Interview mit der Institutsleiterin Beate Köhler

Beate Köhler

Kairo, Bukarest, Kiev und nun Thessaloniki. Beate Köhler übernahm im Oktober 2020 die Leitung des Goethe-Instituts Thessaloniki. Wir haben mit ihr über die Stadt Thessaloniki, die Arbeit des Goethe-Instituts und zukünftige Projekte gesprochen.

Wie ist ihr erster Eindruck von Thessaloniki?

Ich habe mir sehr gewünscht, hierher zu kommen: Thessaloniki ist eine pulsierende Stadt mit einer aktiven jungen Kulturszene und gleichzeitig erlebe ich an jeder Ecke der Stadt europäische Geschichte und das Aufeinandertreffen von Orient und Okzident! Mein Mann und ich wurden mit großer Herzlichkeit begrüßt, nicht nur im Goethe-Institut, sondern auch von unseren persönlichen Nachbarn und in alltäglichen Begegnungen. 

Was war bei der Übernahme Ihrer Stelle die größte Herausforderung und welche bleibt bestehen?

Einen Tag nach meinem Start im Goethe-Institut wurde der neuerliche Lockdown für Thessaloniki verhängt. Wir mußten das Goethe-Institut für unser Publikum schließen und unsere Arbeit zum großen Teil ins homeoffice und in virtuelle Räume verlagern. Ich kann bis heute unsere vielen bewährten Partner nur online treffen und kenne die Theater, die Oper, Museen und Kinos in der Stadt nur von außen. Wenn wir alle im Laufe des Jahres unsere Türen wieder öffnen dürfen, sehe ich es als Herausforderung, unser Institut mit seinem Garten, Cafeteria, Bibliothek, Galerie und Veranstaltungssaal wieder zum Treffpunkt für Lern- und Kulturbegierige zu machen.

Wir haben natürlich sehr viel gelernt in dieser Pandemiezeit und werden versuchen, unser neues digitales Wissen auch zukünftig zu nutzen. Ich glaube, wir werden ökologisch nachhaltiger arbeiten und daher weniger reisen. Wir beherrschen nun mehr Kanäle, um zu kommunizieren und den Radius unserer Arbeit zu erweitern.

Natürlich mache ich mir auch Sorgen: Welche Nachwirkungen wird die Pandemie haben? Die Kultur- und Bildungslandschaft ist von den aufeinanderfolgenden Lockdowns ungeheuer stark getroffen worden und es ist völlig unklar, wie sie nach Corona gefördert werden wird, um wieder auf die Beine zu kommen.

Welche Ziele hat sich das Goethe-Institut 2021 gesetzt?

Im Goethe-Institut Thessaloniki beschäftigt uns in diesem Jahr die Frage, wie wir mit Kulturprogrammen stärker in die umliegende Region wirken können. Unser Ziel ist es, uns enger mit Städten und Partnern in Nordgriechenland zu vernetzen. Dazu starten wir ein Pilotprojekt im ersten Halbjahr 2021.

Unsere Spracharbeit und Bildungskooperation wird das Thema der Digitalisierung weiter in den Mittelpunkt stellen. Wir haben 2020 binnen weniger Wochen unseren Präsenzunterricht auf Onlineunterricht umgestellt und weitere digitale Kursformate aufgebaut. Diese neuen Angebote werden wir noch erweitern, und gleichzeitig den gewohnten Präsenzunterricht wieder anbieten. In der Lehrerfortbildung wird das Thema der sinnvollen Digitalisierung, aber auch die Evaluation der Probleme, die die Pandemie gezeigt hat, im Vordergrund stehen.

Unsere Bibliothek wird sich mit vielen Angeboten an Kinder und Jugendliche wenden, z.B. mit einem workshop für Mädchen, die an Computerspielen interessiert sind. Und wir hoffen, dass unser Makerspace im Haus fleißig genutzt wird von jungen Kreativen.

Können Sie bereits etwas über geplante Projekte verraten?

Neben den bereits erwähnten Projekten hoffen wir, dass die Buchmesse in Thessaloniki stattfinden kann und wir uns dort als Gastland präsentieren können. Wir sind bisher noch zurückhaltend mit der Ankündigung von offline Veranstaltungen wie Ausstellungen, Musik-oder Filmprogrammen. Was wir auf alle Fälle umsetzen werden, sind online oder hybride Veranstaltungen. Dazu gehören unsere digitalen Schulbesuche,  eine internationale Werkstatt für Theaterautoren oder ein Hackathon für Akteure in der Kreativwirtschaft.

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