Andrei Liankevich
Familien in Europa

Es gibt eine nahezu vergessene Region in Belarus, Polesien. Sie ist vom Rest des Landes durch ihre Sumpflandschaften getrennt. In ihren Wassern aber verstecken sich Zauberer, webt Magie und wirken weise Frauen.
Gerade deshalb überlebten hier alte Riten und Traditionen, die seit Jahrhunderten gepflegt werden und die auch das Christentum nicht verdrängen konnte. Das Leben der Fischer und „Inselbewohner“ wirkt daher wie aus der Zeit gefallen. Der Fortschritt kam hier spät an. Erst in den 50er und 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts begann die Trockenlegung der Sümpfe, an die die Ränder noch erinnern. Die Helden unseres Projektes sind die einfachen Menschen, hier vor allem die alleinstehenden Frauen, die die Dorflandschaften prägen. Die Männer sterben früh, im Durchschnitt 10 Jahre eher, und so sind die Familien vor allem weiblich geprägt. Daher scheint mir diese Region ein Symbol für unser Projekt zu sein.


BIOGRAPHIE


Ich bin Fotograph, in Grodno 1981 geboren, lebe zurzeit in Minsk. Im Jahr 2014 gründete ich das Fotographie-Festival „Month of Photography in Minsk“, dessen Leiter ich seither bin. Mit diesem Festival versuche ich Fotographie als Kunstform zu verbreiten.
Dieses Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entstanden ist, ermöglicht es mir diesen  Prozess zu vertiefen, denn ich bin der Meinung, dass überregionale, über Grenzen hinausgehende Projekte der beste Weg sind, um gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Dass dies notwendig ist, zeigen die häufig durch die Medien vermittelten Klischees von anderen Ländern und Kulturen.
Für mich ist jedoch das wichtigste Thema des Projekts, das Leben der, sagen wir „einfachen“, Menschen zu zeigen, da diesen oft in den Medien kaum Beachtung geschenkt wird.