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Vereinigtes Königreich London

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19:00–19:00 Uhr

Robert Schwentke: Der Hauptmann

Online-Filmvorführung | Goethe-Kino (Online - Nur in Großbritannien verfügbar)

  • Goethe-Institut London, London

  • Preis Preis: Kostenlos, aber eine Reservierung durch Eventbrite ist erforderlich
  • Teil der Reihe: Goethe-Kino 2025

Schwarzweißbild eines Mannes in Nazi-Uniform vor dem Hintergrund zerstörter Holzbauten, von denen eine Rauchkegel aufsteigt. ©Filmgalerie 451

Die Verwandlung eines einfachen Soldaten in einen skrupellosen Kriegsverbrecher in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ist eine düstere Parabel auf das Gewaltpotential und die Machthörigkeit des Menschen.

Das Ende des zweiten Weltkriegs liegt die soziale Ordnung in Deutschland in Trümmern. Die deutsche Wehrmacht zerfällt und die Zahl der Fahnenflüchtigen steigt dramatisch. Versprengte Soldaten werden automatisch als Deserteure erschossen. Auch der 19-jährige Gefreite Willi Herold wird gnadenlos von betrunkenen Hauptmännern gejagt. Doch er entkommt und macht einen entscheidenden Fund: eine mit Orden behangene Hauptmannsuniform der Luftwaffe. Herold schlüpft in die Uniform und damit in eine neue Rolle. Nun kann er Befehle erteilen, und schon bald folgen ihm andere versprengte Soldaten. Die „Kampftruppe Herold“ entsteht und zieht mordend und raubend durch das sich auflösende Nazideutschland.

Regisseur Robert Schwentke wollte einen Film über die „„kleinen Leute“ machen, die das Nazi-System am Leben hielten“. In der wahren Geschichte von Willi Herold fand er das passende Material und erzählt diese bewusst aus der Perspektive des Täters, um die Zuschauer*innen zu verunsichern und sie dazu zu bringen, die Verlässlichkeit ihres eigenen moralischen Kompasses zu hinterfragen. Gedreht in Schwarz-Weiß und in kargen, frostigen Landschaften angesiedelt, ist der Film keine naturalistische, auf historische Authentizität fixierte Nacherzählung wahrer Begebenheiten, sondern eine düstere Parabel über die Machthörigkeit der Menschen, die das Nazi-Regime auf besonders systematische Weise ausnutzte, und deren grausame Manifestationen.

Deutschland, Frankreich, Polen 2017. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Robert Schwentke. Mit Max Hubacher, Milan Peschel, Frederick Lau, Alexander Fehling, Bernd Hölscher, Waldemar Kobus, Wolfram Koch.


Bitte beachten Sie, dass der Film Gewaltszenen beinhaltet.
 
Über Robert Schwentke

Robert Schwentke, 1968 in Stuttgart geboren, begann nach dem Abitur zunächst Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Karls-Universität in Tübingen zu studieren, bevor er sich zu einem folgenreichen Wechsel des Studienorts und -fachs entschloss. Nach vier Semestern in Tübingen – und ersten Filmexperimenten mit Super-8 – immatrikulierte er sich am Columbia College in New York und beendete dort ein Filmstudium mit einem Bachelor of Arts. Daraufhin nahm Robert Schwentke 1994 ein Regie-Aufbaustudium am American Film Institute (AFI) in Los Angeles auf, das er 1997 mit einem Master of Fine Arts abschloss.
Um sein Studium zu finanzieren, begann er mit dem Schreiben für Film und Fernsehen. Zwischen 1998 und 2001 entstanden so u.a. drei Drehbücher für die ARD-Reihe Tatort. Bereits sein Erstling Bildersturm wurde für den Grimme-Preis nominiert.
Mit dem Thriller Tattoo feierte er 2002 sein Kinodebüt als Drehbuchautor und Regisseur. Ein Jahr später folgte Eierdiebe, eine eigenwillig schwarze Komödie, in der Schwentke eigene Erfahrungen mit einer Krebserkrankung verarbeitete.
Der Erfolg von Tattoo bei amerikanischen Festivals führte zu Engagements in den USA, wo Schwentke 2004/2005 den Thriller Flightplan mit Jodie Foster inszenierte. Es folgten weitere Filme in den USA, bis Schwentke 2017 nach Europa zurückkehrte, um in Polen und Deutschland Der Hauptmann zu drehen. Der Film feierte im September 2017 beim Toronto International Film Festival Premiere, wo er hervorragende Kritiken bekam. Seine Europa-Premiere hatte Der Hauptmann kurz darauf beim Filmfestival im spanischen San Sebastián, wo Kameramann Florian Ballhaus mit einem Jury-Preis ausgezeichnet wurde. Im März 2018 kam der Film in die deutschen Kinos. Beim Deutschen Filmpreis 2018 war Der Hauptmann in fünf Kategorien nominiert, unter anderem als Bester Spielfilm, und gewann am Ende den Preis für die Beste Tongestaltung.
Nach dem Erfolg dieses Films ging Schwentke in die USA zurück, wo er den Superheldenfilm Snake Eyes: G.I. Joe Origins inszenierte.
Im Jahr 2023 wurde sein Film Seneca, eine schwarze Komödie über die letzten Tage des antiken Philosophen Lucius Annaeus Seneca mit John Malkovich in der Hauptrolle, bei den Filmfestspielen in Berlin uraufgeführt. Schwentke sieht darin eine Fortsetzung seiner Auseinandersetzung mit Formen des Opportunismus in totalitären Systemen, die er mit Der Hauptmann begann.
 


Ort

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