Samstag, 21. Mai 2022 Virtueller Deutschlehrer*innentag 2022
Beim ersten virtuellen Deutschlehrer*innentag für Nordwesteuropa ging es um die Auseinandersetzung mit dem Thema Diversität zusammen leben - an Schulen und im Deutschunterricht. Lehrkräfte erhielten wichtige Impulse zur Reflexion über eine diskriminierungsfreie Unterrichtsgestaltung. Außerdem wurden innovative Unterrichtsmaterialien für den DaF-Unterricht vorgestellt, die Lehrkräften Ideen vermittelten, Diversitätsthemen im eigenen Unterricht zu behandeln und einen wichtigen Beitrag zur aktiven Auseinandersetzung mit Vielfalt zu leisten.
Angelo Camufingo
ist freier Antirassismus- und Bildungs-Referent, Berater und Trainer im Bereich Diversität, Equity, Inklusion und Social Justice. Neben seinem Master of Education in Englisch und Französisch an der Universität Potsdam, ist er außerdem Mitglied im Lenkungskreis des Diversity Audits, welches die Universität aktuell durchläuft. Darüber hinaus forscht und publiziert er zu marginalisierten, speziell durch Rassismus geprägten Realitäten, de-/anti-kolonialer und diskriminierungskritischer Lehre, sozial-emotionalem Lernen, Wissenshierarchien und auto-ethnografischen Arbeiten zu Machtstrukturen, Emotionen und kolonialen Kontinuitäten.
„Diversitätssensible und Diskriminierungskritische Lehre. Unser aller Verantwortung.“
Es scheint als seien Diversität und Diskriminierung endlich festere Konstanten in unseren Alltagen und unserer Arbeit. Doch noch zu häufig bleiben diese und ähnliche Begriffe, leere Worthülsen und Versprechen, von denen wir nicht wissen, wie wir sie einhalten sollen. Was bedeutet es tatsächlich diversitätssensibel und diskriminierungskritisch zu lehren? Welche Rolle spielen wir in der Umsetzung und was können wir leisten? Was ist tatsächlich wichtig und wie kommen wir ins Handeln? Wo fangen wir an? Diese und viele weitere Fragen lassen sich nicht allein an einem Tag beantworten und sind stets kontextabhängig. Gemeinsam wollen wir jedoch Impulse setzen und einen Blick darauf werfen was wir mitdenken müssen, welche Möglichkeiten wir haben und welche Verantwortungen uns zukommen.
Sascha Stollhans ist Lecturer in Digital Language Pedagogies an der University of Leeds. Er war zuvor Experte für Unterricht am Goethe-Institut Nancy (Frankreich) und hat über zehn Jahre Erfahrung im universitären DaF-Unterricht sowie in der Fortbildung von Lehrkräften zu verschiedenen didaktischen und linguistischen Themen. Er hat ein Buch zu innovativen Lehr- und Lernmethoden mitherausgegeben sowie zahlreiche Artikel und Fallstudien veröffentlicht. Sascha Stollhans ist Teil der Forschungsgruppe „Linguistics in Modern Foreign Languages“, die sich mit der Frage befasst, wie Erkenntnisse aus der linguistischen Forschung sinnvoll den Sprachenunterricht bereichern können. Seine Arbeit zu sprachlicher Varietät in der Bildung wurde u.a. in der Zeitschrift National Geographic diskutiert.
„Sprachliche Vielfalt im DaF-Unterricht“
Sprache ist kein einheitliches Konstrukt, sondern von Natur aus komplex und vielfältig. Regionale Unterschiede, Akzente, Register, Soziolekte (sprachliche Varietäten abhängig von der Zugehörigkeiten zu sozialen Gruppen), Kommunikationsform und –medium, … - all diese Aspekte der sprachlichen Realität stellen uns als DaF-Lehrende vor Herausforderungen: „welches“ Deutsch unterrichte ich eigentlich? Aber sprachliche Vielfalt gibt es natürlich auch auf der Seite der Lernenden, z. B. in Bezug auf Erstsprachen und Fremdsprachenkenntnisse. In diesem Workshop werden wir diskutieren, wie wir mit sprachlicher Vielfalt im DaF-Unterricht konstruktiv umgehen können. An konkreten Beispielen werden wir erarbeiten, wie sprachliche Vielfalt unseren Unterricht bereichern kann. Dabei werden wir uns auch mit der potenziellen Rolle von Technologie und digitalen Methoden beschäftigen.
Ulrike Eichstädt ist Leiterin der Sprachabteilung am Goethe-Institut Finnland und hat langjährige Erfahrung im DaF-Bereich. „Deutsch divers - ein Regionalprojekt der Goethe-Institute in Nordwesteuropa“
Das Goethe-Institut sowie Sprachlehrkräfte in verschiedenen Ländern rund um den Globus sind tagtäglich mit der Herausforderung konfrontiert, dass Materialien für den Deutschunterricht (Bücher, Arbeitsblätter, Prüfungsmaterialien) häufig sehr traditionell sind und Stereotype vermitteln. Sie sind kein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft, sondern halten Vorurteile aufrecht und marginalisieren einen Teil unserer Mitbürger*innen.
Die Frage nach der Repräsentation ist für den Unterricht nicht unwichtig: Wer wird in den Büchern dargestellt? Wer gilt als Deutsch? Was ist eigentlich „typisch Deutsch“ oder wie sehen Familien und Menschen in den Büchern aus? Fühlen sich Menschen in Bezug auf Herkunft, Gender, Sexualität oder soziale Klasse repräsentiert?
Steffen Kaupp leitet die Spracharbeit am Goethe-Institut Hanoi. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich der Themen “Inklusivität und Vielfalt in DaF-Curricula”. Von 2019 bis 2021 hat er die Spracharbeit am Goethe-Institut Boston geleitet und war davor 3 Jahre als Assistant Teaching Professor of German an der University of Notre Dame in den USA tätig. Mit einem internationalen Team an Co-Autor*innen hat er 2019 und 2020 ein das Anfänger- und Mittelstufen-DaF-Lehrwerk, Impuls Deutsch, bei Ernst Klett Sprachen veröffentlicht.
„Unterrichtsmaterialien zu Diversität für den DaF-Unterricht“
In this presentation you will get an overview of how the topic diversity is represented in selected teaching materials for the German classroom.
Stefan Haering war Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache in Amsterdam und Bangkok, bevor er sich 1995 auf das Lehren und Lernen mit digitalen Medien und 1998 auf die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften für Deutsch als Fremdsprache konzentrierte. Er arbeitet heute als freier Mitarbeiter am Goethe-Institut Thailand. Er entwickelt konzeptionell und inhaltlich Lerninhalte und Methoden für den synchronen und asynchronen Online-Unterricht sowie für die Integration digitaler Medien in Präsenz-Formate, betreut und leitet Projekte zum digitalen Lehren und Lernen, unter anderem das Projekt EDDU „Digital Deutsch unterrichten an Schulen“, und leitet sowohl in Präsenzform als auch in unterschiedlichen Online-Settings Lehrerfortbildungen an den Goethe-Instituten weltweit im Bereich Methodik-Didaktik und Medieneinsatz.
„Queer as German folk – Materialien für den Deutschunterricht“
Im Deutschunterricht Themen bearbeiten, die Jugendliche beschäftigen und interessieren – Landeskunde vermitteln und dabei ein modernes, diverses, pulsierendes Deutschland kennenlernen – kulturbezogen unterrichten und dabei über Engagement, Mitgestaltung und persönliche und individuelle Identität nachdenken – das ermöglichen die vom Goethe-Institut New York entwickelten Unterrichtsmaterialien „Queer as German Folk“ .
Die Materialen nehmen den 50. Jahrestag der Stonewall-Aufstände, welche unsere Gesellschaft grundlegend verändert haben, zum Anlass, mit Jugendlichen über die queere Geschichte in Deutschland, über (sexuelle) Identität und Diskriminierung, über vergangen und gegenwärtige Protestbewegungen und über Vielfalt und Gleichstellung der Geschlechter nachzudenken. Der Vortrag präsentiert die unterschiedlichen Materialien, erläutert das Konzept und bespricht die Chancen, die die Materialien für den Deutschunterricht eröffnen.
Anna von Rath lebt in Berlin. Sie ist eine der Gründerinnen des bilingualen Online-Magazins poco.lit., das postkoloniale Literatur sichtbarer machen möchte. Außerdem arbeitet sie als freie Übersetzerin und Diversity Trainerin. Bevor sie sich für diese Schnittstelle zwischen Literatur und politischer Bildung entschied, promovierte und lehrte sie an der Universität Potsdam, publizierte zu Afropolitismus, Reiseliteratur und deutscher Kolonialgeschichte und verbrachte für ihr Studium und ihre Forschung längere Zeit in Großbritannien, Indien und Südafrika.
„Diskriminierungsfreie Sprache“
Im Schulkontext – genau wie in jedem anderen – kann es jeden Tag zu sprachlicher Diskriminierung kommen. Oft wird diskriminierende Sprache unabsichtlich verwendet. Ein Grund dafür ist ein fehlendes Bewusstsein für die Nuancen sprachlicher Diskriminierung in großen Teilen der Gesellschaft. Wer diskriminierungskritisch Sprechen und Handeln möchte, lernt dies selten automatisch oder ganz nebenbei, vielmehr ist es eine bewusste Entscheidung, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. In diesem Vortrag geht es darum, was Diskriminierung ausmacht und wie der eigene Sprachgebrauch dazu beitragen kann, Diskriminierung zu reduzieren.
Sie erhalten in der Woche vor dem Deutschlehrer*innentag die Zugangsdaten und den Link zur Veranstaltung.
Die ganze Veranstaltung wird in deutscher Sprache stattfinden.
Wir empfehlen, dass Interessierte mindestens das Sprachniveau B1 haben, um an der Veranstaltung teilnehmen zu können.
Nein. Sie müssen sich nicht im Voraus zu den einzelnen Vorträgen anmelden. Die Aufteilung für die parallel laufenden Vorträge erfolgt an dem Tag selbst. Plätze für die einzelne Vorträge sind nicht begrenzt.