Die deutsche Sprache am britischen Königshof
Im 19. Jahrhundert spielte Deutsch am britischen Königshof in drei Bereichen eine wichtige Rolle:
In der Hofbibliothek
Neben englischer und französischer Publikationen, waren auch deutsche Bücher in der Hauptsammlung der größeren Bibliotheken des Könighofes vertreten, z.B. in der Royal Library in Windsor Castle und in den zwei privaten Bibliotheken von Königin Victoria und Prinz Albert, welche im Buckingham Palast waren. Für seine Bibliothek stellte Albert einen deutschen Bibliothekar ein, der systematisch Bücher auf Deutsch anschaffte. Eine Anzahl an Duplikaten wurde an Londoner Bibliotheken gespendet. Der Bibliothekar diente Albert auch als Privatsekretär und war für Prinz Alberts Korrespondenzen auf Deutsch verantwortlich. Er war außerdem Tutor für die königlichen Kinder. Königin Victoria schrieb neun Jahre lang auf Deutsch mit Ernst Becker aus Darmstadt. Der Katalog von 1843, der den Bestand von Königin Victorias Privatbibliothek widerspiegelt, verzeichnet eine relativ kleine Anzahl an deutschen Büchern (66 von 1268 Titeln). Zusätzlich besaß sie 44 deutschsprachige Märchen- und Kinderbücher, die vorrangig für den königlichen Nachwuchs gekauft wurden.
In königlicher Korrespondenz
Entsprechend ihrer zahlreichen deutschen Verwandten sprach Königin Victoria in der Regel Deutsch mit ihnen. Dies war ein Mittel, um die besondere Nähe der britischen Königsfamilie zu den herrschenden Häusern in Deutschland auszudrücken. Letztendlich stammte sie selbst aus dem Haus Hannover, während Prinz Albert und ihre gemeinsamen Kinder zu dem Haus von Sachsen-Coburg und Gotha gehörten.
In der Familie
Victoria und Albert sprachen untereinander normalerweise Deutsch. Der Schulunterricht ihrer Kinder umfasste auch Lehre in der deutschen Sprache. Dadurch beherrschte der königliche Nachwuchs die Sprache so gut, dass sich ihre Eltern mit ihnen auf Deutsch unterhalten konnten. Das würdigte nicht nur das deutsche Erbe ihres Vaters und die familiäre Zugehörigkeit zum deutschen Adel, sondern schirmte auch den innersten Familienkreis von dem Rest des Könighofes ab. Denn nur wenige Mitglieder des Hofstaats verfügten über aktive Deutschkenntnisse.