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Umwege | Augsburg
Ausgezeichnete Wasserkultur

Venedig? Nein, Augsburg! Hier gibt es übrigens mehr Brücken als in der italienischen Gondelstadt.
Venedig? Nein, Augsburg! Hier gibt es übrigens mehr Brücken als in der italienischen Gondelstadt. | Foto (Detail): © Adobe

Kaum zu glauben! In Augsburg gibt es mehr Brücken als in Venedig, zudem sprudelnde Brunnen und unzählige Wasserläufe. Die Römer bauten das erste Aquädukt, die Augsburger*innen perfektionierten später das Wassersystem – schwäbische Ingenieurskunst in der ältesten Stadt Bayerns.
 

Von Daniel Hinz

Das UNESCO-Weltkulturerbe in der bayrischen Stadt Augsburg sind keine antiken Ausgrabungen, ist keine prunkvolle Kirche oder die historische Innenstadt – nein. Seit 2019 steht etwas ganz Einmaliges auf der Kulturerbe-Liste: das Augsburger Wassermanagement-System. Es umfasst mächtige Wassertürme, prächtige Trinkwasserbrunnen und die 199 Kilometer langen Wasserläufe, die durch die Altstadtgassen fließen. Gemeinsam liefern sie teils schon seit mehr als 1000 Jahren Trinkwasser und Wasserkraft für die Stadt. Das System ist so imposant, dass die UNESCO gleich das gesamte Ensemble zum Welterbe erklärte.

Die Augsburger*innen könnte man als die Influencer des Mittelalters bezeichnen: Sie errichteten 1414 den ersten Wasserturm in ganz Mitteleuropa, den Großen Wasserturm. Er steht am Roten Tor, gleich neben dem Ort, an dem heute das deutschlandweit bekannte Puppentheater residiert – die Augsburger Puppenkiste. Der Turm wurde zunächst aus Holz gebaut, später gemauert und auf sieben Geschosse erhöht.

Dafür schauten sich die Augsburger*innen eine Technik aus norditalienischen Städten ab: Mit Wasserrad getriebene Kolbenpumpen förderten Trinkwasser in die Wassertürme. Von dort gelangte das Wasser über eine Fallleitung und Holzrohre zu zunächst sieben öffentlichen Laufbrunnen. Außerdem schlossen die Ingenieure bereits im 16. Jahrhundert einige Häuser an fließendes Wasser an. Das ausgeklügelte Wassersystem ließ die Handwerksbetriebe florieren. So wie etwa die 1609 fertiggestellte Stadtmetzgerei. Der Fluss Lech wurde direkt durch die „Stadtmetzg“ geleitet – im Gebäude blieb das Fleisch kühl und die Entsorgung der Abfälle erledigte sich gleich mit.

Noch mehr Sehenswürdigkeiten lohnen einen Zwischenstopp in der 300.000-Einwohner-Stadt. Von der allseits beliebten, traditionsreichen Augsburger Puppenkiste und dem römischen Erbe war schon die Rede. Nicht zu vergessen sind aber auch die große historische Altstadt und die in der Zeit der Renaissance errichtete Fuggerei – eine Stiftung der gleichnamigen Kaufmannsfamilie und die wohl älteste bestehende Sozialbausiedlung der Welt.

Zum ausgezeichneten Wassersystem gehören übrigens auch zahlreiche Brunnen, die in der Altstadt kostenlos Trinkwasser spenden, sowie 530 Brücken. Damit besitzt Augsburg sogar mehr Brücken als – Venedig! Und mehr Kilometer an Wasserkanälen als der italienische Tourismusmagnet ebenfalls.

UMWEGE

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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