Ausstellung
Die Kunst des Sehens
Die Ausstellung „Ansichten einer Stadt: Mumbai“ ist das Ergebnis eines halbjährigen interkulturellen Projekts des Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Mumbai, im Rahmen des zehnjährigen Bestehens der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ und des 50-Jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Mumbai - Stuttgart.
Fünfzig Jahre alt zu werden ist für manch einen eine magische Grenze zum Alter hin. Für eine Städtepartnerschaft dagegen kommt es eher einer goldenen Hochzeit gleich, einem Versprechen, das man wiederholt. Die Partnerschaft zwischen Mumbai und Stuttgart ist solch eine Verbindung. 1968 als eine der ersten zwischen einer indischen und einer deutschen Stadt entstanden, brachte sie seither zahlreiche Kooperationen, Veranstaltungen und Freundschaften hervor.
Könnten die beiden Städte auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein - hier eine Großstadt inmitten von Grün, dort eine echte Megacity am Meer - verbinden sie doch einige typische Merkmale. Beide sind Wirtschaftsmotoren, beide beheimaten Filmwirtschaft und beide sind stolz auf ihre Forschungs-und Bildungszentren. Deshalb erwies sich gerade der Schüler-und Studentenaustausch in der Vergangenheit als besonders fruchtbar. Und so wundert es nicht, dass die Idee des Goethe-Instituts / Max Mueller Bhavan Mumbai für einen Fotokurs der besonderen Art von beiden Städten mit großem Elan angenommen wurde.
Die Ergebnisse des interkulturellen Projekts sind jetzt in einer Ausstellung im Stuttgarter Rathaus zu sehen. Unter dem Titel „Ansichten einer Stadt: Mumbai“ versammelt die Schau die entstandenen Fotos und begleitenden Texte.
Die Kunst des Sehens
Zu dem Projekt hatte das Institut im August des vergangenen Jahres Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren aus beiden Städten eingeladen. In Mumbai nahmen 15 Deutschlernende aus sieben Schulen teil. Der interkulturelle Austausch und Perspektivwechsel standen im Mittelpunkt. Sowie der souveräne Umgang mit der Kamera. Außerdem sollten sich die Nachwuchsfotografen auf das "Sehen lernen" und auf den Erfahrungsprozess einlassen. Den Fokus legten die Initiatoren dabei auf das Gesicht der jeweiligen Stadt. Wie kann dieses den Menschen vermittelt werden, die in einer völlig anderen Kultur leben? Das war die zentrale Frage.An nur vier Wochenenden wurden sie dabei von einem indischen und einem deutschen Workshop-Leiter begleitet. Die Schüler lernten ihre Stadt mit anderen Augen zu sehen und teilten die Ausblicke in verschiedene Kategorien wie Verkehr, Märkte oder Menschen auf. Den Blick auf das Besondere zu richten, war dabei eine Aufgabe. Die Motive suchten die Jugendlichen selbst aus, die finale Auswahl der Exponate wurde gemeinschaftlich erstellt.
Durch den Monsun
Indisches Karma im Herzen der Schwabenmetropole? Schwere Regengüsse und Gewitter lagen über dem Kessel, wie es eigentlich für die Partnerstadt Stuttgarts Mumbai üblich ist. Beata Weber, die Sprachchefin des Goethe-Instituts in Mumbai, nahm es gelassen. „Der Monsun hat kürzlich bei uns begonnen und hört erst in drei bis vier Monaten wieder auf“, berichtet sie während der Vernissage am 3. Juli 2018.Gemeinsam mit Bürgermeisterin Isabel Fezer eröffnete Beata Weber die Ausstellung. Zeitgleich mit einem Spiel der Fußballweltmeisterschaft hätte man der Eröffnung ein paar Besucher mehr gegönnt, denn die Bilder zeigen auf sehr professionelle Weise seltene Einblicke in eine zum Teil exotische Welt.
Ein wirklich gutes Foto erzähle auch eine Geschichte, erklärt Beata Weber. Und dies sei den jungen Indern hervorragend gelungen. „Einige Besucher fragten mich, ob man die Fotos kaufen könne.“ Was ein tolles Kompliment. „Und Bürgermeisterin Fezer wollte gleich einen Fotokurs bei meinem Mann belegen.“
Jochen Weber oblag die professionelle Begleitung des Fotoprojektes. „Wie sich der Blick der Schüler während des Projekts veränderte, war schon beeindruckend. Anfangs fotografierten sie noch Alltagsgegenstände aus ihrem direkten Umfeld. Bis sie verstanden, welche Motive ihre Heimat wirklich repräsentieren“, so Jochen Weber.
Zu den Fotografien gesellen sich selbst erstellte Texte. Dies war von Beginn an ein Ziel des Goethe-Instituts. Schließlich ist die Vermittlung der deutschen Sprache ein Hauptanliegen des Instituts. Deshalb mussten die Fotografen selbst die Titel ihrer Bilder finden. Auch den Begleittext - über sich selbst und ihre Erfahrungen während des Projekts – schrieben sie selbst. Genau das ermöglicht den Besuchern der Ausstellung einen Einblick in die andere Kultur und ergibt so ihren ungewöhnlichen Reiz.