Filmvorführung
Thomas Stuber: Kruso

A man standing holding a basket, another one next to him sitting in a natural environment
© MDR / UFA Fiction / Lukas Salna

Goethe-Kino (Kinovorführung)

Am 12 Oktober wird der Lyriker und Romanautor Lutz Seiler, Preisträger des diesjährigen Georg Büchner-Preises, im Goethe-Institut zu Gast sein. Aus diesem Anlass zeigen wir die Verfilmung seines Romandebuts Kruso (2014), für das er den Deutschen Buchpreis erhielt. Der Roman erzählt die Geschichte einer Gemeinschaft von Aussteigern um die Titelfigur Kruso, die auf der Ostseeinsel Hiddensee versucht, innerhalb der DDR ein Leben in innerer Freiheit zu leben und zu propagieren.

Sommer 1989. Der 24jährige Student Ed aus Halle geht mit anderen Touristen auf der bei Rügen in der Ostsee gelegenen Insel Hiddensee an Land. Doch am Abend geht er nicht wie die anderen zurück aufs Schiff, sondern schlägt sich in die Dünen. Das ist gefährliches Terrain, denn Hiddensee ist Grenzgebiet der DDR, und der Strand wird scharf von NVA-Soldaten auf der Suche nach Republikflüchtigen, die nach Dänemark gelangen wollen, patrouilliert. Doch wie aus dem Nichts erscheint Kruso, der Ed vor der Entdeckung bewahrt und ihm einen Schlafplatz im „Klausner“, einem beliebten Ausflugslokal, verschafft. Bevor er sich versieht, wird Ed Teil der Belegschaft und damit einer verschworenen Gemeinschaft, die es sich unter der Führung des charismatischen Kruso zur Aufgabe gemacht hat, Flüchtenden zu helfen. Da heißt vor allem, diese „Schiffbrüchigen“ von der oft mit Verhaftung oder Ertrinken endenden Flucht abzuhalten und ihnen während eines sorgfältig organisierten Kurzaufenthalts durch Gemeinschaft und Poesie zu vermitteln, wie man den Zustand innerer Freiheit erlangt.

Thomas Stuber, dessen Film In den Gängen wir 2020 im Goethe-Kino präsentierten, adaptierte den gleichnamigen, preisgekrönten Roman von Lutz Seiler für das deutsche Fernsehen. Während der In den Gängen den Mikrokosmos einer Gruppe von Supermarktangestellten kurz nach der Wende auf melancholisch-lakonische Weise beschreibt, entwirft Kruso das Bild einer eher euphorischen, von Sonne, Strand und Poesie beflügelten Gemeinschaft, die sich in einem repressiven System einen Raum geistiger Freiheit schaffen konnte, jedoch das Herannahen der realen Freiheit ab Sommer 89 nicht überlebt. Zu DDR-Zeiten war Hiddensee ein Anziehungspunkt für Aussteiger*innen. Autor Lutz Seiler selbst verbrachte 1989 einige Zeit dort und arbeitete in einem Restaurant. Kruso ist allerdings eher ein Ausgesetzter als ein Aussteiger, wurde er doch zusammen mit seiner Schwester vom Vater, einem russischen General, nach dem Tod der Mutter auf die Insel gebracht. Albrecht Schuch, der für diese Rolle mit dem Deutschen Fernsehpreis und der Goldenen Kamera 2019 als "Bester Schauspieler" ausgezeichnet wurde, spielt ihn als schillernde Figur, die zwischen selbstbewusstem Kapitän, fürsorglichem Freund, geheimnisvollem Operateur, begeistertem Poesie-Liebhaber und verlorener Seele changiert.

Deutschland 2018, Farbe, 99 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Thomas Stuber. Mit Albrecht Schuch, Jonathan Berlin, Andreas Leupold, Peter Schneider, Amy Benkenstein, Pit Bukowski, Lisa Hrdina, Sophie Lutz


Lutz Seiler im Gespräch mit Thomas Meaney, Donnerstag, 12. Oktober, 19 Uhr.

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Thomas Stuber wurde am 31. März 1981 in Leipzig geboren. Nach ersten Erfahrungen in der Filmbranche als Praktikant und Verantwortlicher für Drehbuch und Continuity, begann er 2004 ein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg. Er schloss sein Studium mit dem erfolgreichen Kurzfilm Von Hunden und Pferden (2011) ab, für den er für den First Steps Award nominiert wurde, den Deutschen Kurzfilmpreis gewann sowie die Silbermedaille bei den Student Academy Awards® in der Kategorie Ausländischer Film. Nach seinem Abschluss führte er Regie bei drei Folgen der deutschen TV-Krimiserie Großstadtrevier (2014).
Gemeinsam mit dem befreundeten Autor Clemens Meyer schrieb Thomas Stuber das Drehbuch für seinen zweiten Spielfilm Herbert (2015) über einen alternden und abgehalfterten Ex-Boxer, der versucht, mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Der Film feierte auf dem internationalen Filmfestival in Toronto seine  Premiere und gewann beim Deutschen Filmpreis 2016 den Silberpreis für den besten Spielfilm. 2015 führte er auch Regie bei der TV-Produktion Verbrannt, einer Folge der TV-Krimireihe Tatort, die auf dem realen Fall des in Polizeigewahrsam zu Tode gekommenen Asylbewerbers Oury Jalloh basiert. Im selben Jahr inszenierte er auch den vielbeachteten TV-Film Ein Mann unter Verdacht (2016).
Stubers nächster Spielfilm In den Gängen (2018) basiert auf einem preisgekrönten Drehbuch, das er 2015 zusammen mit Clemens Meyer schrieb. Der mit Franz Rogowski, Sandra Hüller und Peter Kurth in den Hauptrollen besetzte Film wurde im Februar 2018 im Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt.
Kurz darauf inszenierte er den TV-Film Kruso (2018), eine Verfilmung des gleichnamigen Buches von Lutz Seiler aus dem Jahr 2014, und kehrte zur TV-Krimireihe Tatort zurück und inszenierte die Folge Angriff auf Wache 08 (2019), eine Variation von John Carpenters Klassiker Assault on Precinct 13 (US 1976). 
Für den Streamingdienst Sky inszenierte Stuber die Mystery-Horror-Serie Hausen (2020). Im Jahr 2022 adaptierte er erneut ein Werk von Clemens Meyer: Die Stillen Trabanten (2022) verwebt drei Liebesgeschichten über Menschen aus bescheidenen Verhältnissen.  (Quelle: Filmportal, Wikipedia)
 

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