Filmvorführung
FIGURES OF ABSENCE: Die Filme von DORE O.

Two figures in front of door. still form film
Dore O. | © Copyright:, Jonathan & Rona Nekes

Buchpräsentation und Filmvorführung

Goethe-Institut London

Anlässlich der Veröffentlichung von Figures of Absence würdigt diese zweiteilige Veranstaltung das Werk und Vermächtnis von Dore O. (1946-2022), einer der wegweisendsten, aber dennoch unterrepräsentierten Experimentalfilmemacherinnen Deutschlands. Im Rahmen der Buchpräsentation zeigen wir Dore O.s Film Frozen Flashes, gefolgt von einem Gespräch zwischen der Herausgeberin des Buches, Masha Matzke aus Berlin, und der in London lebenden Filmhistorikerin und Kuratorin Lucy Reynolds, die an dem Buch mitgewirkt hat. Sie werden über die Arbeit von Dore O. im Kontext des experimentellen Filmschaffens von Frauen diskutieren. Der zweite Teil des Programms bietet die seltene Gelegenheit, die Londoner Premiere von drei weiteren neu restaurierten Filmen von Dore O. zu sehen, gefolgt von einer Frage-und-Antwort-Runde mit dem britischen experimentellen Komponisten Anthony Moore, dessen produktive und herausragende Soundtrack-Arbeit zu zahlreichen Experimentalfilmen in England und Westdeutschland beigetragen hat.

Weitere Informationen zu Dore O., dem Buch und der Veranstaltung finden Sie weiter unten.

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Programmdetails

Bitte kommen sie jeweils zu den Startzeiten der jeweiligen Programmabschnitte an, sollten Sie nicht an der ganzen Veranstaltung teilnehmen können.

18.00 – 19.30 Uhr: Buchpräsentation

Auf der Vorführung von Frozen Flashes von Dore O. folgt „Retracing the Films of Dore O. and Women's Experimental Cinema“, einer Diskussion zwischen Masha Matzke (Filmrestauratorin/Wissenschaftlerin, Deutsche Kinemathek, Berlin) und Lucy Reynolds (CREAM, University of Westminster). Basierend auf Lucy Reynolds‘ Essay „Variable Exposures: Finding Feminism and the Uncanny in FROZEN FLASHES“ diskutieren Matzke und Reynolds Dore O.s Beitrag zu einem internationalen Kontinuum radikaler Filmkunst im Hinblick auf Einfluss, Rezeption und Marginalisierung des experimentellen Filmschaffens von Frauen.

FROZEN FLASHES (1976, 29 Min., DCP)
Dore O.: „Der Blitz schlägt das Viereck der Träume aus dem Dunkel.“


19:30 - 20:15 Uhr: Pause (Getränke werden gestellt)

20.15 – 22.15 Uhr: Filmprogramm + Q&A mit Anthony Moore

Anlässlich der Londoner Premiere der Restaurierungen konzentriert sich das Programm auf hypnotische Bild-Ton-Beziehungen. Im Anschluss wird der Komponist Anthony Moore, der den Soundtrack für eine Reihe von Filmen von Dore O. lieferte, Fragen beantworten.  

ALASKA (1968, 18 Min., DCP, Ton: Dore O.)
Dore O.: „Ein Emigrationsfilm: Traum meiner selbst, Konsequenz aus dem Akt mit der Gesellschaft.“

KALDALON (1971, 45min, DCP, Ton: Dore O. und Anthony Moore)
Dore O.: „Ein nicht-euklidischer, ambiguent zerfetzt-versetzter Abenteuerfilm.“

KASKARA (1974, 21 Min., DCP, Ton: Anthony Moore
Dore O.: „Balance des Eingeschlossenseins im zerbrochenen Raum … Landschaft existiert nur als Ausblick durch Fenster und Türen … Anziehung, Verschmelzung und Abstoßung der Hälften des Filmbildes, mit dem Ziel einer sinnlichen Topologie … Ein Bild frisst das andere.“
 
Laufzeit: 84 Min

 

Über DORE O. 

Woman with camera  © © Jonathan & Rona Nekes Dore O. © Jonathan & Rona Nekes
Die Malerin Dore O. (1946-2022) war in den 1960er Jahren eine der ersten und wenigen Frauen in Deutschland, die sich konsequent und selbstbestimmt dem Experimentalfilm zuwandte. Als Gründungsmitglied der Hamburger Filmmacher-Cooperative war Dore O. ab 1967 aktiv an der Erkundung neuer filmischer Formen beteiligt und entwickelte dabei ihre eigene „Handschrift, ihren eigenen Ton, ihre eigene Filmmethode“ (Harun Farocki). Sie folgte radikal ihren eigenen Weg und legte den Grundstein für eine spätere Generation insbesondere weiblicher Künstlerinnen, indem sie persönliche Filmpoetiken in einer starken Überschneidung mit medienspezifischen Experimenten außerhalb vorherrschender Strömungen des politischen, strukturalistischen oder feministischen Films kultivierte. Diese Autonomie machte es schwierig, ihre Arbeiten zu kategorisieren und führte schließlich zu ihrer Marginalisierung. Fast 35 Jahre lang hat Dore O. trotz eines allgemeinen Niedergangs der deutschen Experimentalfilmkultur in den 1970er Jahren ihre Arbeit fortgesetzt und akribisch eine filmische Realität geschaffen, die vor allem als sinnlicher und evokativer Fluss vielschichtiger Bilder und Töne eingefangen und erlebt wird, die einen Zustand zwischen Hypnose und Klarheit herbeiführen. Dore O. verwandelte malerische und musikalische Konzepte in eine eigene filmische Sprache, indem sie komplexes “in-der-Kamera” Schneiden und Techniken des “Re-fotografierens” sowie rhythmische Wechsel zwischen Tiefe und Oberfläche, Stille und Bewegung einsetzte, um „neue Architekturen alter Formen zu schaffen“ (Dore O). Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen von Subjektivität und Bewusstsein, gehen die Filme von Dore O. über das rein Persönliche oder Formalistische hinaus und durchkreuzen diese Kategorien in einer höchst enigmatischen Poetik, die es vermag, elliptische Geschichten aus den inneren Schichten des Zelluloidfilms zu evozieren. In den 2000er Jahren war fast ihr gesamtes Werk aus den 1960er und 70er Jahren aufgrund des schlechten Zustands der überlieferten Filmkopien nicht mehr zugänglich. Diese wurden in den letzten Jahren in der Deutschen Kinemathek in Zusammenarbeit mit Dore O. digital restauriert.

 

Über DAS BUCH

Mit dem Ziel einer längst überfälligen Neubewertung der avantgardistischen Filmpraxis von Dore O. legt die neue Publikation Figures of Absence die formalen Errungenschaften, die kulturellen Konnotationen und historischen Kontexte einer filmischen Vision frei, die lange reduzierend oder abwertend rezipiert wurde. Mit bisher unveröffentlichtem Archivmaterial, Interviews mit Dore O., umfangreichen Bildmaterial sowie neuen Beiträgen aus Europa und Nordamerika (u.a. Albert Alcoz, Ute Aurand, Robin Blaetz, Christine Noll Brinckmann, Stephen Broomer, Vera Dika, Marie-Hélène Gutberlet, Mike Hoolboom, Sarah Keller, Dietrich Kuhlbrodt, Anthony Moore, Lucy Reynolds, Tony Reif, Maureen Turim).
Das Buch wird auf der Veranstaltung, im BFI-Buchladen und online erhältlich sein. 

 

Über die Teilnehmer*innen

Masha Matzke ist eine in Berlin ansässige Filmrestauratorin, Archivarin, Wissenschaftlerin und Kuratorin an der Deutschen Kinemathek mit Schwerpunkt auf experimentellem Kino. Sie ist Herausgeberin der ersten Monographie über die Experimentalfilmemacherin Dore O. (Figures of Absence. The Films of Dore O., StrzeleckiBooks).

Lucy Reynolds ist eine feministische Autorin, Kuratorin und Künstlerin. Sie ist Herausgeberin der Anthologie Women Artists, Feminism and the Moving Image, und Mitherausgeberin von Artists’ Moving Image in Britain since 1989 sowie des Moving Image Review and Art Journal (MIRAJ). Sie koordiniert das PhD-Programm für das Centre for Research in Education, Art and Media (CREAM) an der University of Westminster. Ihre künstlerische fortlaufende Klangarbeit A Feminist Chorus war bisher beim Glasgow International Festival, im Wysing Arts Centre und in den Grand Union Gallerys in Birmingham zu hören.

Anthony Moore (*1948) ist ein britischer Experimentalmusiker und Produzent. Vom minimalistischen Komponisten bis zum Texter für Pink Floyd, mit vielen interessanten Stationen dazwischen, steuerte Moore Soundtracks zu zahlreichen Experimentalfilmen bei (wie zum Beispiel David Larchers Epos Mare’s Tail). Er war Gründungsmitglied der Band Slapp Happy, arbeitete unter anderem mit Henry Cow und Kevin Ayers zusammen und hat eine Reihe von Soloalben aufgenommen, darunter Flying Doesn't Help (1979). Moore hat einen Großteil seiner Arbeit auf Musik- und Klangforschung und -ausbildung konzentriert, unter anderem war er Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

Details

Goethe-Institut London


50 Princes Gate
Exhibition Road
London
SW72PH
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Preis: £5, Ermäßigt: £3 / Frei für SprachkursteilnehmerInnen und Bibliotheksmitglieder des Goethe-Instituts. Reservierung erforderlich

+44 20 75964000 info-london@goethe.de