Konferenz
Gedanken zur Zugehörigkeit

Die 8. alljährliche History for Peace-Konferenz

Do, 01.08.2024 –
Sa, 03.08.2024
Tollygunge Club Kolkata

Zugehörigkeit ist ein vielschichtiges Konzept. Es geht über die bloße körperliche Anwesenheit oder den rechtlichen Status hinaus und beinhaltet eine emotionale Bindung sowie ein Gefühl der Akzeptanz und Bestätigung innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft oder Nation. Was genau bedeutet es, sich zugehörig zu fühlen? Ist das Zugehörigkeitsgefühl an eine Sprache, Ethnie, Religion, Kaste, sozioökonomische Klasse oder sogar an Essgewohnheiten gebunden?
Wie verändert sich die Vorstellung von Zugehörigkeit, wenn sich Gesellschaften weiterentwickeln und demografische Veränderungen durch Globalisierung, Verstädterung und Migration erfahren? Welche Rolle spielen historische Narrative, familiäre Bindungen und persönliche Erfahrungen?

Die 8. jährliche Konferenz „History for Peace‟ (Geschichte für den Frieden), die von der Seagull Foundation for the Arts organisiert und vom Goethe-Institut Kolkata unterstützt wird, beschäftigt sich mit diesen und weiteren Fragen.

Das Goethe-Institut Kolkata ist stolz, Amir Theilhaber als Hauptredner für die diesjährige Konferenz gewinnen zu können.

INDISCHE KULTUR IM IMPERIALEN ZEITALTER UND IHRE ÜBERBLEIBSEL: EINE DEUTSCHE SICHT UND UMSTRITTENE ZUGEHÖRIGKEIT

Die Indar Sabha von Agha Hassan Amanat aus Lucknow war ein genrebildendes Theaterstück des 19. Jahrhunderts, das sich nach der Niederschlagung des Aufstandes von 1857 in Kalkutta und von dort aus in ganz Südasien verbreitete. Mit seiner Kombination aus persischen, urdu-, hindi- und arabischen Sprachen, poetischen Stilformen und literarischen Elementen aus dem hinduistischen und islamischen Kanon war es ein emblematisches Theaterstück der indischen Mischkultur. Die einen sahen darin ein Stück anti-britischen Widerstands, die anderen eine dekadente Flucht in eine Märchenwelt. Der deutsche Orientalist Friedrich Rosen, Hauslehrer am Hof des britischen Vizekönigs Lord Dufferin in den 1880er Jahren, glaubte in der Indar Sabha ein Theaterstück zu finden, das den vielschichtigen modernen indischen Nationalgeist repräsentierte – einen Geist, aus dem Indien seine eigene lebendige Entwicklung vorantreiben sollte, anstatt auf das alte Sanskrit-Drama zurückzugreifen oder Shakespeare-Stücke zu importieren. Der Vortrag geht diesen Verstrickungen von britischem Imperialismus, deutschem Orientalismus und indischer Kultur auf den Grund. Wie wurden Zugehörigkeit und die Bedeutung dessen, was und wer dazugehört, im imperialen Zeitalter definiert, und wie wurde dadurch die Saat für ein nationalistisches Zeitalter gelegt? Was ist von dieser Zeit erhalten geblieben und wo kann man die Überbleibsel finden? Und ist irgendetwas davon wert, dem Vergessen entrissen zu werden?
 

AMIR THEILHABER

Amir Theilhaber ist Postdoc am Historischen Seminar der Universität Bielefeld, wo er an der Geschichte der ethnologischen Sammlung des Lippischen Landesmuseums im nahegelegenen Detmold arbeitet. Theilhaber absolvierte seinen Bachelor in International Affairs am Vesalius College - Vrije Universiteit Brussel (2006), seinen Master in Islamic and Middle Eastern Studies an der Hebrew University Jerusalem (2009) und seinen PhD in Geschichte an der Technischen Universität Berlin (2018). Er ist der Autor des Buches „Friedrich Rosen. Orientalist Scholarship and International Politics‟ (De Gruyter, 2020). Während eines Forschungsaufenthalts am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C. erforschte er die orientalistische Wissenszirkulation zwischen den USA und Deutschland. Zudem leitete er am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin sowie an der Europäischen Jüdischen Sommeruniversität in Hohenems Seminare zum Ariermythos in verschiedenen globalen Kontexten.

Teilnahme nur mit Anmeldung.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.