Filmvorführung & Podiumsdiskussion
Representing the Kindertransport

Schwarzweißes Archivbild einer eng gedrängten Gruppe von Mensche auf einem Bahnhof
© Bee's Knees Production

How has the Kindertransport been remembered across borders and different media

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar und des 85. Jahrestages des Kindertransports laden wir Sie zu einer Filmvorführung und Diskussion ein, um darüber nachzudenken, wie die Transporte in Ausstellungen, Filmen, Literatur und in verschiedenen nationalen und transnationalen Kontexten erinnert werden. Im Anschluss an die Präsentation der Filme My Knees Were Jumping und 256.000 Miles From Home von Melissa Hacker findet eine Podiumsdiskussion statt, an der die in Berlin lebende Schriftstellerin Esther Dischereit, die Filmemacherin Melissa Hacker aus New York, die Historikerin Andrea Hammel aus Aberystwyth teilnehmen. Moderieren wird das Gespräch der Historiker Bill Niven aus Nottingham. Weitere Einzelheiten zum Programm und zu den Rednern finden Sie unten.

18.00 Uhr: Begrüßung und Einführung in die Filme
18.15 Uhr: My Knees Were Jumping, M. Hacker, USA 1996, 76 Min.
19.35 Uhr: 256.000 Miles From Home, M. Hacker, USA, 2023, 15 Min.
19.50 Uhr: Kurze Pause mit Getränken
20:00 Uhr: Diskussion


In den neun Monaten vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden fast 10.000 Kinder, ohne ihre Eltern, aus Nazi-Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen nach Großbritannien verschickt. Eine geringere Zahl kam nach Schweden, in die Schweiz und nach Frankreich, und viele emigrierten in die Vereinigten Staaten, nach Israel, Kanada und Australien. Die Transporte begannen nach der physischen Gewalt gegen Juden und ihr Eigentum während der Pogrome im November 1938. Der erste Zug kam am 2. Dezember 1938 in England an. Die Transporte endeten mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939. Die meisten Kinder sahen ihre Eltern und Familien nie wieder, da sie bald darauf Züge bestiegen, die sie in Todeslager im von den Nazis besetzten Osteuropa deportierten.

Da die Kindertransportkinder aus verschiedenen Ländern und Regionen Europas stammten und an Orte in der ganzen Welt gelangten, sind die individuellen Erfahrungen und Erinnerungen der Kinder sehr unterschiedlich. Auf der Ebene der nationalen Gedenknarrative zeigen sich auch Unterschiede, je nachdem, ob das Gedenken in Deutschland stattfindet, das die Kinder verfolgte, oder im Vereinigten Königreich und anderen Ländern, die die geretteten Kinder aufnahmen. Die Veranstaltung wird sich mit den spezifischen Unterschieden in der Repräsentation befassen und die Frage stellen, wie die unterschiedlichen Zeitlinien des Gedenkens aussehen und welche Herausforderungen sich für die verschiedenen Medien der Darstellung ergeben. Welche Darstellungsansätze sind am sinnvollsten? Welche Rolle sollten individuelle Geschichten und mündliche Überlieferungen sowie die Verwendung von Archivmaterial spielen? Wie einfach ist der Zugang zu historischem Material?

 
My Knees Were Jumping—Remembering the Kindertransports

Eines der Kinder, die mit einem Kindertransport gerettet wurden, war die Mutter von Melissa Hacker, die aus Wien floh und sich schließlich in den Vereinigten Staaten niederließ, wo sie eine Oscar-nominierte Kostümbildnerin wurde, die an Filmen wie Taxi Driver, Annie Hall, The Hustler, The Miracle Worker, Tootsie und vielen weiteren amerikanischen Filmklassikern mitarbeitete. Sie ist in dem Film sehr präsent und spricht über ihre Erfahrungen zusammen mit anderen ehemaligen Flüchtlingskindern, darunter viele Frauen. Sie erinnern sich an den Antisemitismus von Mitschülern und Nachbarn, an die Gewalt und ihre Angst vor der Kristallnacht, an die schwierige Entscheidung ihrer Eltern, sie ins Ungewisse zu schicken, und daran, wie sie in England von Pflegefamilien aufgenommen wurden. Hacker gibt ihnen viel Raum, um über die vergangenen Ereignisse zu sprechen und zu reflektieren, was diesen Film zu einem bewegenden und unschätzbaren Zeugnis macht.

USA 1996, 76 Min.
Regie, Produktion und Schnitt von Melissa Hacker. Erzählt von Joan Woodward. Mit Eddie Better, Sonnie Better, Erika Estis, Kurt Fuchel, Margarete Goldberger, Anni Goodman, Ralph Goodman, Franzi Groszmann, Ruth Morley, Lore Segal, Norbert Wollheim.


Wir zeigen My Knees Were Jumping auch online vom 27. January bis zum 3. Februar 2024. Folgden sie dem Link auf rechts, um gratis einTicket zu reservieren. 

256.000 Miles From Home

In My Knees Were Jumping ging es Melissa Hacker darum, ehemaligen Kindertransport-Flüchtlingen eine Stimme zu geben und die Erinnerungen an ihre Erfahrungen aufzuzeichnen. In ihrem neuen Kurzfilm, der dieses Jahr veröffentlicht wurde, begleitet sie vier ehemalige unbegleitete Kindertransport-Flüchtlinge im Alter von 83 bis 91 Jahren auf einer Reise nach Wien. Als sie dort am 1. Juli 2019 ankommen, beginnen sie eine Reise, die sie vor 80 Jahren unternahmen, als sie allein waren und ihre Eltern, ihr Zuhause und alles, was sie kannten, zurückließen.

USA 2023, 15 Min.
Regie und Schnitt: Melissa Hacker. Mit Mark Burin, Ilse Melamid, Ralph Mollerick, Eva Yachnes.
Kamera John Foster, Komponistin Karen Goldfeder

 
 
Mehr über die Sprecher*innen

Melissa Hacker ist eine Film- und Videoregisseurin. Ihr Regiedebüt war der Dokumentarfilm My Knees Were Jumping - Remembering the Kindertransports, der in die engere Wahl für eine Oscar-Nominierung kam und einer von nur 18 Dokumentarfilmen war, die für die Grand Jury Competition des Sundance Film Festivals ausgewählt wurden. Der Film wurde weltweit auf Filmfestivals, in Museen und Universitäten gezeigt und in den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien und Israel im Fernsehen ausgestrahlt. Melissa erhielt einen Fulbright Artist-in-Residence-Preis in Wien und renommierte Künstleraufenthalte in Yaddo, dem Virginia Center for the Creative Arts, Millay, Playa, Willapa Bay AIR, Escape to Create, Saltonstall und Digital Arts Studios, Belfast, Nordirland.    Melissa Hackers Arbeit als freiberufliche Filmcutterin wurde mit zwei Oscar-Nominierungen für Sister Rose's Passion und The Collector of Bedford Street sowie zwei BAFTA-Nominierungen für The Endurance: Shackleton's Legendary Antarctic Expedition gewürdigt. Beyond Conviction, ein Dokumentarfilm über restorative justice, gewann den Publikumspreis auf dem Woodstock Film Festival, wurde auf MSNBC ausgestrahlt und war in der Oprah Winfrey Show zu sehen. Hacker ist auch als Wanderprofessorin tätig, unter anderem an der New York University Film School in New York und Havanna, Kuba, am Hunter College, am City College und zuletzt am Marymount Manhattan College und der Yangon Film School in Myanmar. Hacker ist geschäftsführender Direktor der Kindertransport Association (KTA), einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in den Vereinigten Staaten.

Andrea Hammel (DPhil, Sussex University) ist Professor of German und Direktorin des Centre for the Movement of People an der Universität Aberystwyth. Sie ist die Autorin von Finding Refuge: Stories of the men, women and children who fled to Wales to escape the Nazis (Honno, 2022) und The Kindertransport: What really happened (Polity, 2024). Sie hat zahlreiche Publikationen über die Geschichte und Kultur jüdischer Flüchtlinge sowie über Exilschriftstellerinnen veröffentlicht, die nach Großbritannien geflohen sind.

Esther Dischereit lebt in Berlin, schreibt Prosa, Gedichte, Essays und Radiobeiträge. Sie gilt als eine der wichtigsten Stimmen der jüdischen Literatur in Deutschland der zweiten Generation nach der Shoa. 2009 erhielt sie den renommierten Erich-Fried-Preis für ihr Werk. Von 2012 bis 2017 war sie Professorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien, im Jahr 2019 Chair in Contemporary Poetics at NYU. Zu ihren jüngsten Publikationen und Projekten Hab keine Angst! Erzähl alles. Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden (Hrsg., 2020); Sometimes a Single Leaf (2020) und Flowers for Otello On the Crimes that Came out of Jena (2022) - beide übersetzt von Iain Galbraith, sowie Wer war Fritz Kittel, Ausstellung 2023: Berlin / Frankfurt am Main / Chemnitz / Nürnberg.

Bill Niven ist emeritierter Professor für Neuere Deutsche Geschichte an der Nottingham Trent University in England. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, die sich mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen und DDR-Vergangenheit in Deutschland befassen, darunter Facing the Nazi Past (2001) The Buchenwald Child (2009) und Jud Süß: Das Lange Leben eines Propagana Films (2022). In Zusammenarbeit mit Dr. Amy Williams hat Niven auch über den Kindertransport geforscht, und ihr gemeinsames Buch Memory of the Kindertransport in National and Transnational Perspective  wurde 2023 veröffentlicht. Derzeit schreiben sie eine transnationale Geschichte des Kindertransports für Yale University Press.
 

Details






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Sprache: Englisch
Preis: Freier Eintritt, aber eine Anmeldung ist erforderlich

info-london@goethe.de