Goethe-Kino (Kinovorführung)
Special Preview – Maria Speth: Herr Bachmann und seine Klasse

Ein jonglierender Mann in einem Klassenzimmer
© Madonnen Film, Dieter Bachmann, Mattia

Goethe-Institut London

Nachdem wir in den letzten zwei Jahren Maria Speths Spielfilme Madonnen und Töchter gezeigt haben, freuen wir uns, nun Ihren neuesten Film, den preisgekrönten Dokumentarfilm Herr Bachmann und sein Klasse als Special Preview präsentieren zu können.

Schulbeginn in der Klasse 6b an der Georg-Büchner-Gesamtschule in Stadtallendorf. Wer noch müde sei, fragt Herr Bachmann, der Lehrer. Mehr oder weniger alle, und so legen alle erst noch einmal für zwei Minuten den Kopf auf den Tisch. Hier sehen wir schon, dass es in dieser Klasse nicht um das Einpauken von Lehrstoff geht. Wichtiger ist es, einen Raum zu schaffen, in dem sich die Jugendlichen aufgehoben fühlen. Was sich in diesem Raum täglich abspielt, hat Regisseurin Maria Speth mit ihrem kleinen Team über einen Zeitraum von 6 Monaten beobachtet und in drei undramatischen und doch bewegenden Kinostunden destilliert. Dafür wurde der Film bei der Berlinale 2021 mit dem silbernen Bären (Preis der Jury) und dem Publikumspreis sowie beim Deutschen Filmpreis 2021 als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Die Klasse 6b besteht aus 19 Schüler*innen zwischen 9 und 14 Jahren, viele mit Migrationshintergrund. Stadtallendorf mag nur ein kleiner Ort in Nordhessen sein. Aber nachdem die Nazis hier mit KZ-Gefangenen und Zwangsarbeitern Munition produzierten, entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg neue Unternehmen, wie z.B. eine Fabrik der italienische Firma Ferrero und eine Eisengießerei. Die nötigen Arbeitskräfte kommen ab den 1960 Jahren aus dem Süden Europas, und die Klasse 6b spiegelt diesen Migrationsfluss wieder.  Hier stoßen kulturelle Unterschiede aufeinander, sprechen nicht alle einwandfreies Deutsch. Aber wie Speths einfühlsamer Film zeigt, kann ein Klassenraum den Rahmen bieten, Unterschiede und Konflikte anzusprechen und auszutragen. Und hier kommt Herr Bachmann ins Spiel. Mit unkonventionellen Methoden, viel Musik, hartnäckigen Fragen, Humor und viel Zuneigung fordert er seine Schüler*innen heraus, geht aber auch individuell auf sie ein oder lässt sie auch manchmal einfach in Ruh. Dass die Jugendlichen einander und sich selbst verstehen lernen, erscheint ihm wichtiger zu sein als alle Mathematik. Diesem Lehrer mit Strickmütze und Hang zum Gitarrenspiel zuzusehen und mit ihm seine Schüler*nnen mit all ihren Eigenheiten und Problemen kennenzulernen ist faszinierend, und die drei Stunden verfliegen wie im Nu. Ohne als pädagogisches Manifest daherzukommen, zeigt der Film, dass Schule nicht nur gut sein kann, sondern auch gut tun kann, vorausgesetzt man investiert ausreichend Zeit und Engagement. 

Deutschland 2021, Farbe, 207 min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Maria Speth. Mit Dieter Bachmann, Aynur Bal, Önder Cavdar und den Schüler*innen der Klassen 6b und 6f.


Mit freundlichem Dank an New Wave Film.

Sollten Sie diesen Preview verpassen, können Sie den Film auch ab dem 9. Dezember im ICA sehen.


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Maria Speth wurde 1967 in Bayern geboren und lebt seit 1987 in Berlin. Bis 1995 arbeitete sie als Schnitt- und Regieassistentin und begann 1996 an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg Regie zu studieren. 2001 entstand ihr mehrfach ausgezeichnetes Spielfilmdebüt, In den Tag hinein. Ihr zweiter Spielfilm, Madonnen, wurde im Berlinale Forum uraufgeführt und erhielt 2007 den Hessischen Filmpreis. 2009 gründete sie die Produktionsfirma Madonnen Film und realisierte ihren ersten Dokumentarfilm, 9 Leben, für den sie den Deutschen Regiepreis Metropolis erhielt. Ihr nächster Spielfilm Töchter hatte beim Berlinale Forum 2014 seine Premiere. Ihr Dokumentarfilm Herr Bachmann und seine Klasse war im Wettbewerb der Berlinale 2021 zu sehen und erhielt den Silbernen Bären der Jury.
 

Details

Goethe-Institut London


50 Princes Gate
Exhibition Road
London
SW72PH
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Preis: £5, Ermäßigt: £3

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