichtachsen experimentierte. Diese Werke, die die schillernde und zugleich auch melancholische Atmosphäre innerhalb der großstädtischen Künstlerboheme der Weimarer Zeit widerspiegeln, stehen in der Berlinischen Galerie im Fokus und werden einen eigenen Schwerpunkt in der gemeinsamen Wanderausstellung bekommen. Diese thematisiert außerdem das persönliche und künstlerische Unglück UMBOs. 1943 wurden bei einem Bombenangriff auf Berlin über 50.000 Negative in seinem Atelier vernichtet.
In Hannover, wo UMBO nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod 1980 lebte, und wo er sich lange mit Gelegenheitsjobs durchschlagen musste, wird es um sein Spätwerk gehen. Erst ab den 1970er-Jahren wurde der einst als Avantgardist der deutschen Fotokunst Gefeierte wieder als Künstler wahrgenommen. Vom Krieg gezeichnet, war er fast in Vergessenheit geraten. Dass er in hohem Alter wiederentdeckt wurde, ist auch seinem Galeristen Rudolf Kicken zu verdanken, der sich jahrzehntelang für die Erhaltung der Arbeiten, die nicht im Bombenangriff verloren gegangen waren, engagiert hatte. Unterstützt wurde er dabei später von UMBOs Tochter Phyllis Umbehr, die ihrerseits einen weiteren Teil der erhaltenen Arbeiten bewahrte. Im Jahr 2000 erwarb dann der Sammler Thomas Walther einen großen Teil dieses Nachlasses. Schon kurze Zeit später begannen erste Gespräche über eine Übereignung des gesamten Werks an staatliche Institutionen, auch, weil allen drei Parteien sehr daran gelegen war, die Bilder UMBOs zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die großen Museen mit ihren Fachabteilungen können das nicht nur besser als Privatpersonen, es ist auch ihr Auftrag, neben den Ausstellungsarbeiten wichtige Werke in ihren Archiven zu sichern und zu bewahren.
Sehr deutsche Künstlerbiographie
Zwar ist die Aufteilung von Nachlass und Restaurierungsaufgaben unter Museen nicht ungewöhnlich, das Besondere beim Ankauf der UMBO-Werke ist aber, dass der Zusammenschluss von 14 Förderern diese komplexe Aufgabe erst ermöglicht hat. Darunter befanden sich sowohl staatliche als auch private Fördereinrichtungen, wie die Siemens-Stiftung oder die Berliner Lotto-Stiftung. Initiiert wurde der Ankauf durch die Kulturstiftung der Länder, die, dem föderalen System entsprechend, von den 16 deutschen Bundesländern finanziert wird. Zu den Aufgaben dieser 1988 ins Leben gerufenen staatlichen Einrichtung gehört es, Kunstwerke, die als deutsches Kulturerbe gelten, für die Öffentlichkeit zu sichern und zu erhalten. Aber auch die Bundesregierung selbst war an dem Ankauf beteiligt – „aus der Überzeugung heraus, dass so ein Werk unbedingt komplett erhalten und ausgestellt werden muss“, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters betont.
Grütters sieht in dem gelungenen Ankauf ein gutes Beispiel dafür, wie staatliche und private Institutionen konstruktiv zusammenarbeiten können. Zudem sei der Ankauf ein versöhnlicher Abschluss für die nicht immer einfache persönliche und künstlerische Biografie Umbehrs, die auch eine sehr deutsche Künstlerbiografie sei.