Filmvorführung
Sabrina Sarabi: Niemand ist bei den Kälbern

ein junge Frau in der Landschaft, im Hintergrund Windturbinen
© Weydemann Bros., photo_Max Preiss

Goethe-Kino (Kinovorführung)

Goethe-Institut London

Für das Goethe-Kino in diesem Monat greifen wir einen Film aus der online Goethe on Demand-Reihe Stadt, Land, Fluss auf.  Sabrina Sarabis zweiter Spielfilm Niemand ist bei den Kälbern vertraut so stark auf Bilder und seine großartigen Darsteller*innen, dass er eine Präsentation auf der Kinoleinwand geradezu zwingend macht. 

Ein Feld, ein Traktor, Sommersonne, das Radio dudelt, und wir sehen Christin, wie sie auf dem Beifahrersitz durchgeschüttelt wird während der ruckelnden Fahrt im Landfahrzeug. Sie wirkt leicht genervt. Dann hält der noch unsichtbare Fahrer an, und mit dem Fluch „Scheißviecher“ springt er vom Traktor und sammelt ein totes Reh ein, schmeißt es an den Feldrand. Der Fahrer ist Christins Freund Jan, einsilbig und auch irgendwie genervt. Kurz darauf die Begegnung mit einem zweiten toten Tier, ein weiblicher Mäusebussard. Christin soll die Mülltüte aufhalten, in die Klaus den Vogel fallen lässt. Klaus repariert die Windturbinen, die über den Feldern ragen. Er ist aus der Stadt, älter, anders.

Sabrina Sarabi braucht nur wenige Minuten, um die Stimmung herzustellen, die ihren wortkargen, genau beobachtenden Film bestimmt – eine Mischung von latenter Aggression, Langeweile, sexueller Spannung, Frust und Durst. Fast unterbrochen sehen wir die 24-jährige Christin im Bild, versuchen zu ergründen, was sie wirklich will, außer nicht da zu sein, wo sie ist – auf dem Bauernhof der Eltern ihres Freundes in Mecklenburg-Vorpommern, wo es ist ihre Aufgabe ist, die Kälber zu füttern. Sie scheint eine Verbindung zu Tieren zu fühlen, identifiziert sich vielleicht mit ihrer Verletzlichkeit und, bei einigen, mit ihrem Nutztierdasein, ist aber auch grausam (zu Tieren) und zu Zerstörung fähig. Saskia Rosendahl, bekannt aus Lore, Mein Ende Dein Anfang und Fabian, brilliert in dieser Rolle, für die sie bei Filmfestival in Locarno 2021 den Leoparden für die beste weibliche Darstellerin erhielt. Mit Niemand ist bei den Kälbern verfilmte Sabrina Sarabi den erfolgreichen Roman von Alina Herbing von 2017, eine auf eigenen Erfahrungen der Autorin basierende Gegendarstellung zur bäuerlichen Landidylle im Kontext der Ernüchterung der Nachwendezeit. 

Deutschland 2021, 116 Min., mit englischen Untertiteln.
Buch und Regie: Sabrina Sarabi, nach dem Roman von Alina Herbing.  Mit Saskia Rosendahl, Rik Okon, Godehard Giese, Enno Trebs, Peter Moltzen, Anne Weinknecht.


Niemand ist bei den Kälbern wird als Teil unserer Goethe on Demand-Reihe Stadt, Land, Fluss den ganzen Juni über online zu sehen sein. Bitte folgen Sie dem Link auf rechts auf dieser Seite. 


Bitte beachten Sie, dass wir keine Werbung zeigen und der Film zur angegebenen Zeit beginnt.

 

 
Über Sabrina Sarabi

Sabrina Sarabi wurde am 27. August 1982 in Kassel geboren. Von 2003 bis 2007 studierte sie Theater- Film- und Fernsehwissenschaft in Utrecht (Niederlande), gefolgt von einem Studium an der Kölner Kunsthochschule für Medien, in den Fächern Drehbuch und Regie. Ihr Kurz-Spielfilm Spiel aus Glas (2009) wurde von der Wiesbadener Filmbewertungsstelle (FBW) zum Kurzfilm des Monats gekürt und gewann beim Giffoni Film Festival (Italien) den Preis der Kinobetreiber (Anec Award). Ihr 20-minütiger Abschlussfilm Weisse Nacht (2012) lief auf diversen internationalen Festivals, unter anderem beim Brno International Short Film Festival (Tschechische Republik) und beim Molodist Festival in Kiew (Ukraine).

Im Sommer 2017 drehte Sarabi ihren ersten abendfüllenden Film: Prélude, über einen Studenten  an einem Musikkonservatorium, der am Leistungsdruck zu zerbrechen droht. Der Film feierte im Juni 2019 beim Münchner Filmfest Premiere und startete im folgenden August regulär in den Kinos. Ihr zweiter Spielfilm Niemand ist bei den Kälbern feierte seine Weltpremiere beim Film Festival in Locarno 2021 in der Sektion Cineasti del presente und wurde mit dem Leoparden für die beste Darstellerin für Saskia Rosendahl ausgezeichnet. Auch gewann der Film den Deutschen Kamerapreis 2022 und den Deutschen Filmpreis für die beste Tongestaltung 2022.

 

Details

Goethe-Institut London

50 Princes Gate
Exhibition Road
SW72PH London

Preis: £5, Ermäßigt: £3 / Frei für SprachkursteilnehmerInnen und Bibliotheksmitglieder des Goethe-Instituts. Reservierung erforderlich.

+44 20 75964000 info-london@goethe.de