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Was sollte 2020 anders werden?
Wechselzeit bei der Berlinale! 2020 folgt auf den langjährigen Festivaldirektor Dieter Kosslick ein neues Team: Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek. Was sollte bei der nächsten Berlinale anders werden?
Philipp Bühler - Deutschland: Der schwäbische Spaßvogel hat das Festival über die Jahre – in eiserner Selbstverleugnung? – zu einem Ort für Masochisten gemacht. Als Ausgleich dienten Formate wie das „Kulinarische Kino“ oder die hübsche Hommage für die anreisenden Stars. Ich wünsche mir vom neuen Team einen besseren Ausgleich zwischen relevanten Themen und ästhetischer Qualität. Kurz: etwas mehr Geschmack bei der Auswahl. In Locarno soll Carlo Chatrian das ganz gut hinbekommen haben.
Camila Gonzatto - Brasilien: Es wäre schön, wenn die neue Leitung sich Strategien überlegen würde, um die Präsenz und das Einbeziehen des heimischen Publikums noch auszuweiten, entweder mit mehr Vorstellungen oder mit einer Erweiterung des Programms. Dabei sollten auch die Eintrittspreise überdacht werden, damit das Festival erschwinglicher wird. Schließlich ist es der große Wunsch der Filmschaffenden, dass die Filme von so vielen Personen wie möglich gesehen werden.
Joseph Walsh - Vereinigtes Königreich: Während seiner Amtszeit hat Kosslick das Festival deutlich erweitert und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, und das auf eine Art, an der sich viele andere große Festivals ein Beispiel nehmen könnten. Ich habe Kosslicks egalitären Ansatz immer bewundert und finde, dass es eine der wichtigsten Ziele des Festivals ist, offen für alle zu bleiben. In Kritiker- und Journalistenkreisen wird es bereits viel diskutiert, dass das Festival bald von Ende Februar bis Anfang März stattfinden und somit nach den Oscar- und BAFTA-Verleihungen laufen wird. Dies ist eine gute Entscheidung, denn so steht die hiesige Preisverleihung unter weniger Druck und Berlin hat nun auch einen größeren zeitlichen Abstand zum Sundance Filmfestival. Ich finde, die Berlinale sollte sich guten Gewissens als Startpunkt des Filmjahres verstehen. Somit hätte der neue Direktor Carlo Chatrian die Möglichkeit, bei der Neugestaltung des Festivals mit viel Mut ans Werk zu gehen.
Alva Gehrmann - Norwegen: Die Berlinale sollte auf jeden Fall weiterhin ein Publikumsfestival bleiben, denn das unterscheidet sie von den Festivals in Cannes und Venedig. Durch die stete Erweiterung des Programms können sogar mehr Zuschauer außergewöhnliche Filme im Kino sehen. Allerdings ist es durch die vielen Sektionen mittlerweile unübersichtlich geworden. Deshalb würde ich mir eine reduziertere Auswahl wünschen und dem Publikum dafür diese Filme öfter als zwei- oder dreimal zeigen.
Gerasimos Bekas - Griechenland: Ich denke, im nächsten Jahr wird der Wechsel noch nicht so spürbar sein. Es wird wahrscheinlich mehr Stars geben, um internationale Aufmerksamkeit zu gewährleisten. Es wird mehr Frauen in verantwortlichen Positionen geben und hoffentlich mehr gute Filme. Ich wünsche mir, dass die neue Leitung sich die Freiheit nimmt, zu experimentieren und bin gespannt, was dabei herauskommt.
Jutta Brendemühl - Kanada: Die richtige Mischung aus Risiko und Qualitätsmanagement. Und (noch) mehr Filme aus Asien, denn aus diesem Kontinent kommen gerade einige der spannendsten Filme überhaupt.
Andrea D'Addio - Italien: Die Berlinale ist das internationale Filmfestival mit dem größten Publikum der Welt. Die durchschnittliche Qualität der Filme trägt dem aber nicht Rechnung und so finden nur wenige Filme aus dem Wettbewerb Gefallen beim Publikum und bei der Filmkritik. Ich hoffe, dass das neue Leitungsteam diesen Aspekt eines sonst fast perfekten Festivals verbessern kann.