Künstlerpräsentation
Theo Eshetu: Reflections on the Lives of Objects

Still from video Atlas Fractured installed at documenta14
©Theo Eshetu

Im Gespräch mit Katharina von Ruckteschell-Katte

An diesem besonderen Abend wird Theo Eshetu, Künstler in Residenz am Goethe-Institut London, eine informelle Präsentation seiner Werke geben. Dies stellt eine Gelegenheit dar, einige seiner berühmteren Videoinstallationen: The Return of the Axum Obelisk, Atlas Fractured und Ghost Dance zu sehen und zu diskutieren.

Die Residenz ist Teil des transkulturellen Forschungs- und Kunstprojekts Lives of Objects*, das vom Goethe-Institut ins Leben gerufen wurde und darauf abzielt, laufende Gespräche und den Austausch um die Themen Dekolonialität und Restitution zu fördern. Das Projekt arbeitet mit Forscher*innen, Künstler*innen und Museumsfachleuten zusammen und stellt Objekte des kulturellen Erbes in den Mittelpunkt. Der in Berlin lebende Multimedia-Künstler Theo Eshetu hat mit seinem jüngsten Film The Moving Museum die Entstehung des umstrittenen Humboldt-Forums begleitet. Während seines Aufenthaltes in Berlin arbeitet er mit Expert*innen des Victoria and Albert Museums und den Museumssammlungen zusammen.

In den Arbeiten, die auf der Veranstaltung gezeigt werden, setzt sich Eshetu mit Fragen der Restitution von Artefakten, der Museologie und kulturellen Identitäten auseinander. Seine multimedialen Arbeiten bedienen sich einer Bildsprache, die an traditionelle ikonoklastische Gemälde und elektronisch fraktale Bilder erinnert. Eshetu's Arbeiten stellen komplexe, geschichtete Multiscreen-Videostücke dar, die nicht nur formal, sondern auch inhaltlich mythologische, religiöse, politische und ästhetische Themen miteinander verbinden und sich mit den soziopolitischen Realitäten unserer Zeit auseinandersetzen. Für seinen neuen Film The Moving Museum hat Eshetu sechs Jahre lang im Humboldt Forum und im Museum für Völkerkunde und Asiatische Kunst in Berlin gefilmt und mit ihnen zusammengearbeitet.

*Die erste Projektphase mit dem Titel Practicing Freedom wurde von Amal Alhaag und Selene Wendt kuratiert - siehe https://goethe.de/uk/practicingfreedom

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Vorführungsprogramm:

The Return of the Axum Obelisk
2009, Ausschnitt 10 Minuten
 
The Return of the Axum Obelisk ist inspiriert von traditionellen äthiopischen Gemälden, die die Legende der Königin von Saba erzählen. Ihre Geschichte ist die Grundlage des äthiopischen Ursprungsmythos.
 
Das Werk feiert das historische Ereignis der Rückgabe einer 25 Meter hohen und 160 Tonnen schweren Stele, die während der italienischen Besatzung als Kriegstrophäe nach Rom gebracht wurde. Die Filmaufnahmen des Prozesses von der Demontage in Rom über den Transport nach Axum und die anschließende Wiederaufstellung bis hin zu den abschließenden Feierlichkeiten bilden die visuelle Grundlage des Werks. Die Installation verwandelt die symbolische Bedeutung des Obelisken von einem Objekt, das Sieg und Verlust repräsentiert, in ein postkoloniales Symbol für Frieden, Versöhnung und Einheit.


Atlas Fractured
2017, 18 Minuten

Atlas Fractured wurde für die documenta14 geschaffen und während dieser auf ein sehr großes Museumsbanner in Kassel projiziert. Die intimere Version in Athen stellt eine eindringlich schöne und poetische Reflexion einer fragmentierten Welt dar. Durch die Projektion von Gemälden, Skulpturen und Filmen auf reale Modelle erforscht das Video Mythologien und die Kunstgeschichte, um die unaussprechliche Macht der Existenz zu thematisieren.
 
Der fragmentarische Soundtrack kombiniert Zitate von Carl Jung, James Baldwin, Langston Hughes, Toni Morrison, Maya Angelou, Angela Davis, Joseph Campbell, Andy Warhol, Bertrand Russell, Homi Bhabha, Charlie Chaplin und vielen anderen mit einer ebenso eklektischen Zusammenstellung von Musik aus aller Welt, die durch ein von Keir Frazer komponiertes Sounddesign zusammengehalten wird.


Ghost Dance
2020, 18 Minuten
Videoinstallation, in Auftrag gegeben für die Gwangju Biennale, 2020
 
Ghost Dance (2020) wurde auf der Baustelle des Humboldt-Forums und des Museums für Völkerkunde und Asiatische Kunst in Dahlem gedreht und untersucht die Beziehungen zwischen der ethnografischen Präsentation der Museumssammlungen und der Choreografie ihres metaphorischen Todes und Lebens, wenn sie den Museumsraum betreten. Was bedeutet es für Objekte, Subjektivität zu besitzen, wenn sie Lebensbereiche und soziale Bindungen repräsentieren? Diese Frage zirkuliert in den Körpern zweier außergewöhnlicher Tänzer*innen, die kinetische Energie als Aufbewahrungsort für geistige Objekte und Rituale kanalisieren. 
 
Während die Tänzer*innen in die Rollen von Objekten schlüpfen und von einem Raum zum anderen, von einem kulturellen Kontext zum nächsten wandern, greift Eshetu die aktuelle Debatte um die Rückgabe von Raubgut aus kolonialisierten Gebieten auf. Ghost Dance entlässt das hegemoniale Museum vorübergehend aus seiner linearen Erzählung in den Bereich des Polyphonen und Unerwarteten.
 

Theo Eshetu

Theo Eshetu arbeitet seit 1982 im Bereich der Medienkunst und erforscht in verschiedenen Formaten, von Essayfilmen bis hin zu groß angelegten Videoinstallationen, wie elektronische Medien die globale Wahrnehmung formen und beeinflussen. Seine Werke stellen eine formale ästhetische Untersuchung dar, die sich mit der Verflechtung der Weltkulturen befasst. 
 
Er war in internationalen Kunstausstellungen wie Snap Judgments, Die Tropen und Sense of Time zu sehen und nahm an zahlreichen Biennalen teil, darunter Venedig, Kochi-Muziris, Irland, Shanghai, Gwangju und Dakar. Eshetu war Empfänger des DAAD-Stipendiums für Künstler in Berlin 2012 und nahm an der documenta 14 teil. Derzeit ist seine bahnbrechende Installation aus den 1980er Jahren, Till Death Us Do Part, im MoMA zu sehen. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Rom.

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info-london@goethe.de