Christine Sun Kim beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit der Frage, wie Klang in Gesellschaft funktioniert. Dabei dekonstruierte sie die Politik des Klangs und untersuchte, wie mündliche Sprachen als soziale Währung funktionieren. Musikalische Notation, Schriftsprache, Infografiken, Amerikanische Gebärdensprache (ASL), der Einsatz des Körpers und strategisch eingesetzter Humor bilden allesamt wiederkehrende Elemente in ihrer Praxis. In ihren Arbeiten, die sich von Zeichnung, Performance, über Video und großformatige Wandbilder erstrecken, erforscht Kim ihre Beziehung zu gesprochenen Sprachen, zu ihrer erbauten und sozialen Umgebung und zur Welt im Allgemeinen.
Hyper Functional, Ultra Healthy war eine wiederkehrende Reihe, die sich mit individueller und kollektiver Gesundheit und Wohlbefinden befasst. Im Rahmen des Programms wurden neue Kunstwerke, Filme, Workshops und Gespräche in Auftrag gegeben. In 2023 lag der Schwerpunkt auf der Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderung und auf Künstler*innen, die sich mit dem Thema Gesundheit und Pflege auseinandersetzen. Dazu gehörten Jamila Prowse, bare minimum collective, Djofray Makumbu, sowie Christine Sun Kim.
Hyper Functional, Ultra Healthy (HF,UH) setzte sich mit den Wellness-Trends und der Mythologie des "gesunden Körpers" und seiner Verflechtung mit dem Kapitalismus auseinander. Die Reihe untersuchte das vermeintliche binäre Gegenteil von „Krankheit" und „Gesundheit“. HF,UH zielte darauf ab, einen Rahmen für die inklusiven Existenz aller zu erforschen. Diese Untersuchung sollte dabei von Stimmen angeleitet werden, die sich mit systemischer Unterdrückung und Stigmatisierung im
Zusammenhang mit Behinderung, chronischer Krankheit und psychischer Gesundheit auseinandersetzen.
Die Reihe stellte die Frage, wie wir uns eine Zukunft vorstellen und gestalten können, in der sinnvolle Pflege und Widerstand als Standard angesehen werden. In der alle Körper und Leben in den Mittelpunkt gestellt werden - und nicht in einer "anderen" Beziehung zu einer weißen, patriarchalischen und ableistischen Kultur existieren. Die eigene Körperlichkeit soll unter ihren eigenen Bedingungen dargestellt und gefeiert werden.
Kim wurde in Südkalifornien geboren und lebt seit zehn Jahren mit ihrem Mann Thomas Mader und ihrer Tochter Roux in der deutschen Hauptstadt. Für drei Monate haben sie im vergangenen Jahr ihr Quartier in South Kensington aufschlagen.
Kim ist eine international anerkannte Klangkünstlerin, deren Werke in einer Vielzahl von Galerien ausgestellt wurden, darunter White Space (Peking), MoMA (New York), Art Institute (Chicago), François Ghebaly Gallery (Los Angeles), De Appel Arts Center (Amsterdam) und LACMA (Los Angeles). Auch in London ist Kim bekannt und war schon häufig auf Ausstellungen vertreten. Für die Art Night 2019 haben wir ihr Auftragswerk „We Mean Business“ gefördert – ein Gemeinschaftsprojekt mit Schüler*innen der Frank Barnes School for Deaf Children in King’s Cross. Zudem wurden ihre Arbeiten in renommierten Institutionen wie der Tate und der mittlerweile geschlossenen Caroll/Fletcher Gallery in Soho gezeigt.
Während ihrer Residenz hier in London war ihre Ausstellung „Cues on Point“ vom 17. Februar bis zum 16. April 2023 in der Wiener Secession zu sehen. Für die Secession hatte Kim eine Publikation verfasst, die Seiten mit unbeschriebenen Notenlinien enthielt, die von verschiedenen befreundeten Künstler*innen sowie von ihrem Ehemann und ihrer Tochter in 54 Beiträgen gezeichnet wurden.
Im Folgenden finden Sie das Interview in zwei Teilen: