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Ausgesprochen ... integriert
Brot Forever

Hund und Brotscheibe – Was lieben Deutsche so sehr wie ihr Brot? Höchstens ihren Hund vielleicht.
Was lieben Deutsche so sehr wie ihr Brot? Höchstens ihren Hund vielleicht. | © mauritius images / Ekaterina Demidova / Alamy / Alamy Stock Photos

Wofür wird Deutschland im Ausland gefeiert? Für Bier und Brot natürlich. Warum letzteres deutlich besser schmeckt, seit das Feuer erfunden wurde, welchen credit man den alten Ägyptern in der Disziplin Brotbacken geben sollte, und was Brote mit Patriarchen zu tun haben – davon erzählt Sineb el Masrar.
 

Von Sineb El Masrar

Deutschland ist weltweit für eine Fülle von verschiedenen Brotsorten bekannt. Es ist ein wenig wie mit dem Bier, für welches dieses Land auch recht bekannt ist und geliebt wird. Das jährliche Oktoberfest wurde das erste Mal 1810 zu Ehren der Hochzeit des bayerischen Kronprinzen Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese gefeiert. Es zieht bis heute Millionen von Menschen weltweit wie Magnete an. Diese Menschen landen nicht selten irgendwann glücklich, blau und lallend mit der Brezel in der einen Hand und dem Bierkrug in der anderen auch mal unter dem Tisch. Selbst wenn es altbacken und irgendwie aus der Zeit gefallen wirkt, zahlreiche Menschen lieben das Oktoberfest einfach. Manche Traditionen halten sich einfach von Generation zu Generation und stecken auch über die Landesgrenzen weitere Menschen und damit neue Generationen an.

Fett und Brot – ein köstliches Match

Ähnlich ist es mit dem Brot. Es soll in Deutschland beachtliche 3.000 Brotsorten geben. Seit der Corona-Pandemie, als viele Haushalte dazu übergegangen sind, ihre Brote selbst zu backen, sind möglicherweise noch ein paar neue Sorten dazugekommen. Ich selbst mische in meinen Brotteig gerne verschiedenen Nüsse. Die Brote werden durchs Toasten noch aromatischer, und jede Brotzeit wird zum Hochgenuss. Als Belag genügt oft schon allein Butter. Oder man tunkt das Brot in gutes Olivenöl, wie es aus den mediterranen Regionen bekannt ist. So oder so, beide Fette ergeben mit Brot ein köstliches Match, wie man heute in Online-Dating-Sprech sagen würde.

Getreidebrei für alle!

Alles begann mit dem Getreide. Sowohl beim Bier als auch beim Brot. Vor circa 30 tausend Jahren ging es mit dem Getreidebrei los. Die einen verputzten diesen sofort gegen den Hunger. Die anderen ließen ihn etwas gären, bevor sie ihn verspeisten, und freuten sich anschließend vermutlich über ihren Rauschzustand. Damals war quasi jeden Tag Oktoberfest. Als dann noch Feuer dazu kam, nahm das Backerlebnis seinen Lauf, und der Getreideanbau wurde Teil des Lebens der Menschheit, wodurch die Menschen schließlich auch sesshaft wurden. Hat uns etwa das Getreide und das Brot das Patriarchat eingebrockt? Denn es heißt ja, dass durch die Sesshaftwerdung vor circa elftausend Jahren das Patriarchat Einzug erhielt. Was bedeutet das für die Emanzipation heute? Mehr oder weniger Brot? Boykott? Oder einfach Brot und Getreide für alle mit und ohne Gluten?

Sauerteig ist King

Eins ist noch wichtig: Das deutsche Brot wäre nix ohne das Zutun von Menschen aus anderen Teilen der Weltkugel. Denn Brot ohne Hefe ist nur halb so aufregend und haltbar. Das weiß jeder, der*die gerne Brot backt. Die ganzen Brotsorten der Deutschen wären nichts ohne die Erfindung des Sauerteigs. Ohne Sauerteig kein Weizenmischbrot, kein Roggenbrot und kein Vollkornbrot. Und wer hat den ersten Sauerteig erfunden? Die Schweizer? Nein! Die Pyramiden-Akrobaten aus dem alten Ägypten! Deutschland meets Nordafrika. Sie gehören zusammen wie Weizen, Salz, Wasser und Hefe. Wir sind, was wir essen, und selbst die größten Patrioten sind multikulti, ob sie es wollen oder nicht. In diesem Sinne: Backen wir uns ein großes Brot, rufen unsere Lieben an den Esstisch, teilen die Köstlichkeit und gedenken all dessen, was uns die Sesshaftigkeit an Gutem gebracht hat. Schöne Brotzeit allerseits!
 

„AUSGESPROCHEN …“

In unserer Kolumnenreihe „Ausgesprochen …“ schreiben im Wechsel Sineb El Masrar, Susi Bumms und Maximilian Buddenbohm. El Masrar schreibt über Einwanderung und die Multi‑Kulti‑Gesellschaft in Deutschland: Was fällt ihr auf, was ist fremd, wo ergeben sich interessante Einsichten?

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