Annette Hess
Erfolg in Serie
Ihr Name dürfte dem deutschen Fernsehpublikum weitgehend unbekannt sein, ihre Geschichten aber bewegen Millionen: Die im Ostberliner Künstler- und Stasimilieu spielende Serie „Weissensee“ stammt ebenso aus ihrer Feder wie die TV-Produktionen „Ku’damm 56/59“. Doch die Autorin Annette Hess beweist Vielseitigkeit.
Von Romy König
20 Jahre Drehbuchautorin
Seit 1998 arbeitet Annette Hess als Drehbuchautorin. Schon während des Studiums an der Universität der Künste (UdK) in Berlin war sie als Programm- und Regieassistentin, Journalistin und Drehbuchlektorin tätig. Ihr erster bundesweiter Erfolg war zugleich ihre UdK-Abschlussarbeit: Die von Regisseur Achim von Borries verfilmte Produktion Was nützt die Liebe in Gedanken kam 2004 in die Kinos; ihr erster Fernsehfilm folgte 2007 mit Die Frau vom Checkpoint-Charlie.
„Serien erschaffen eine ganze Welt“
Doch Annette Hess schätzt vor allem das Serienformat: Die Länge der Darstellungsform erlaube ihr, Figuren vertieft zu erzählen und Charakterzüge „nachvollziehbar zu gestalten“. Auch könne ein Erzähler intensiver in Themen eindringen und mehr Atmosphäre erzeugen, als dies im Film möglich sei. Ihre TV-Serien zu historischen Themen, Weissensee (ab 2010) und Ku’damm 56/59 (ab 2016), erreichten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Millionen Zuschauer. „Eine gute Serie kann eine ganze Welt erschaffen“, so die Autorin.
Weissensee ist eine Serie über den Niedergang der DDR und über zwei Familien in Ost-Berlin, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Während eine Familie stramm regimetreu für die Stasi arbeitet, zählt sich die andere zum kritischen Milieu.
| Foto (Zuschnitt): © picture-alliance/dpa/Nestor Bachmann
Geschichte über Geschichten erleben
Ihr Antrieb sei dabei jedoch nicht, Historie einfach nachzuerzählen – das sei ähnlich langweilig wie Geschichtsunterricht in der Schule. Stattdessen versuche sie, lebendige Figuren zu kreieren, mit denen der Zuschauer „Geschichte miterlebt“. Dafür geht sie beim Schreiben oft von persönlichen Erfahrungen aus, bevorzugt aber für das Entwickeln der Geschichten eine zeitliche und örtliche Distanz, wie sie dem Tagesspiegel verriet. Mit dem Sujet DDR beispielsweise hat Annette Hess wenig biografische Berührungspunkte, und doch bewegt sie die ostdeutsche Geschichte. Die DDR sei immer noch „ein Stück Rätsel“ für sie.
Und nun ein Buch
In ihrem Romandebüt Deutsches Haus, das 2018 erschien, bleibt Annette Hess ihrem Prinzip treu, Geschichte mittels persönlicher Geschichten zu erzählen: Eine junge Frau arbeitet 1963 beim ersten Auschwitzprozess in Frankfurt als Dolmetscherin und muss sich im Verlauf der Verhandlungen mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinandersetzen. Der Roman wurde laut Verlagsangaben bereits ein halbes Jahr nach Erscheinen in 15 Länder verkauft.
Bei Ku’damm ’56 und ’59 geht es um Emanzipation in den 1950er-Jahren: Wie es um die deutsche Gesellschaft in der Nachkriegszeit und während des Wirtschaftswunders bestellt war, stellt die Drehbuchautorin Annette Hess am Beispiel der familienbetriebenen Tanzschule Galant am Ku’damm dar.
| Foto (Zuschnitt): © ZDF/Stefan Erhard
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