Ein Dokumentarfilm von Thomas von Steinaecker
Luigi Nono – Der Klang der Utopie

Das Festival des deutschen Films präsentiert 2025 in Rom den Dokumentarfilm „Luigi Nono – Der Klang der Utopie“ von Thomas von Steinaecker. Luigi Nono war ein italienischer Komponist (1924–1990), der bis heute als Revolutionär und Träumer gilt. Sein ganzes Leben lang suchte er nach einer besseren Welt und versuchte, diese in neuen Klängen auszudrücken. Mit seinen politischen Opern erlangte er weltweite Berühmtheit. Der deutsche Regisseur Thomas von Steinaecker widmete ihm den Dokumentarfilm anlässlich seines 100. Geburtstags.
Von Sarah Wollberg
Musik und Politik
Betrachtet man Luigi Nonos Opern der 1960er Jahre, wird deutlich, dass Musik für ihn untrennbar mit politischer Aussagekraft verbunden war. „In diesen Jahren verstärkt sich sein Wille, mit Musik eine politische Botschaft zu vermitteln, immer mehr – und seine Werke rufen Skandale hervor“, so von Steinaecker.Die Uraufführung seines Bühnenwerks Intolleranza 60 am 13. April 1961 im Teatro La Fenice in Venedig wurde von Neofaschisten gestört, die „Viva la polizia“ riefen. Diese Auseinandersetzungen zogen sich bis in die 1970er Jahre hinein. „Dann kommt der Moment, der als Wendepunkt in seinem Schaffen gilt“, erklärt von Steinaecker. „Musik und Politik nähern sich in diesen Jahren immer weiter an, bis sie sich schließlich überschneiden – doch dann gehen sie wieder auseinander. Er gerät in eine Sackgasse und sucht nach neuen musikalischen Wegen.“
Die Beziehung zu Deutschland
Bereits in den 1950er Jahren nahm Luigi Nono an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil, wo er auch Karlheinz Stockhausen kennenlernte. Bald wurde er dort selbst Dozent und einer der wichtigsten Vertreter der Seriellen Musik. Vor allem in den 1980er Jahren zog es ihn dann immer stärker nach Deutschland. Er komponierte dort im Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung des Südwestfunks in Freiburg. „Tatsächlich wurde seine Musik zu Lebzeiten am häufigsten in Deutschland gespielt“, so von Steinaecker. „Das ist einer der vielen Widersprüche, mit denen er lebte, er ging in die BRD und wurde von ihr gefördert, obwohl er sie stark kritisierte.“ Während seiner Zeit in Freiburg entwickelte er eine große Affinität zum Schwarzwald und zur deutschen Romantik sowie zu deutschen Philosophen und Dichtern wie Walter Benjamin und Ingeborg Bachmann, deren Texte in sein Schaffen einflossen.Was ist ein Mensch?

Porträt Luigi Nono | © NDR - Luigi Nono - Das Porträt, 13.12.1988
Der Film beginnt mit der Frage: „Was ist ein Mensch?“ Die Antwort darauf ist nicht einfach. Doch Nonos Geburtsstadt Venedig, die im Film in atmosphärischen Aufnahmen gezeigt wird, hilft dabei, sich ihr anzunähern. „Venedig mit seiner Mischung aus Himmel und Wasser, mit seinem ewigen Glitzern – das ist eine wunderbare Metapher für Nono selbst“, offenbart von Steinaecker. Wie seine Stadt sei auch Luigi Nono schwer zu fassen. Doch genau darin liege die große Faszination – sowohl für Venedig als auch für Nono. „Vielleicht gilt das für den Menschen an sich“, meint von Steinaecker abschließend. „Wenn es so einfach wäre, ihn zu definieren, wäre es auch ziemlich langweilig“, sagt er mit einem Lächeln und lässt uns ein Stück weit teilhaben an dem Geheimnis des Menschen Luigi Nono. Für viele war er vor allem „ein wunderbarer Mensch“ – so die letzten Worte im Film. Von Steinaecker bestätigt: „Er muss als Mensch wirklich eine zauberhafte Seite gehabt haben. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, auch in Berlin, wo er eine Zeit lang lebte. Alle erzählten mir, dass sein Leben völlig chaotisch war, teils bis zur Selbstzerstörung – doch wenn er den Raum betrat, drehten sich alle nach ihm um. Man hing an seinen Lippen.“ Seine Kompromisslosigkeit, so zeigt der Film, übt bis heute vor allem eines aus: Faszination.
Luigi Nono – Der Klang der Utopie wird am 22. März 2025 um 19 Uhr in Rom beim Festival des Deutschen Films in Anwesenheit des Regisseurs gezeigt. Eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.