Alles zur EM 2024 in Deutschland
Pinkes Trikot und grüne Versprechen
In diesem Sommer dreht sich alles um die Fußball-EM der Männer in Deutschland. 24 Länder, 10 Städte und Millionen Fans. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengestellt: Hier erfährst du alles, was du für deinen nächsten Kneipenabend wissen musst.
Von Alina Schwermer
Schon wieder ein Sommermärchen?
Nach über 30 Jahren ist es wieder so weit: In Sommer 2024 findet die Fußball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland statt. Das Turnier beginnt am 14. Juni mit dem Spiel Deutschland gegen Schottland in München und endet mit dem Finale am 14. Juli in Berlin. Zuletzt war Deutschland im Jahr 2011 bei der Weltmeisterschaft der Frauen Gastgeber eines Fußball-Großturniers. In Erinnerung blieb vielen allerdings vor allem das letzte Großturnier der Männer: Die WM 2006, die in Deutschland als „Sommermärchen“ bekannt ist und stark idealisiert wird. Später zeigten Recherchen, dass die Vergabe nach Deutschland wohl unrechtmäßig ablief. Doch zurück zur Europameisterschaft: Insgesamt war Deutschland bisher dreimal Gastgeber einer Fußball-EM: zweimal bei den Frauen, einmal bei den Männern. Beide Nationalteams sind Rekord-Europameister*innen. Die Frauen siegten acht Mal, die Männer holten den Titel drei Mal und teilen sich den Rekord mit Spanien.
24 Länder, 10 Städte
An der EM 2024 nehmen 24 Teams teil. Sie spielen zunächst in sechs Gruppen eine Vorrunde aus. Die starken und schwachen Lostöpfe sind ein Wettbewerbsvorteil für erfolgreiche Länder – sie verhindern, dass Favoriten einander früh rauswerfen. Das deutsche Team spielt in einer Gruppe mit Schottland, Ungarn und der Schweiz. Die erstplatzierten und zweitplatzierten Teams qualifizieren sich fürs Achtelfinale; auch die beiden besten Gruppen-Dritten kommen weiter. Das Turnier findet in zehn Städten statt: München, Berlin, Dortmund, Stuttgart, Hamburg, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Leipzig, Köln und Frankfurt. Das größte Stadion wird Berlin mit 70.000 Plätzen sein – das Dortmunder Stadion könnte mit seiner riesigen Stehplatz-Kurve zwar noch mehr Fans aufnehmen, diese werden aber bei der EM nicht genutzt –, das kleinste ist Leipzig mit 42.000 Plätzen. Leipzig ist auch der einzige Standort auf ehemals ostdeutschem Gebiet. Insgesamt stehen 2,7 Millionen Tickets für die Fans zur Verfügung.
Ganz neu dabei
Die Europameisterschaft 2024 ist vor allem für ein Land ein besonderes Turnier: Georgien hat sich erstmals überhaupt qualifiziert. Auch für die Ukraine ist die EM vor dem Hintergrund der russischen Invasion kein gewöhnliches Turnier. Der Krieg in der Ukraine spiegelt sich im Teilnehmerfeld: Die europäischen Staaten haben Russland vom Turnier ausgeschlossen.
Motto: Fair Play
Die deutschen Turnier-Organisatoren werben damit, dass die EM ein „Heimspiel für Menschenrechte“ werden solle. So verpflichtet sich der europäische Verband UEFA, das deutsche Lieferkettengesetz bei der Herstellung von Trikots im Ausland einzuhalten. Kinderarbeit und unfaire Löhne sollen damit vermieden werden. Zudem können sich etwa Arbeiter*innen, Fans und Journalist*innen an eine Beschwerdestelle wenden, wenn ihre Rechte verletzt wurden. Und Ticketbesitzer*innen dürfen am Spieltag kostenlos den Nahverkehr und vergünstigt den Fernverkehr nutzen. Die EM-Gruppen wurden in regionale Cluster aufgeteilt, um für kurze und damit nachhaltigere Reisewege zu sorgen. Soziale und ökologische Versprechen bei Großturnieren gehören allerdings mittlerweile zum Standardrepertoire im Marketing.
Grüner wird’s nicht
An der Umsetzung des Menschenrechtskonzepts gab es einige Kritik. Expert*innen urteilten, dass Deutschland mit seinem Konzept zu spät dran sei; große Teile der Turniervorbereitung waren bereits gelaufen. Auch am Versprechen der „grünsten EM aller Zeiten“ gab es Kritik: Das Öko-Institut hat für die Bundesregierung berechnet, dass die EM etwa 490.000 Tonnen Co2-Äquivalente ausstoßen wird, was vergleichbar ist mit vorherigen Turnieren.
Wie stehen die Chancen für Deutschland?
In Deutschland hofft der Deutsche Fußballbund (DFB) darauf, mit der EM sein durch Korruption und sportlichen Misserfolg angeschlagenes Image zu verbessern. Das deutsche Männerteam hat nach drei schwachen Großturnieren mit Julian Nagelsmann seit 2023 einen neuen Bundestrainer. Nagelsmann ist erst 36 Jahre alt und gilt als Star der Branche. Seine Verpflichtung auch über die EM hinaus war für den DFB ein Coup. Er hat vielen neuen Spielern eine Chance gegeben. Auch mit einigen Marketing-Aktionen wie dem sehr erfolgreichen pinken Auswärtstrikot und einem selbstironischen Werbeclip hat das Team zuletzt wieder mehr Sympathien gesammelt. In Umfragen vom Frühjahr 2024 hielten 28 Prozent der Deutschen sogar einen EM-Sieg für wahrscheinlich.
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