Feminismus Digital
Von der Lex Otto bis zum #aufschrei
![Fünf Mitglieder vom Verein für Frauenstimmrecht, 1896 Fünf Damen in schwarzer Kleidung im Jahr 1896](/resources/files/jpg932/vonlex_logo-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Welche Personen prägten Zitate wie „Mein Bauch gehört mir!“ oder gründeten die ersten feministischen Zeitungen? Im Digitalen Deutschen Frauenarchiv sind Informationen über die Geschichte der deutschen Frauenbewegung erstmals online abrufbar.
„Menschenrechte haben kein Geschlecht.“ Wer hat diesen so einfachen wie wuchtigen Satz geäußert? War es Deutschlands wohl bekannteste Frauenrechtlerin Alice Schwarzer oder doch eher eine der jüngeren Feministinnen wie Margarete Stokowski? Nein, es war Hedwig Dohm, Pionierin der Frauenbewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den 1910er-Jahren für das allgemeine Wahlrecht für Frauen kämpfte. Wer hat schon Anfang 1923, noch vor dem Hitlerputsch im November, die Gefährlichkeit Hitlers erkannt und seine Ausweisung aus Deutschland gefordert? Es war Anita Augspurg, pazifistische Feministin und bekennende Lesbe. Welche war die erste feministische Frauenzeitung in Deutschland – war es die Emma oder doch die Courage? Beides falsch, denn die beiden 1977 und 1976 fast zeitgleich gestarteten Magazine waren nur größere Varianten der im Oktober 1973 erstmals erschienen Kollektivpublikation Frauenzeitung – Frauen gemeinsam sind stark. Aber auch die wurde in Sachen Pionierleistung um Längen geschlagen von der Frauen-Zeitung, herausgegeben von der Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung, Louise Otto-Peters. Sie hob das Blatt bereits 1849 aus der Taufe – aber nur, um es dann bald wieder aufgeben zu müssen: Ein eigens gegen sie geschaffenes sächsisches Gesetz, die Lex Otto, verbat Frauen ab 1850 die Herausgabe und Redaktion von Zeitungen.
Kontinuitäten sichtbar machen
All diese Informationen lassen sich mit wenigen Klicks auf der Website des Digitalen Deutschen Frauenarchivs heben, das im September 2018 online ging und dessen Ziel die Digitalisierung, Bündelung und Sichtbarmachung von Daten und Fakten zur deutschen Frauenbewegung ist. Denn wie die eingangs zitierten Beispiele zeigen, ist die Fülle an Materialien zu einer der wichtigsten sozialen Bewegungen der letzten 200 Jahre zwar enorm, doch kaum im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent. In Zusammenarbeit mit den 40 Einrichtungen des Dachverbands deutschsprachiger Frauen- und Lesbenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen wird hier allen, die an Frauenfragen und Emanzipationsgeschichte interessiert sind, ein roter Teppich ausgerollt. Materialien werden in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Italien (Südtirol) gesammelt und zugänglich gemacht. Das Angebot ist nach Themenblöcken und Akteurinnen gegliedert und lädt mit zahllosen eingescannten Originaldokumenten – Fotos, Zeitungsausschnitten, Plakaten, Flyern und ganzen Handbüchern –, die auch optisch ein Gefühl für die jeweiligen Zeiten entstehen lassen, zu stundenlangem Stöbern und Entdecken ein.