Talking Culture #20: Biotechnologies and the Web of Life

Episode 20 logo for talking culture with three portraits and the number 20 in front of the portraits Bilder: Ben Fisher, Lucy Rose Sollitt und Keith Williams

Könnte eine Neuausrichtung der Biotechnologien im Kontext des Netzes des Lebens nützlich sein, um Innovationen auf die Schaffung und Wiederherstellung blühender und generativer Ökologien auszurichten? Wenn sie im Rahmen des modernen Paradigmas formuliert werden, tendieren die Produkte der Biotechnologie zur Extraktion, Entfremdung und Einschließung von Leben, sowohl natürlichem als auch synthetischem. Diese Tendenzen ignorieren (absichtlich oder unbewusst) das Wissen über das komplexe Lebensnetz, das in vielen indigenen Kosmologien zu finden ist und in dem jedes Lebewesen seinen (heiligen) Zweck innerhalb der Ökologie, zu der es gehört, erfüllen kann.

In der Haudenosaunee-Perspektive sind beispielsweise die Verwurzelung am Ort (verstanden als Land) und relationale Verflechtungen bestimmende Merkmale des Netzes des Lebens. Die inneren Beziehungen, die sich vor Ort entfalten, gestalten die Bedeutung aller Wesen. Tiefe, gelebte Erfahrung, die in der Quelle des Lebens verwurzelt ist, ermöglicht ein harmonisches Leben in der Natur, wodurch alle Wesen in der Lage sind, ihren Zweck im Ganzen zu erfüllen.

Wenn Leben in einem Labor gezüchtet wird oder ein geografisch verteiltes KI-System zu einem biodigitalen Organismus wird, erweitert und verkompliziert es diese Wechselbeziehungen und stellt die Idee des Ortes in Frage. Was ist der Zweck eines beispielsweise 3D-gedruckten Gewebes – hat es Verpflichtungen für eine breitere Schöpfung? Was ist seine Biographie und Ökologie? Ist das Netz des Lebens an seiner Entstehung beteiligt? Letztendlich weisen diese Fragen auf ein größeres Dilemma hin – ob die Entstehung synthetischen Lebens uns noch weiter von der Natur trennt und von ihr abstrahiert, oder ob es Teil der Wiederherstellung zerbrochener Beziehungen zu ihr sein kann.

Welche neuen Wege des Verständnisses – und Handelns – könnten entstehen, wenn wir die Schöpfungen der Biotechnologie nach indigenen Kultur- und Moralkodizes beurteilen würden? Die Erforschung von Fragen wie diesen scheint von entscheidender Bedeutung zu sein, wenn die Biotechnologie eine Chance haben soll, zur Wiederherstellung vielfältiger, heiliger und blühender Ökologien beizutragen – sowohl der natürlichen als auch der synthetischen. Dieses Gespräch trägt dazu bei, Biotechnologie als neueste Entwicklung in einer langen Reihe von "heiligen" Technologien zu betrachten. Technologien, die geschaffen wurden, um ein harmonisches Leben mit und im Netz des Lebens zu unterstützen.

Diese Folge wurde von Lucy Rose Sollitt kuratiert. 



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