Visionen für eine postpandemische Zukunft
Lockdown-Lehren

Key Visual: Lockdown Lehren Foto (Ausschnitt): © John Simitopoulos

Die Welt erlebt das COVID-19 Virus aufgrund des globalen, aber zeitlich verschobenen Charakters der Pandemie sowie ihres Auftritts in mehreren Wellen immer zugleich direkt und indirekt. Weil das so ist, kam schon früh die Frage auf, was aus dieser Katastrophe zu lernen sei – in sozialer, technologischer, postkolonialer und zivilgesellschaftlicher Hinsicht.
 

Das Goethe-Institut hat dank seiner Präsenz in fast hundert Ländern und dank seiner lokalen Vernetzung gute Voraussetzungen, einen intellektuellen Austausch über diese, die ganze Welt betreffende Frage anzustoßen. Hier kann Kultur im weiteren Sinne als Impulsgeber für mögliche gesellschaftliche Kurskorrekturen wirken. Mit ihrer Hilfe lassen sich Zukunftslinien ziehen in Zeiten, in denen die Politik unter der Wucht der Ereignisse vor allem auf Sicht fährt. Dabei geht es um große Linien in unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens.
 
Das Projekt Lockdown-Lehren nimmt fünf Bereiche in den Fokus, die in separaten Modulen bearbeitet und in denen nach Erkenntnissen geforscht werden. Die Umsetzung liegt bei den Instituten an ganz unterschiedlichen Orten.
 
Das Modul „Demokratie“ untersucht die Pandemie in ihrer Bedeutung für staatliche Systeme insgesamt und für Demokratie im Besonderen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wieviel Solidarität es in Zeiten der Krise braucht, um das Zerfallen von Gesellschaften in antagonistische Gruppierungen zu verhindern. Beiträge zu dieser Fragestellung kommen aus Indien, Griechenland, Deutschland und den USA.
 
Das Modul „Technologischer Wandel“ widmet sich dem verwandten Aspekt der Handlungsfähigkeit und Gleichheit als Korrektiv zu hierarchischen Strukturen und zentraler Kontrolle. Mit dem Decentralised Autonomous Organisation With Others Programm hat das Goethe-Institut ein transnationales Kooperationsnetzwerk im Bereich der Künste und Blockchain-Technologien mitgegründet. Ihm gehören führende internationale Kunst- und Technologieeinrichtungen sowie Gemeinschaften in Städten wie Berlin, Hongkong, Minsk, Moskau, Johannesburg und London an.
 
Im Modul „Wissenschaft“ wird unter Leitung des Goethe-Instituts Brüssel der Frage nachgegangen, weshalb die Reaktion auf die Pandemie vergleichsweise kurzfristig und energisch erfolgt, während sie auf den Klimawandel so schleppend verläuft.
 
Das Modul „Kreativwirtschaft“ wiederum lotet neue Chancen aus und präsentiert innovative Produkte und Lösungen des afrikanischen Kontinents in Reaktion auf die Pandemie. Umsetzungsort ist Windhoek in Namibia.
 
Das Modul „Nähe und Distanz“ beschäftigt sich mit gesellschaftskritischen Fragestellungen in Brasilien, Indien, Korea und Deutschland in Form von redaktionellen Beiträgen zum Thema, das von einem antipodischen Begriffspaar ausgeht.
 
Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen werden unterschiedliche Ansätze genutzt, die sich durch einen diskursiven, filmischen, textlichen und auch künstlerischen Charakter auszeichnen. Die Lockdown-Lehren sind eine Fortsetzung des im letzten Jahr initiierten Projekts Danachgedanken, in dessen Rahmen etwa hundert Intellektuelle und Künstler*innen aus fünfzig Ländern um ihre persönliche Stellungnahme zu der Pandemie und den möglichen gesellschaftlichen Folgen gebeten wurden.

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