Recyling und Mülltrennung
Deutsch, deutscher, Mülltrennung
Auf dem ersten Blick recyceln die Deutschen ihren Müll wie die Weltmeister. Doch ist das wirklich so? Wie trennt man Müll richtig? Und bedeutet Mülltrennung auch Klimaschutz? Über das, was täglich anfällt: Müll.
Glasmüll, Biotonne, gelber Sack, Restmülltonne, Papiertonne. Das deutsche Müllsystem scheint komplizierter als mancher Behördengang. Und trotzdem gehört die Mülltrennung in Deutschland zum Alltag und ist eines der wichtigsten Umwelt-Themen der Deutschen.
Im Vergleich zu 36 untersuchten Ländern hat Deutschland die höchste Mülltrennungs-Quote pro Kopf. Das kommt nicht von ungefähr: Besonders wichtig sind den Deutschen beim Umweltschutz nämlich, Plastikmüll in der Natur zu verringern und die Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Doch was steckt hinter dem Recyclingphänomen Deutschland? Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen.
Recycling-Weltmeister Deutschland?
Auf dem Papier sieht es erst einmal gut aus: Einer von zwei Deutschen gibt an, regelmäßig seinen Müll zu trennen. Dadurch werden pro Kopf jährlich ganze 302kg Abfall dem Recycling zugeführt. Die Deutschen recyceln ihren Müll also wie die Weltmeister? Nicht ganz. Es gelangt zwar viel Müll zu den Recyclinghöfen, aber nur ein kleiner Teil wird tatsächlich recycelt. Bei Verpackungsabfällen aus Kunststoff und Aluminium wurden 2020 zum Beispiel gerade mal 35% der getrennten Verpackungen wieder aufbereitet. Der Großteil landet also in Verbrennungsanlagen.Der Grund dafür ist, dass der Müll oft zu stark verschmutzt ist oder nicht richtig getrennt wird. Das lässt sich am Beispiel des Joghurtbechers verdeutlichen: Ein Joghurtbecher muss zwar ausgelöffelt, aber nicht perfekt ausgespült sein, um recycelt werden zu können. Der Aluminiumdeckel muss allerdings vom Becher getrennt werden, damit beide Materialien – Aluminium und Plastik – separat recycelt werden können.
Und was kommt nun in welche Tonne?
Es gibt grob fünf Kategorien Müll, die im Alltag anfallen: (1) Verpackungen aus Kunststoff und Aluminium, (2) Glas, (3) Papier, (4) Restmüll und (5) Biomüll.Eine generelle Regel bei der Mülltrennung lautet: Die getrennten Stoffe dürfen nicht zu stark verschmutzt sein. Ein Pizzakarton mit wenigen Fettflecken darf ins Altpapier, ein benutztes Taschentuch allerdings nicht. Bei Verpackungen aus Kunststoff und Aluminium ist zu beachten, dass es um Verpackungen geht, nicht um Kunststoff allgemein. Eine benutzte Zahnbürste oder kaputte Schüssel gehören meistens in den Restmüll. Allerdings gibt es in manchen Wohnorten Wertstofftonnen, in denen Zahnbürsten und Schüsseln gemeinsam mit Verpackungen gesammelt werden. Es bleibt also trotz allem etwas kompliziert.
Bedeutet Mülltrennung auch Klimaschutz?
Vorneweg kann man sagen: Müll zu trennen ist gut für die Umwelt. Es werden wertvolle Stoffe wiederverwendet und somit keine knappen Ressourcen aus der Natur verbraucht. Für 80 % der Deutschen ist eine bessere Mülltrennung aber auch ein wichtiger Beitrag, um das Klima zu schützen. Aber wie schützt Mülltrennung das Klima?Um den Klimawandel zu stoppen, müssen Treibhausgasevermieden werden. Es braucht zum Beispiel viel mehr Energie, neuen Kunststoff herzustellen, als alten Kunststoff zu recyceln. Wenn Müll in Verbrennungsanlagen landet, wird außerdem das Treibhausgas CO2 freigesetzt. Und wenn auf Mülldeponien unser Abfall verrottet, entsteht das Treibhausgas Methan – ein Gas, das sehr aggressiv ist. Durch Recycling werden also Treibhausgase eingespart – bei der Herstellung, in Verbrennungsanlagen und auf Mülldeponien.
Müll richtig zu trennen, ist demnach wichtig – was der Umwelt aber wirklich hilft, ist Müll so gut es geht zu vermeiden. Die Deutschen produzieren jährlich 632kg Müll pro Kopf und liegen damit weit über dem EU-Durchschnitt. Dieser Müll wird teilweise auch auf Recyclinghöfe in andere Länder verschifft und dort weiterverarbeitet, verbrannt oder deponiert.
Müll, der nicht produziert wird, muss also gar nicht verbrannt werden und kann auch nicht auf Umwegen im Meer landen. Dabei sind nicht nur Konsument*innen, sondern auch Unternehmen und die Politik gefragt. Denn es gibt nach wie vor Verpackungen, die nicht recycelt werden können. Und: Muss die Bio-Gurke wirklich in Plastik eingeschweißt sein?