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Gespräche auf der Frankfurter Buchmesse
Roberto Saviano auf der Buchmesse 2024 – trotz allem

Foto des Gesprächs mit Roberto Saviano auf der Frankfurter Buchmesse 2024
Roberto Saviano auf der Frankfurter Buchmesse 2024 | © Goethe-Institut Italien | Foto: Marco Maffeis

Die Vorgänge rund um seine Nicht-Einladung und schließlich doch Einladung zur Buchmesse haben den Schriftsteller, bekannt für seine kritische Haltung gegenüber der aktuellen italienischen Regierung, zu einem der größten Publikumsmagneten in Frankfurt gemacht.

Von Marco Maffeis

Gefühl der Revanche

Wie ist es für Saviano, heute hier zu sein? Er beginnt mit einem Lächeln: „Um den italienischen Pavillon habe ich einen weiten Bogen gemacht“, wird aber sofort wieder ernst und kommt direkt zur Sache: „Hier zu sein, ist ein bisschen wie eine Rache für mich. Denn das Ziel war ja nicht, zu verhindern, dass ich zur Buchmesse komme, sondern eine Botschaft zu vermitteln – zu sagen: Wer sich auf eine bestimmte Art mit Italien auseinandersetzt, der repräsentiert es nicht.“

Kein Nestbeschmutzer, sondern Dissident

Sein Gesprächspartner Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin, weist die Definition zurück, die auch heute noch ein Teil der italienischen Presse auf Saviano anwendet: ein Verleumder, der folglich der Regierung schade. Saviano sei alles andere als ein „Nestbeschmutzer“ – Yücel beschreibt ihn als einen „Patrioten im besten Sinne des Wortes“, einen Dissidenten, also einen, der sein eigenes Leben in den Dienst des Kampfes für die Demokratie stellt und die Konsequenzen dafür auf sich nimmt.

Autokratische Tendenzen in der Presse

Zu den Auswirkungen – nicht nur auf seine Person, sondern auch auf andere Dissident*innen – zählt Saviano das „systematische Massaker an Intellektuellen in Zeitungen der extremen Rechten“, wobei er vier Aspekte hervorhebt: Erstens ist diese Gewalt so konstant, dass sie mittlerweile normal scheint; zweitens sitzen bei gewissen Zeitungen die Redakteur*innen zugleich auch im italienischen Parlament; drittens sind die Leser*innen sich nicht im Klaren darüber, dass ein großer Teil des italienischen Journalismus laufend auf Erpressung zurückgreift; und schlussendlich fasst diese autokratische Praxis momentan auch in Deutschland Fuß.

Savianos Appell zwischen den Zeilen ist, wachsam zu bleiben gegenüber jeder Form des Populismus, auch weniger sichtbaren. Der Populismus, so Saviano, werde die kulturelle Hegemonie nicht dadurch erlangen, dass er seine eigenen Ideen durchsetzt, sondern dadurch, dass er es bequem macht, mit der Macht zu kollaborieren, und unbequem, Stellung zu beziehen.

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